Bonding - Frühkindlicher Beziehungsaufbau

Text: K. L. (Mutter / Stillberaterin) / Letzte Aktualisierung: 02.08.2023

Bonding beim Baby
Bonding: Körperkontakt ist für Babys wichtig - Foto: © pololia - stock.adobe. com - Noch ein Foto: Baby kuschelt

Gedämpftes Licht im Geburtszimmer. Das soeben geborene Baby liegt nackt auf dem Bauch der Mutter, eventuell mit einem wärmenden Schafffell zugedeckt. Mit winzigen Bewegungen robbt es sich ganz langsam in Richtung der mütterlichen Brust. Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Brustwarzen bereits während der Schwangerschaft größer und dunkler werden, damit das Neugeborene sie besser findet. Und dann: das erste Saugen und ein Blick zwischen Baby und Mutter, der tiefer nicht sein könnte.

In diesem Blick liegt eine Vertrautheit und eine tiefe Liebe, die man so gar nicht beschreiben kann. Die Mutter und ihr Baby lernen sich mit allen Sinnen kennen. Körperkontakt, Geruch, Geschmack und die Wärme des jeweils anderen werden intensiv wahrgenommen. Das sind Augenblicke, denen ein ganz besonderer Zauber anhaftet; Augenblicke, die man nie im Leben wieder vergisst. Das ist Bonding - der frühe Beziehungsaufbau zwischen Mutter/Vater und dem Neugeborenen.

Warum ist der frühkindliche Beziehungsaufbau so wichtig?

Doch nicht jeder Start ins Leben verläuft so optimal. Bei einem Kaiserschnitt etwa, der in Vollnarkose erfolgt, kann die Mutter die ersten Minuten mit ihrem Baby überhaupt nicht erleben. Einige Neugeborene kommen auch direkt nach der Geburt in die Kinderklinik, manche müssen sogar intensivmedizinisch betreut werden. Geht diesen Eltern und Kindern die Erfahrung des Bondings verloren? Wissenschaftler sind sich heute einig, dass die ersten Minuten und Stunden im Leben eines Neugeborenen prägend sind. Und doch kann das Bonding auch noch Tage nach der Geburt des Babys nachgeholt werden.

Bei einem Kaiserschnitt kann zwar unter Umständen die Mutter ihr Baby nicht gleich im Arm halten, aber meist gibt es doch einen Vater, der das Neugeborene liebevoll begrüßen kann. Nach Möglichkeit sollte auch hier der uneingeschränkte Körperkontakt praktiziert werden, das heißt, dass Baby und Vater sich nackt spüren können. (Deshalb sollte der Vater bei der Geburt dabei sein.) Hat sich die Mutter von der OP erholt oder besucht sie zum ersten Mal ihr Kleines auf der Kinderstation, so sollten beide die Möglichkeit haben sich ungestört kennen zu lernen. Dimmen Sie das Licht, schaffen Sie so gut es die äußeren Umstände erlauben eine angenehme Atmosphäre und legen Sie sich Ihr Baby auf den Bauch oder an die Brust. Schauen Sie ihm in die Augen. Genießen Sie jede Sekunde. Dieses Erlebnis kann Mutter und Kind für die fehlende Zeit direkt nach der Geburt entschädigen.
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Welche Vorteile bringt Bonding mit sich?

In der Gebärmutter fühlt sich das Baby geborgen. Kommt es auf die Welt, so ist ihm erst mal alles fremd. Das meist helle Licht blendet und die Geräusche werden ungedämpft wahrgenommen. Wo bin ich? Was passiert jetzt? Ah - da ist meine Mutter. Vertraut, warm, weich. Ihr Herzschlag und Ihre Stimme - bekannt. Das Neugeborene fühlt sich an die Zeit in der Gebärmutter zurück erinnert. Diese Erinnerung kommt auch im Babytragetuch zurück. Dieses kann für das Bonding ebenfalls hilfreich sein.

Bonding begleitet Eltern und Kind durch das erste Jahr

Bonding hilft Eltern und Baby nicht nur sofort nach der Geburt sich zurecht zu finden. Auch im gesamten ersten Jahr hilft es die Bindung zwischen Eltern und Baby zu stärken. Dabei hilft es, wenn Besuche in der ersten Zeit nur sehr selten stattfinden. Genießen Sie die ersten Tage zu Hause gemeinsam. Beim Stillen bauen Mutter und Kind dann eine enge Bindung auf. Aber auch der Vater kann eine Beziehung zum Kind aufbauen, indem er es oft trägt, mit ihm kuschelt, Blickkontakt aufnimmt oder ihm auch mal ein Fläschchen mit Muttermilch gibt.

Geborgenheit ist die Grundvoraussetzung um Vertrauen aufzubauen. Werden diese ersten Minuten so intensiv erlebt, so kommt die Milchproduktion hormonbedingt bei der Mutter besser in Gang und das Baby erlebt einen optimalen Stillstart. Es kommt wesentlich seltener zu Saugschwierigkeiten und die Stillbeziehung dauert deutlich länger als bei Mutter-Kind-Paaren, die in der Zeit getrennt waren.

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