Waldorfschulen in Deutschland

Text: D. S. (Pädagogin) / Letzte Aktualisierung: 14.05.2022

Unterricht in der Waldorfschule
Der Unterricht in Waldorfschulen ist meist etwas lockerer gestaltet - Foto: © Christian Schwier - stock.adobe. com

Was ist eine Waldorfschule?

Die Unzufriedenheit mit dem staatlichen Schulsystem wächst ständig. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern nehmen immer mehr ab und viele Eltern fühlen sich und ihre Kinder in den klassischen Schulformen in Deutschland nicht mehr gut aufgehoben. Spätestens seit der PISA-Studie findet die Wahl der passenden Schule wieder deutlich mehr Beachtung. Eine Alternative zu Gymnasium, Realschule oder Hauptschule ist die Waldorfschule. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der Waldorfpädagogik?

Rudolf Steiner - Begründer der Waldorfpädagogik

Der österreichische Esoteriker Rudolf Steiner lebte von 1861 bis 1925 und gilt als Begründer der Antroposophie, einer esoterischen Weltanschauung. Die erste Waldorfschule wurde 1919 von Rudolf Steiner in Stuttgart gegründet. Es handelt sich um eine Entwicklung im Zuge der Reformpädagogik auf Grundlage der Anthroposophie. Steiner wollte mit dieser Schule den Weg für die soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen ebnen. Kinder sollten hier gemeinsam unterrichtet werden, ganz gleich wie begabt sie sind und welcher Herkunft sie sind. Rudolf Steiner stellte sich damit gegen das vorherrschende staatliche Schulsystem, dass das Prinzip der Auslese förderte und bis heute fördert.

Methoden und Didaktik in der Waldorfschule

In der Waldorfschule besuchen alle Schüler gemeinsam 12 Schuljahre, ein Sitzenbleiben gibt es hier nicht. Hier gilt das Prinzip der gleichberechtigten Förderung aller Schüler, das das "Denken", "Fühlen" und "Wollen" der Schüler gleichermaßen umfasst. Im Vergleich zu den "herkömmlichen" Schulen wird in der Waldorfschule daher deutlich mehr Wert auf handwerkliche und künstlerische Fächer gelegt.

In den ersten Jahren des Unterrichts sind sowohl die Inhalte als auch die Formen des Unterrichts auf die Entwicklungsprozesse des kindlichen Lernens abgestimmt. Auf eine Leistungsdifferenzierung wird so weit es geht vermieden. Ein Sitzenbleiben ist nicht möglich. Alle Schüler eines Jahrgangs werden unabhängig von ihren Begabungen gemeinsam unterrichtet. Eine Unterteilung in verschiedene Leistungsniveaus erfolgt frühestens in den oberen Klassen. So haben schnell begreifende Schüler die Gelegenheit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an langsamere Mitschüler weiterzugeben. Das gegenseitige Erklären und das gemeinsame Begreifen stehen im Mittelpunkt dieser Art des Unterrichts. Ab der ersten Klasse werden zwei Fremdsprachen unterrichtet und die Förderung der kreativen Kräfte der Kinder steht immer im Vordergrund.

Der Unterricht in der Waldorfschule wird in den ersten acht Jahren von einem Klassenlehrer übernommen, der nach Möglichkeit nicht wechselt. Anstatt in vorgegebenen Formen zu arbeiten und starre Regelwerke umzusetzen, richtet sich der Unterricht nach den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Schüler. Selbst gestaltete Epochenhefte ersetzen die meisten Lehrbücher und der Epochenunterricht steht anstelle des klar gegliederten Fachunterrichts. Fächer, in denen Sachgebiete geschlossen behandelt werden können, wie zum Beispiel Deutsch, Naturwissenschaften und Geschichte werden in Form des Epochenunterrichts abgehalten. Fächer, in denen ständige Übung notwendig ist, wie zum Beispiel in den Fremdsprachen, wird in Form des Fachunterrichts erteilt.

Probleme und Chancen in Waldorfschulen

Der Besuch einer Waldorfschule ist ab der ersten Klasse möglich. Es handelt sich um eine staatlich anerkannte Ersatzschule und kann daher ohne Probleme anstelle einer Grundschule, Realschule etc. besucht werden. An Waldorfschulen in Deutschland können alle Schulabschlüsse abgelegt werden, die auch an staatlichen Schulen möglich sind. Der Schulabschluss wird - ganz gleich welcher Art - nach 12 Schuljahren erreicht. An vielen Waldorfschulen ist es jedoch üblich, für Schüler, die das Abitur ablegen möchten, eine zusätzliche 13. Klassenstufe anzubieten, in der weniger, der handwerklich-künstlerirsche Unterricht im Vordergrund steht, sondern viel mehr der Fachunterricht in den klassischen Abiturfächern. Probleme ergeben sich für Schüler einer Waldorfschule vor allem, wenn ein Schulwechsel notwendig ist. Hier fehlen oft die fachrelevanten Kenntnisse, die gleichaltrige Schüler an Regelschulen haben. Im Gegenzug zeigen Waldorfschüler in fast allen Fällen deutlich ausgeprägte Fähigkeiten im Bereich der Selbstorganisation und im Bereich kreativer Lösungsansätze.

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