Medikamente in der Stillzeit - Schlecht fürs Baby?

Text: K.L. (Stillberaterin und Mutter von 3 Kindern) / Letzte Aktualisierung: 04.01.2023

Mutter mit Baby in der Apotheke
Lassen Sie sich in der Apotheke beraten welche Medikamente man in der Stillzeit nehmen kann - Foto: © detailblick-foto - stock.adobe. com

Inhaltsverzeichnis dieses Artikel:
In diesem Artikel erklärt eine Stillberaterin welche Medikamente in der Stillzeit erlaubt sind und auf welche man eher verzichten sollte. Bitte sprechen Sie darüber auch mit Ihrem behandelnden Arzt!

Was tun, wenn man in der Stillzeit krank wird?

Mit Husten, Halsweh und Gliederschmerzen liegt die junge Mama fiebernd auf der Couch. Wäre da nicht der Säugling an ihrer Seite, würde sie jetzt mit Sicherheit zum Medikamentenschränkchen gehen und sich so Linderung schaffen. Doch Medikamente in der Stillzeit? Gehen diese nicht in die Muttermilch über und schaden dem Baby?

Andere Szene: eine Schwangere leidet schon seit Jahren unter einer chronischen Krankheit und muss deshalb regelmäßig Medikamente einnehmen. Sie ist sich unsicher, ob sie deshalb nach der Geburt ihr Baby überhaupt stillen kann. Schaden die Tabletten dem Kind? Oder gibt es vielleicht doch eine Möglichkeit das Kleine mit Muttermilch zu ernähren?

Fragen über Fragen. Wohl jede Mutter ist sich unsicher, wenn es um die Thematik Medikamente in der Stillzeit geht. Und doch machen Erkrankungen auch vor stillenden Frauen nicht Halt. Was also tun, wenn die Mutter erkrankt und Hilfe benötigt? Was tun, wenn Mama und Baby krank sind?

Wo erfahre ich welche Medikamente ich während der Stillzeit nehmen darf?

Nun, zuallererst sollte sich jede stillende Mama darüber im Klaren sein, dass über die Muttermilch nicht nur lebensnotwendige, sondern unter Umständen auch schädliche Stoffe zum Baby gelangen können. Alkohol und Koffein beispielsweise können dem Kind nachhaltig schaden. Ähnlich verhält es sich mit bestimmten Medikamenten. Daher sollte keine stillende Mutter leichtfertig und ohne den Rat ihres Arztes zu Tabletten, Pülverchen & Co greifen. Schlagen bewährte Hausmittel bei einer Erkrankung nicht an, so sollte sich die Mutter nicht scheuen und einen Fachmann zu Rate ziehen. Idealerweise wird dies der Hausarzt oder Gynäkologe sein - jedoch erhält man auch von erfahrenen Apothekern oder der betreuenden Hebamme einen ersten Rat. Immer gut: halten Sie nach Alternativen Ausschau! Oftmals können homöopathische Arzneimittel oder pflanzliche Zubereitungen bei leichten Erkrankungen genauso gut helfen wie schulmedizinische Medikamente. Doch auch diese Präparate sollten nicht wahllos geschluckt werden, da auch pflanzliche Arzneimittel nicht in jedem Fall für das Baby unschädlich sind.

Muss ich jetzt abstillen?

Oftmals schwingt bei einer Erkrankung - egal ob akut oder chronisch - die Angst mit, das Baby nun nicht (mehr) stillen zu können. Diese Ängste sind absolut verständlich. Leider wird immer noch viel zu häufig bei bestimmten Erkrankungen von Seiten der Ärzteschaft das Abstillen beziehungsweise eine Stillpause empfohlen. Doch zum Glück gibt es fast immer die Möglichkeit auf ein Medikament auszuweichen, welches sich mit dem Stillen vereinbaren lässt. Das Problem ist nur: der behandelnde Facharzt (z.B. der HNO-Arzt) verschreibt der Mutter ein Medikament und lässt sie mit der Frage, ob sie damit ihr Baby weiterstillen kann, allein. Daraufhin muss sich die Frau selbst informieren und gegebenenfalls ihren Arzt zu einer Änderung des Rezeptes auffordern. Kennt dieser sich mit dem Stillen nicht aus, so wird er die Mutter unter Umständen falsch beraten. Folglich kommt die stillende Mutter nicht drum herum, sich selbst notwendige Informationen zu beschaffen und sichere Beratungsstellen "anzuzapfen".

Eine dieser sicheren Quellen stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) dar. In ihrem Buch "Stillen und Muttermilchernährung" ist eine Übersicht der häufigsten Arzneimittelgruppen zu finden. Die Medikamente werden dabei generell in "Mittel der Wahl", "Reservemittel" und "Medikament meiden" unterteilt. Schlägt das Mittel der Wahl nicht an, so kann der Arzt seiner Patientin ein Medikament aus der Kategorie Reservemittel verschreiben. Bei fast jeder Erkrankung ist dies möglich. Hebammen, Stillberaterinnen und Ärzte können sich zudem beim Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ausführliche Informationen zur medikamentösen Therapie in der Stillzeit einholen.

Medikamente müssen nicht das Ende der Stillzeit bedeuten. Wichtig ist, dass die stillende Mutter für sich und ihren Wunsch zu stillen eintritt und sich nicht von den leider manchmal auf diesem Gebiet unerfahrenen Ärzten vorschnell zum Abstillen überreden lässt. Das erfordert manchmal ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen und den Willen, notwendige Informationen einzuholen. Doch es lohnt sich - denn Stillen ist nicht nur die optimale Form der Säuglingsernährung, sondern es fördert auch auf einzigartige Weise die Mutter-Kind-Beziehung.
[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können den Rat eines Arztes nicht ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!]

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