Hilfe, das Baby zahnt! - Tipps zur Linderung von Beschwerden

Text: Dr. S. N. (Biologin)/ Letzte Aktualisierung: 26.06.2023

Zahnungsschmerzen beim Baby - Beißring kann helfen
Zahnungsschmerzen beim Baby: Ein Beißring kann helfen - Foto: © Oksana Kuzmina

Es gibt kaum etwas Niedlicheres, als wenn ein Baby die Eltern mit seinen ersten neuen Zähnchen anstrahlt.
Die ersten Zähne sind oft aber auch eine Ursache dafür, dass das Baby sich unwohl fühlt, Schmerzen oder Fieber hat und nicht gut schlafen kann. Das kann auch für die Eltern eine große Belastung sein. Zum Glück gibt es einige hilfreiche Tipps und Hilfsmittel, die Beschwerden beim Zahnen lindern können.

Wann zahnen Babys?

Das Zahnen ist beim Baby ein ganz natürlicher Prozess und auch etwas Schönes, denn schließlich ist es ein wichtiger und spannender Schritt in der Entwicklung. Allerdings ist die Zahnung für viele Babys und Eltern auch eine sehr anstrengende Zeit.
Bevor wir dazu kommen, wie wir den Kindern diesen Prozess möglichst gut erleichtern können, wollen wir klären: Wann zahnen Babys eigentlich?

Schon bei der Geburt sind alle Zähne des Kindes im Kiefer angelegt und unter dem Zahnfleisch ins Gewebe eingebettet. Wann genau sie durchbrechen und ob die durchs Zahnfleisch dringenden Zähnchen dem Baby Probleme machen, kann sehr unterschiedlich sein.

Bei den meisten Babys erscheinen die ersten Schneidezähnchen im Unterkiefer im Alter von rund 6 Monaten. Der erste Zahn kann aber auch schon mit 4 Monaten oder erst im Alter von 12 Monaten durchbrechen.[/info]

Zum Milchgebiss gehören insgesamt 20 Zähne. Auf jeder Seite im Ober- und Unterkiefer müssen zwei Milchzähne, ein Eckzahn und zwei Backenzähne (Mahlzähne) durch das Zahnfleisch dringen, bis das Gebiss komplett ist. Ab dem sechsten Lebensjahr wird das Milchgebiss nach und nach durch das bleibende Gebiss mit seinen 32 Zähnen ersetzt.

Durchschnittlich erscheinen die Zähnchen in dieser Reihenfolge und in diesem Alter:

  • Untere, mittlere Schneidezähne: 6 bis 8 Monate
  • Restliche Schneidezähne: 8 bis 12 Monate
  • Vordere Mahlzähne: 12 bis 18 Monate
  • Eckzähne: 16 bis 24 Monate
  • Hintere Mahlzähne: 20 bis 30 Monate

Symptome beim Zahnen

Wenn sich das erste Zähnchen des Babys auf den Weg durch das Zahnfleisch macht, bemerken Mütter und Väter oft schon lange vor dem Durchbruch des Zahnes erste Verhaltensänderungen beim Baby.
Alles wird in den Mund genommen, es wird auf den Händchen, Bettzeug oder Gegenständen gekaut und dabei oft und viel gesabbert. Wir klären hier, welche Symptome normal beim Zahnen sind und in welchen Fällen Eltern sicherheitshalber zum Arzt gehen sollten.

Der erste Zahn beim Baby
Die ersten Zähne beim Baby machen machmal Probleme. - Foto: © Tomsickova

Typische erste Anzeichen für das Zahnen:

  • Vermehrtes Kauen: Durch Kauen hilft das Baby sich selbst. Kauen lindert die Schmerzen und erleichtert dem Zähnchen den Durchbruch durch das Zahnfleisch.
  • Sabbern: Wenn sich im Mund etwas tut und wenn das Baby vermehrt auf allem herumkaut, steigt oft auch sichtlich der Speichelfluss.
  • Geschwollenes Zahnfleisch: Drückt der Zahn sich langsam durch das Zahnfleisch hindurch, kann es manchmal geschwollen und gerötet sein.
  • Bluterguss am Zahnfleisch: An der Stelle, an der der Zahn durchs Zahnfleisch bricht, können in manchen Fällen vorübergehend kleine Hämatome (Blutergüsse) auftreten.
  • Erhöhte Temperatur: Leichtes Fieber bis 38°C kann das Zahnen begleiten, vor allem während ein neues Zähnchen gerade akut durchs Zahnfleisch bricht.
  • Gerötete und geschwollene Bäckchen: Bisweilen ist das Zahnen auch von außen sichtbar und Babys Wangen wirken rund und rot.
  • Durchfall oder wunder Po: Manche Babys leiden während dem Zahnen hin und wieder unter Durchfall oder entwickeln eine Windeldermatitis.
  • Abneigung gegen Essen oder Stillen: Einige Babys möchten beim Zahnen vorübergehend nicht mehr gerne Essen, nicht mehr mit dem Löffel gefüttert werden oder es kommt zum Stillstreik.
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  • Gereiztheit, Unruhe, schlechter Schlaf: Wenn der kleine Kiefer drückt und schmerzt, sorgt das für Unruhe und Gereiztheit. Häufiges Weinen, Schreien und nächtliches Aufwachen gehören dadurch leider oft zur Zahnungszeit mit dazu, was für Eltern eine Belastungsprobe sein kann.

Unten finden Sie hilfreiche Tipps, wie sich diese Symptome lindern lassen, damit Baby und Eltern entspannt durch die Zahnungszeit kommen.

Wann sollte man zum Kinderarzt gehen?

Das Zahnen ist ein natürlicher Prozess. Die oben genannten Symptome treten nicht immer bei allen Babys auf, sind aber bis zu einem gewissen Grad völlig normal. Hat das Baby jedoch Fieber über 38,5°C, sollten Sie daran denken, dass auch ein Infekt dahinterstecken kann, denn gerade während dem Zahnen ist die Immunabwehr geschwächt. Auch ständiger oder sehr starker Durchfall oder häufige Anzeichen für Bauchschmerzen sollten zur Sicherheit beim Arzt abgeklärt werden.

Das Zahnen erleichtern

Für manche Familien wird die Zahnungszeit zur echten Belastungsprobe. Schlafmangel gehört zum Elternsein zwar zwangsläufig hin und wieder dazu, doch was tun, wenn das Baby sehr viel schreit oder kaum noch schlafen kann? Erschöpfung, Müdigkeit ein Gefühl der Hilflosigkeit und zugleich Mitleid mit dem weinenden Baby können Eltern an ihre Grenzen bringen. Zum Glück gibt es aber einige hilfreiche Tipps, Hausmittel und baby-geeignete Medikamente, die das Zahnen erleichtern können, und damit bei Kind und Eltern für Entlastung sorgen.

Zahnfleisch-Massage

In manchen Phasen der Zahnung verschafft es Babys Erleichterung, wenn Sie das Zahnfleisch sanft mit der Fingerkuppe massieren. Die Hände sollten dabei frisch gewaschen und die Nägel kurz geschnitten sein.

Schmerzlindernde Hausmittel und Medikamente aus der Apotheke

Einige Hausmittel und Mittel aus der Apotheke können das Zahnen erleichtern:

  • Pflanzliches Zahnöl oder Gel: Pflanzliches Zahnöl oder Zahnfleisch-Massagegel aus der Apotheke enthält Wirkstoffe wie Nelkenöl oder Kamille, was schmerzlindernd und pflegend wirkt.
  • Zahnfleisch-Gel: Gele mit betäubenden Inhaltsstoffen (beispielsweise Lidocain) lindern zuverlässig die Schmerzen, sollten aber nicht zu häufig genutzt werden.
  • Schmerzmittel (beispielsweise Zäpfchen): Bei sehr starken Zahnungsschmerzen, kann es im Ausnahmefall angebracht sein, ein Schmerz-Zäpfchen zu verabreichen. Das sollte aber nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen.
Zahnfleisch-Massage beim Baby hilft beim Zahnen
Mit einer Zahnfleisch-Massage können Sie Ihr Baby beim Zahnen unterstützen - Foto: © natalialeb

Das Kauen erleichtern mit Beißring & Co

Während dem Zahnen möchten Babys sowieso auf allem herumkauen. Ideal ist, wenn man etwas nutzt, was zugleich noch das Zahnfleisch beruhigt:

  • Gekühlte Beißringe: Kühlbare und zum Teil mit massierenden Noppen versehene, elastische Beißringe werden von vielen Säuglingen sehr gerne genutzt.
  • Gekühlte Apfelstücke oder Möhren: Unbehandelte und gut gewaschene Karotten oder Äpfel aus dem Kühlschrank eignen sich ideal als natürliche Beißutensilien und um das Zahnfleisch zu kühlen. Am besten aber nur unter Aufsicht und bei aufrechter Haltung des Säuglings nutzen, damit das Baby keine Stücke abbeißt und sich daran verschluckt.

Sind Veilchenwurzeln noch zeitgemäß? Auf Veilchenwurzeln kann das Baby herumkauen, zugleich sollen die Wurzeln die Schmerzen lindern. Allerdings empfiehlt der BVKJ (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.) die Wurzeln heute nicht mehr uneingeschränkt, da sie sich schlecht reinigen lassen und zur wahren Keimschleuder werden können. Abkochen oder im Vaporisator sterilisieren sollte man die Wurzeln nicht, da dadurch die wirksamen, ätherischen Öle verlorengehen und außerdem die Struktur der Wurzel verändert wird, wodurch sich noch leichter Keime festsetzen können.

Tipps für die Zahnpflege beim Baby

Sind die ersten Zähnchen durchgebrochen, fragen sich viele Eltern, wann die Zahnpflege und die Vorsorge für die Zahngesundheit beginnen soll. Die erste Zahnuntersuchung steht zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat an, gibt das Bundesgesundheitsministerium an. Das Zähneputzen können Sie direkt nach Durchbruch des ersten Zähnchens beginnen, damit das Baby von Anfang an damit vertraut ist und die ersten Milchzähne bereits optimal gepflegt werden.
Für den Beginn eignen sich spezielle, weiche Baby-Zahnbürsten oder Fingerzahnbürsten. Zusätzlich ist auch eine gute Zahnhygiene der Eltern wichtig. Zum einen, weil sich Kinder daran ein Beispiel nehmen, zum anderen weil die Übertragung von Kariesbakterien der Eltern auf die Milchzähne des Kindes verhindert wird.
Weitere Tipps zur richtigen Zahnpflege bei Kindern

Quellen und Weiterführende Informationen:

  • Der Bundesverband der Kinderzahnärzte (BuKiZ) informiert über die Zahngesundheit bei Kindern und unterstützt Sie bei der Kinderzahnarztsuche:
    https://www.bukiz.de/ Auf der Webseite erfahren Sie auch wie Sie den ersten Zahnarztbesuch mit Ihrem Kind streßfrei gestalten können.
  • Auf der Webseite von Sanicare gibt es zahlreiche Tipps wie Sie Ihr Baby beim Zahnen unterstützen können. Außerdem erfahren Sie wie Sie sich verhalten sollten, wenn Ihr Kind auf einen Zahn gefallen ist. Zahnunfälle bei Babys und Kleinkindern sind leider keine Seltenheit:
    https://www.sanicare.de/c/themenwelten/baby-glueck/baby-zaehne
  • Informationen über die Zahnvorsorgeuntersuchungen bei für Kinder (auch bei Kleinkindern) und Jugendlichen finden Sie auf der Webseite vom Bundesministerium für Gesundheit:
    https://www.bundesgesundheitsministerium.de/zahnvorsorgeuntersuchungen.html

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[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!]

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