Kinder und ihr Terminkalender

Mädchen kontrolliert ihren Terminkalender
"Hab ich da noch einen Termin frei?"
Foto: © tan4ikk


Inhaltsverzeichnis für diesen Artikel:

  • Montag: 16 Uhr Klavierunterricht
  • Dienstag: 15.30 Uhr Fußball-Training
  • Mittwoch: 14 Uhr Ergotherapie und 16 Uhr Schwimmkurs
  • Donnerstag: 16 Uhr Christenlehre
  • Feitag: 15.30 Fußball-Training

So oder so ähnlich sieht die Wochenplanung von vielen Kindern aus. Übertrieben? Nein, leider nicht. Nach dem Kindergarten oder der Schule haben die wenigsten Kinder heute wirklich frei. Sportvereine, Musikschulen und Kirchen locken mit einem breiten Angebot an Aktivitäten und betonen immer wieder, wie wichtig es ist, den Nachwuchs rechtzeitig zu fördern. Hinzu kommen notwendige Therapien, wie etwa Logopädie, Ergotherapie oder Physiotherapie, welche zwingend auf dem Programm stehen. Nicht nur größere Kinder sind zeitlich ausgebucht, auch Babys und Kleinkinder haben schon ihre Termine. Ob Babyschwimmen, Stillgruppe, Babymassage, PEKIP-Kurs oder musikalische Früherziehung - fast scheint es, als ginge es ohne all diese Termine einfach nicht mehr. Als Folge dessen sind die Kleinen häufig gereizt, haben schlechte Laune und Probleme beim schlafen.

Fördern oder Überfordern?

Unsere Kinder haben heute einen ähnlich vollen Terminkalender wie ein Manager. Doch ist es wirklich so gut, wenn jede Stunde verplant ist? Wenn ein Kurs den nächsten jagt und kaum noch Zeit für Hausaufgaben oder freie Zeit mit Freunden oder der Familie bleibt? Wo fängt Förderung an und wo beginnt Überforderung? An dieser Stelle sei angemerkt, das sich nicht nur Kinder durch ein volles Tagesprogramm oftmals überfordert fühlen. Auch die Eltern sind ständig gefragt und fungieren als Taxiunternehmen rund um die Uhr. Neben ihrem Beruf und dem Haushalt müssen sie für ihre Kinder planen und deren Freizeitaktivitäten in ihren eigenen Alltag integrieren.

Es ist verständlich, dass Eltern für Ihren Nachwuchs nur das Beste wollen. Die Kinder sollen gefördert, vorhandenen Neigungen unterstützt und Talente genutzt werden. Doch dabei ist es ratsam, stets das Kind im Blick zu haben. Die Schule an sich ist schon anstrengend genug und wem das Lernen nicht gerade leicht fällt, der muss sich nach Schulschluss gegebenenfalls noch einmal auf den Hintern setzen und Stoff nachholen. Hausaufgaben sind zu erledigen und für anstehende Tests müssen sich die Kinder ebenfalls vorbereiten. Egal ob Kindergarten- oder Schulkind: nach dem Vormittag brauchen Kinder einfach eine Erholungsphase. Sie brauchen Zeit, um Dinge zu verarbeiten und um einfach "runter zu fahren". Wir Erwachsenen kennen das doch auch: es tut einfach gut, wenn wir einmal gar nichts tun und einfach so vor uns hindösen.

Zeitmanagement für Kinder

Kommen Nachmittagstermine dazu, so sollte man als Eltern immer schauen, ob noch ausreichend freie Zeit für das Kind vorhanden ist. Sicher ist nichts dagegen zu sagen, wenn der Nachwuchs zwei oder drei Termine in der Woche wahrnimmt. Doch wenn Freunde des Kindes anfragen, ob sie zu Besuch kommen können und wir als Eltern erst ewig nach einem freien Termin Ausschau halten müssen - dann läuft etwas schief. Und auch wenn das Kind selbst darüber klagt, dass es keine Zeit mehr für sich und andere hat, sollte man darüber nachdenken, das eine oder andere aus dem Kalender zu streichen.

Die freie Zeit, die Kinder mit anderen Gleichaltrigen verbringen, ist sehr wertvoll und sollte nicht unterschätzt werden. Im Miteinander beim Spielen, Toben und "durch die Gegend stromern" lernen sie manchmal mehr als durch einen speziellen Kurs oder ein Training. Kinder brauchen einfach Phasen, in denen sie frei von jeder äußeren Einschränkung einfach Kind sein dürfen. Phasen, in denen weder Leistungs- noch Zeitdruck herrscht. Geben wir unseren Kindern diese Zeiten, so tragen wir maßgeblich zu einer glücklichen Kindheit bei. Und wenn weniger Stress und Hektik den Alltag bestimmen, so profitieren alle Familiemitglieder von einem harmonischen Miteinander.
Text: K. L. / Stand: 14.05.2022

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