Trotzphase beim Kind

Text: K. L. (Mutter von 3 Kindern und Stillberaterin) / Letzte Aktualisierung: 09.06.2022

Trotzphase bei Kindern
Wann ist die Trotzphase beim Kleinkind vorbei? Mit 2, 3, 4 oder 5 Jahren? Foto: © Prostock-studio - stock.adobe. com

Trotzphase bei Kleinkindern mit 2, 3, 4 oder 5 Jahren - Was können Eltern tun?

Irgendwann zwischen dem zweiten und dem dritten Lebensjahr eines Kindes erleben Eltern den ersten heftigen Widerstand im Zusammenleben mit ihrem Nachwuchs. Die erste Trotzphase beim Kind ist da! Was tun?

Der oder die Kleine wehrt sich mit Händen und Füßen gegen fast alles, was die Eltern vorschlagen. Die jungen Wilden wollen sich nicht anziehen lassen, wenn Mama mit den Klamotten kommt, sie beharren darauf, unbedingt den riesigen Plüschteddy mit zum Einkauf in den Supermarkt zu nehmen und vor allem wollen sie auf gar keinen Fall ins Bett gehen. Viele Situationen im Alltag werden mit einem kategorischen NEIN kommentiert und das sonst so liebe Kind ist plötzlich stur wie ein alter Zickenbock. Eine anstrengende Phase für die Eltern!
Lesen Sie dazu auch: Wutanfall beim Kleinkind - Was tun?

Schaut man aber einmal genauer hin, so kann man erkennen, dass die Trotzphase ein sehr wichtiger Abschnitt in der Entwicklung eines jeden Kindes ist. Es ist die Zeit, in der die Kleinen ihr eigenes Ich ganz bewusst wahrnehmen und sich von den Eltern abgrenzen. Kinder im Trotzalter erleben zudem jeden Tag aufs Neue, dass manche Dinge, die sie wollen, einfach nicht so funktionieren. Sie stoßen an ihre eigenen Grenzen, sei es, dass sie malen wollen, aber einfach den Stift noch nicht so koordinieren können, wie es dafür notwendig ist, oder dass sie nach links laufen möchten, der Weg in den Kindergarten aber rechts um die Ecke führt. Dieses Hin- und Her ruft starke Gefühle hervor, welche sich in heftigen Trotzanfällen entladen können. Doch die Kleinen lernen in dieser Phase für ihr weiteres Leben: nicht alles, was sie sich wünschen und was sie wollen, wird erfüllbar sein. Diesen Frust auszuhalten und damit umgehen lernen ist für den weiteren Lebensweg von großer Bedeutung.

Wie mit einem Kind in der Trotzphase umgehen?

Doch wie gehen Eltern mit ihrem trotzigen Kind um? Was hilft, die Nerven zu behalten und nicht selbst mit in die Luft zu gehen? Nun, halten Sie sich bitte vor Augen, dass die Ich-Entwicklung des Kindes sehr wichtig ist. Das Kind mit seinem Gefühlsleben zu verstehen ist der erste Schritt, um mit dem ständigen Widerstand des Nachwuchses klarzukommen. Kinder in der Trotzphase wollen vieles, was einfach nicht geht. Sie müssen lernen und ausprobieren können, dass zum Beispiel die Schuhe von Papa für die eigenen kleinen Füße viel zu groß sind und dass man damit stolpern und hinfallen kann. Seien Sie also in manchen Situationen tolerant und lassen Sie das Kind einfach machen. Anders bei Situationen, die wirklich gefährlich werden können und bei Dingen, die Ihnen wichtig sind (beispielsweise Situationen im Straßenverkehr oder wenn Sie es eilig haben). Hier ist ein deutliches "NEIN" Ihrerseits angebracht. Doch wer immer nur mit "NEIN" antwortet, der wird irgendwann vom Kind nicht mehr gehört.
Wie Eltern mit ihrem trotzigen Kind im Alter von 2, 3, 4 oder 5 Jahren umgehen hängt natürlich auch vom Erziehungsstil ab! Eltern, die den Laissez faire Erziehungsstil bevorzugen, haben sicher eine andere Herangehensweise als Eltern, die einen autoritären Erziehungsstil oder demokratischen Erziehungsstil praktizieren. Wenn es Sie interessiert, können Sie sich bei uns auch über die unterschiedlichen Erziehungsstile informieren. Eine Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin erklärt die Merkmale und Auswirkungen der Erziehungsstile auf die Kinder.

Keine Angst vorm Trotzanfall

Haben Sie keine Angst vor einem Trotzanfall! Klar, ein schreiendes Kind an der Supermarktkasse ist sehr unangenehm. Aber wenn Sie nachgeben, so lernt Ihr Kind nur, dass es mit seinem Willen bei Ihnen durchkommt. Summen Sie in Gedanken ein Lied, überlegen Sie sich, was Sie morgen kochen werden und ignorieren Sie die Blicke der anderen Leute.

Nach Möglichkeit sollten Sie Situationen, bei denen mit heftigen Reaktionen Ihres Kindes zu rechnen ist, versuchen zu vermeiden beziehungsweise zu entschärfen. Vielleicht können Sie ja am Abend, wenn Papa zu Hause ist, ohne Kinder den Großeinkauf machen. Am Morgen stellen Sie den Wecker eine viertel Stunde eher, so gelangen Sie nicht gleich in Stress, wenn der Nachwuchs mal wieder etwas länger braucht. Gegenstände, die Ihr Kind nicht in die Finger bekommen soll, räumen Sie am besten in die Schränke oder zumindest in die oberen Regale. Kinder in der Trotzphase entdecken nämlich so manche Dinge für sich und sind nicht gewillt, diese dann wieder herzugeben. Und dann ist Streit vorprogrammiert.

Auch in der Trotzphase beim Kind cool bleiben

Manchmal haben wir Eltern auch einen schlechten Tag. Der Kollege im Büro war nicht gerade nett zu uns, die Stromrechnung im Briefkasten hat uns fast umgehauen oder eine Erkältung ist im Anmarsch. Es gibt viele Gründe dafür, warum Eltern gereizt sind. In diesen Fällen führt das Zusammentreffen mit einem Trotzkind zu einer hochexplosiven Mischung. Sind Sie nicht mehr in der Lage auf Ihr wütendes und schreiendes Kind einzugehen, so verlassen Sie bitte kurz den Raum. Atmen Sie tief durch, trinken Sie einen Tee oder Kaffee, telefonieren Sie mit einer Freundin - kurz: beruhigen Sie sich erst einmal ehe Sie sich dem Trotzkind annehmen.
So können Sie als Mutter eine Pause machen.

Ein kleiner Trost für Eltern: Irgendwann ist die Trotzphase beim Kind vorbei!
Was für alle Eltern gilt, das gilt natürlich auch für Eltern eines Kindes im Trotzalter. Gönnen Sie sich ab und an eine Auszeit, in der Sie nur an sich denken dürfen. Widmen Sie sich Ihrem Hobby, treffen Sie sich mit Freunden, lassen Sie sich beim Friseur oder im Kosmetikstudio verwöhnen. Denn nur wenn es den Eltern gut geht, haben diese auch die Nerven, so schwierige Zeiten wie die Trotzphase souverän zu überstehen.
Wenn Mütter oder Väter überfordert sind sollten sie sich Hilfe organisieren! Manchmal reicht auch ein Wochenende ohne Kinder, um sich auszuruhen und einfach mal Zeit für den Partner zu haben. Nach einem ruhigen Wochenende hat man dann auch wieder Kraft für das Kind in der Trotzphase.