Wie Kinder warten lernen

Text: A. W. (Familienberaterin) / Letzte Aktualisierung: 22.12.2022

Kleines Mädchen sitzt wartend auf einem Steg
"Mama, kommst du endlich?" - So lernen Kinder warten - Foto: © Jenny Sturm

Erfahren Sie in diesem Artikel wie Kinder warten lernen. Unsere Autorin gibt einige Tipps für ungeduldige Kinder.

Tipps für ungeduldige Kinder - So lernen auch die Kleinen das Warten

Viele Eltern kennen das: Eigentlich möchten sie nur gerade das Telefonat beenden oder kurz mit einer Freundin im Supermarkt reden. Das eigene Kind aber fordert Aufmerksamkeit "und zwar sofort". So lernen Mütter und Väter: Geduld ist nicht angeboren und muss zunächst erlernt werden. Glücklicherweise gibt es einige Möglichkeiten, die diesen Prozess erleichtern.

Für Kinder ist Aufmerksamkeit wichtig

Der Grund für eine gewisse Ungeduld bei Kindern liegt auf der Hand. War die sofortige Erfüllung von Bedürfnissen im Babyalter noch eine Selbstverständlichkeit, ändert sich das mit der Zeit. Auch Eltern müssen dann bestimmte Dinge erledigen und Kinder sind dazu aufgefordert, geduldig zu warten. Das tiefliegende Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bedürfniserfüllung jedoch kommt gerade den Kleinen dabei häufig in die Quere.

Eltern, deren Kinder besonders ungeduldig sind, zweifeln nicht selten an der eigenen Erziehung und Autorität. In dieser Situation ist es zunächst wichtig zu wissen, dass sie gerade in der Anfangszeit nicht für eine gewisse Ungeduld können. Es handelt sich schlicht um einen Prozess, in dem das Kind zunehmend erkennen muss, dass sich die Welt nicht nur um es dreht und dass Mama und Papa ebenfalls eigenständige Menschen sind. Das einzusehen, ist allerdings nicht leicht, denn für viele Kinder bedeutet das den Verlust von Aufmerksamkeit und teilweise auch Kontrolle und Sicherheit.

Warten lernen - Ständige Unterbrechungen sind nicht in Ordnung

Haben Eltern Verständnis dafür, dass das Warten lernen nicht von heute auf morgen geht und beweisen sie bei der Erziehung selbst einen kühlen Kopf, ist das für Kinder wertvoll. Unterbrechen die Kleinsten ihre Eltern dann in Gesprächen, bei Telefonaten oder auch anderen Tätigkeiten immer wieder, kann es mit der elterlichen Geduld jedoch schnell vorüber sein.

In einem solchen Moment ist es wichtig, das Kind nicht für seine Ungeduld zu bestrafen. Es versucht letztlich nur, sich die Aufmerksamkeit der Eltern zu sichern, weil es sich ohne sie unwohl fühlt. Dennoch sollten Eltern nicht jedem Ruf nach Aufmerksamkeit und jeder Aufforderung nach Bedürfniserfüllung sofort nachkommen. Sonst nämlich kann es passieren, dass das Kind das Warten nicht lernt und auch später ein sehr ungeduldiger Mensch ohne Verständnis für die Bedürfnisse anderer wird.

Das Kind darauf aufmerksam zu machen, dass es (aus Gründen) einen Moment warten muss und diese Aufforderung nicht noch einmal zu wiederholen, ist der richtige Schritt. Folgt hierauf Quengeln oder ein trotziges Aufstampfen, ist Ignorieren das Mittel der Wahl. So merkt das Kind, dass seine Strategie nicht aufgeht. Eltern bekommen hier jedoch häufig ein schlechtes Gewissen und fürchten, die Liebe des Kindes aufs Spiel zu setzen. Das jedoch ist eine unbegründete Angst, denn auch Ungeduld ist im Grunde nichts anderes als das Testen von Grenzen und das Ausloten der eigenen Kontrollfähigkeit.
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So lernen Kinder das Warten

Unterbricht das Kind seine Eltern beim Telefonieren oder in einem Gespräch, so sollten sie einmal sagen, dass es warten muss und das Kind dabei sanft mit der Hand an der Schulter berühren. Der körperliche Kontakt signalisiert: "Ich sehe dich und bin gleich für dich da." Viele ungeduldige Kinder beruhigen sich dann und lernen mit der Zeit, dass Warten nicht schlimm ist.

Auch darauf zu verzichten, jeden Wunsch sofort zu erfüllen, kann hilfreich sein. Eltern sollten ihre Tätigkeit nicht immer gleich unterbrechen, wenn ihr Kind etwas von ihnen möchte. Steht der Becher Saft dann fünf Minuten später auf dem Tisch, wird das Kind indirekt für seine Geduld belohnt und lernt, dass es auch einmal warten kann, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Und ist das Kind in einem Alter, in dem es Gesprächen gut folgen kann, dürfen sich Eltern gerne mit ihm über die Wichtigkeit von Geduld unterhalten. Hier ist es wichtig zu erklären, dass das Warten durchaus auch Vorteile haben kann. So kann Mama natürlich viel besser zuhören, wenn sie nicht durch etwas anderes abgelenkt wird. Erkennen Kinder, dass die Qualität der Aufmerksamkeit also nach einer kurzen Wartezeit sogar steigt, ist Geduld mit einem Lohnfaktor verbunden.

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