Gasheizung richtig einstellen und Heizkosten sparen

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 16.05.2024

Gasheizung richtig einstellen
Erfahren Sie hier wie Sie Ihre Gasheizung richtig einstellen können! Foto: © Alexander Raths

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihre Heizkosten senken, während Ihr Zuhause behaglich warm bleibt - und das alles mit ein paar einfachen Einstellungen an Ihrer Gasheizung. Die meisten Heizsysteme von heute sind zwar deutlich effizienter und kostengünstiger als ihre Vorgänger, aber auch technisch sehr komplex und entfalten ihr volles Potenzial nur, wenn sämtliche Komponenten von der Gastherme bis zum Heizkörper perfekt zusammenspielen. In unserem Ratgeber erklären wir Ihnen, welche Einstellung Sie an Ihrer Gasheizung selbst optimieren können und wann Sie besser einen Heizungsfachmann zurate ziehen sollten.

Dena: Bis zu 80 % der Heizungen in Deutschland sind falsch eingestellt

Dass es sich lohnt, sich mit den Einstellungen seiner Heizung zu beschäftigen, zeigt eine aktuelle Schätzung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Laut dieser werden hierzulande bis zu 80 % der Heizungssysteme mit Einstellungen betrieben, die nicht auf die individuellen Anforderungen des Haushalts abgestimmt sind. Die Folge sind oft unnötig hohe Heizkosten. Dabei bieten moderne Gasheizsysteme eine Vielzahl sinnvoller Einstellungsmöglichkeiten, mit denen sich bei richtiger Nutzung zwischen 15 und 30 Prozent Energie einsparen lassen. Häufig bleiben diese jedoch aus Sorge, etwas falsch einstellen zu können, ungenutzt.
Auch gut geplante Elektroinstallation im Haus helfen beim Energie sparen!

Um das große Einsparpotenzial nicht einfach zu verschenken, raten Energieexperten Hausbesitzern dazu, sich intensiver mit ihrem Heizungssystem und dessen grundlegenden Funktionen auseinanderzusetzen. So können sie mehr über die Einstellungsmöglichkeiten erfahren und mit gutem Gefühl selbstständig Änderungen vornehmen. Eine optimale Grundlage hierfür ist es, das Handbuch der Gasheizung aufmerksam zu lesen.

Nicht nur im Notfall sinnvoll: Ein Blick ins Handbuch hilft auch beim Gasheizung richtig einstellen

Wissen Sie, wie Ihre Heizung funktioniert? Falls nicht, geht es Ihnen wie den meisten Hausbesitzern. Nur die wenigsten haben schon mal einen Blick in das Handbuch ihrer Gasheizung geworfen - meist aus Zeitgründen oder weil ihnen einfach die Muße dazu fehlt. Dabei ist das mitunter fingerdicke Nachschlagewerk nicht nur zur Problemlösung gedacht. Die Lektüre des Handbuchs ist auch ohne Notfall sinnvoll, um mehr über die einzelnen Komponenten des Heizungssystems und ihre Einstellungsmöglichkeiten zu erfahren.

Unter anderem erhalten Sie im Handbuch Ihrer Gasheizung wichtige Informationen zur Einstellung der Heizkurve und des Zeitschaltprogramms. Schon durch die Anpassung dieser beiden Einstellungen an Ihre Bedürfnisse können Sie die Effizienz Ihrer Heizung steigern und Ihren Energieverbrauch minimieren. Um Ihnen den Start zu erleichtern, gehen wir im folgenden Abschnitt näher auf diese Einstellungsmöglichkeiten ein.

Übrigens:
Eine sinnvolle Ergänzung zu dem Wissen aus dem Handbuch ist ein Blick ins Internet. Auf den Websites von Installateuren und Heizungsherstellern, in Foren- und Online-Communitys sowie in Facebookgruppen finden Sie viele wertvolle Informationen und können sich direkt mit anderen Hausbesitzern zum effizienten Heizungsbetrieb austauschen. [1],[2]

Heizkurve und Zeitschaltprogramm einstellen: So gehen Sie vor

Es gibt verschiedene Stellschrauben für die Effizienz Ihrer Gasheizung. Eine davon ist die Heizkurve. Sie sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass Ihre Heizungsanlage abhängig von der Außentemperatur mehr oder weniger stark heizt und Ihre Räume so immer angenehm temperiert sind. Ohne Heizkurve würde der Kessel Ihrer Heizung ständig mit der gleichen Vorlauftemperatur arbeiten, was den Energieverbrauch bei warmen Außentemperaturen unnötig erhöhen würde. Wichtige Parameter für die Heizkurve sind:

  • Steigung: Sie legt fest, wie stark die Vorlauftemperatur ansteigt, wenn die Außentemperatur sinkt. Bei einer steilen Heizkurve steigt die Vorlauftemperatur stärker an, wenn es draußen kälter wird. Dies ist vor allem bei älteren und schlecht isolieren Häusern sinnvoll. Bei neuen und sehr gut isolierten Häusern, die weniger Heizleistung benötigen, ist eine flache Heizkurve sinnvoll. Hier steigt die Vorlauftemperatur bei kühlen Temperaturen weniger stark an.
  • Niveauverschiebung: Über die Niveau- oder auch Parallelverschiebung haben Sie die Möglichkeit, die Heizkurve bei allen Temperaturen gleichmäßig nach oben oder unten zu verschieben, ohne Änderungen an der Steigung vornehmen zu müssen.
  • Minimale und maximale Vorlauftemperatur: Dabei handelt es sich um die minimale und die maximale Temperatur, die das Heizungswasser erreichen darf. Die Werte verhindern einerseits, dass das Wasser unter ein Niveau abkühlt und schützen andererseits das Heizsystem und die Heizkörper vor dem Überhitzen.
  • Fußpunkt: Bei diesem Parameter handelt es sich um die minimale Vorlauftemperatur, die Ihre Gasheizung bei einer bestimmten Temperatur (meist um 20 °C) aufrechterhält. Sinn und Zweck des Fußpunkts ist es unter anderem Korrosion vorzubeugen und auch an milden Tagen eine gewisse Grundwärme zu gewährleisten.
Heizkosten senken durch gut eingestellte Heizung
Eine gut eingestellte Heizung senkt die Heizkosten! Foto: © M. Schuppich

Tasten Sie sich langsam an die optimale Heizkurve heran

Möchten Sie Ihre Heizkurve optimieren, empfehlen wir Ihnen zuerst einen Blick in das Handbuch Ihrer Heizungsanlage zu werfen, um mehr über das genaue Vorgehen zu erfahren. Ganz wichtig: Notieren Sie sich die aktuellen Werte und Einstellungen Ihrer Heizung, falls Sie diese später wiederherstellen möchten. Gehen Sie nun wie folgt vor:

  • Ist Ihr Haus gut isoliert und möchten Sie Energie sparen, können Sie die Steigung Ihrer Heizkurve in kleinen Schritten nach unten anpassen (z. B. um 0,1 Einheiten). Auf diese Weise wird die Vorlauftemperatur bei kühlem Wetter etwas niedriger gehalten und Sie sparen Energie. Ebenso können Sie die Steigung vorsichtig nach oben anpassen, wenn Ihre Heizkörper z. B. an kühlen Tagen zu kalt sind.
  • Eine weitere Möglichkeit zur Anpassung bietet die Niveauverschiebung. Statt die Vorlauftemperatur nur bei bestimmten Außentemperaturen zu ändern, erhöhen oder senken Sie diese mit der Niveau- bzw. Parallelverschiebung gleichmäßig bei allen Außentemperaturen. Dies ist z. B. dann sinnvoll, wenn es in Ihrem Zuhause unabhängig vom Wetter generell zu kühl oder zu warm ist. Gehen Sie auch hier wieder vorsichtig in kleinen Schritten (+/- 1 bis 2 Grad) vor.

Wichtig:
Beobachten Sie die von Ihnen vorgenommenen Änderungen einige Tage. Ist es warm genug in Ihren Räumen oder doch zu kühl? Tasten Sie sich auf diese Weise langsam und vorsichtig an das Optimum heran und finden Sie so die perfekte Balance aus Komfort und Effizienz. An der minimalen/maximalen Vorlauftemperatur und dem Fußpunkt sollten Sie möglichst nichts ändern, da hier das Risiko für Überhitzung und Verschleiß groß ist.

Für mehr Energieeinsparung und Komfort: Zeitschaltprogramm nutzen

Mit dem Zeitschaltprogramm können Sie die Heizzeiten Ihrer Heizungsanlage nach Ihren Bedürfnissen planen und auf diese Weise kostbare Energie sparen und den Wohnkomfort erhöhen. Analysieren Sie dazu am besten zuerst Ihren Tagesablauf. Wichtige Fragen sind:

Anhand dieser Zeiten können Sie anschließend die Zeitschaltung programmieren. Stellen Sie diese so ein, dass sich die Heizung etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Aufstehen und vor dem Nachhausekommen einschaltet. So ist es morgens und abends angenehm warm. Während Sie schlafen oder wenn Sie nicht zu Hause sind, kann die Heizung herunterfahren. Auf diese Weise verbraucht die Heizungsanlage nur Energie, wenn Sie sie auch wirklich brauchen. Am besten analysieren Sie Ihren Tagesablauf in regelmäßigen Abständen neu und ändern die Einstellungen bei Bedarf, damit keine unnötigen Energiekosten entstehen.

Wenn Sie längere Zeit nicht zu Hause sind, können Sie auch den Urlaubsmodus Ihres Heizungssystems nutzen. Die Einstellung sorgt dafür, dass Ihre Heizung auf einem minimalen Niveau weiterarbeitet und spart gleichzeitig nicht benötigte Heizenergie.

Tipp:
Sie möchten genau wissen, wie effizient Ihre Heizung arbeitet? In diesem Fall können Sie eine (meist kostenfreie) Energieberatung durch die Verbraucherzentrale in Anspruch nehmen. Im Rahmen der Beratung wird überprüft, ob die Einstellungen Ihres Heizsystems ideal sind und die einzelnen Komponenten optimal zusammenarbeiten.

Denken Sie an die regelmäßige Wartung und Inspektion Ihrer Heizung

Die regelmäßige Wartung - am besten durch einen Fachmann - ist enorm wichtig für die Effizienz und Langlebigkeit Ihrer Heizung. Bei einer Inspektion kann der Heizungsprofi viele potenzielle Probleme frühzeitig erkennen und beheben, bevor sie zu größeren und oftmals kostspieligen Reparaturen führen. In der Regel umfasst eine Inspektion eine Überprüfung von Heizkessel, Brenner, Sicherheitsventilen, Ausdehnungsgefäß und Steuerungselektronik.

Wenn Sie es sich nicht selbst zutrauen oder Sie auf die Expertise des Profis schwören, können Sie bei der Inspektion auch die Heizkurve, das Zeitschaltprogramm und andere wichtige Einstellungen überprüfen und ggf. anpassen lassen.

Zusätzlich ist es wichtig, regelmäßig den Wasserdruck im Heizsystem zu prüfen und bei Bedarf Wasser nachzufüllen. Ein zu niedriger Druck kann die Effizienz und Leistung Ihrer Gasheizung beeinträchtigen. Was Sie darüber hinaus tun können, ist, die Heizkörper im gesamten Haus regelmäßig zu entlüften. Da Luft in den Heizkörpern die Wärmeübertragung beeinträchtigt, kann sie den Energieverbrauch unnötig in die Höhe treiben.

Neukauf statt Optimierung: Wann ist eine neue Gasheizung nötig?

Die regelmäßige Wartung und Optimierung Ihrer Heizung sind wichtig, damit sie so effizient wie möglich arbeitet. Allerdings gibt es Situationen, in denen diese Maßnahmen nicht mehr ausreichen und die Anschaffung einer neuen Gasheizung die sinnvollere Lösung ist. Einer der Hauptgründe dafür ist das Alter Ihrer Heizung. Heizsysteme, die älter als 15 bis 20 Jahre sind, arbeiten deutlich ineffizienter als moderne Modelle, was an dem niedrigeren Wirkungsgrad liegt. Die Folgen sind höhere Betriebskosten und eine stärkere Umweltbelastung.

Neue Heizung
Prüfen Sie auch, ob es Sinn macht eine neue Heizung anzuschaffen! Foto: © Racamani - Alle Fotos: stock.adobe. com

Ein weiterer Grund für einen Heizungswechsel sind häufige Reparaturen und Ausfälle. Wenn Ihre Heizung regelmäßig Probleme bereitet und Sie immer wieder viel Geld für Reparaturen ausgeben müssen, ist es in der Regel wirtschaftlicher, direkt in ein neues und zuverlässiges System zu investieren. Dies arbeitet nicht nur effizienter und kostensparender, sondern ist häufig auch mit neuster Technik ausgestattet, die Ihnen mehr Einsicht in die Funktionen und mehr Kontrolle über die Steuerung Ihrer Heizung gibt. Ein immer wichtiger werdendes Thema ist hier Smart-Home. Mit der smarten Technologie können Sie Ihre Heizung zum Beispiel bequem über das Smartphone oder Tablet steuern - sogar von unterwegs.

Förderprogramme und staatliche Zuschüsse für energieeffiziente Heizsysteme machen die Anschaffung einer neuen Heizung zusätzlich attraktiv. [3] Lassen Sie Ihr Heizungssystem von einem Heizungsfachmann überprüfen. Dieser kann am besten feststellen, ob sich eine Modernisierung lohnt oder ein Austausch der Gasheizung die bessere Lösung ist. Prüfen Sie auch die Vorteile und Nachteile einer Wärmepumpe.

Weiterführende Informationen und Quellen:

Hausbau mit Familie: