Allergien bei Babys und Kleinkindern

Text: A. W. (Familienberaterin) / Letzte Aktualisierung: 04.01.2023

Ein gesundes Baby
Wissenswertes über Allergien bei Babys und Kleinkindern - Tipps für Eltern: - Foto: © famveldman - stock.adobe. com

Wenn das Baby eine Allergie hat sollten Eltern einiges beachten

Reagiert das eigene Kind sensibel auf Umwelteinflüsse, könnte eine Allergie vorliegen. Schon Babys und Kleinkinder leiden nicht selten an dieser Form der chronischen Erkrankung. Vor allem Eltern, die selbst Allergiker sind, können die Prädisposition sogar vererben. Wichtig ist es, verschiedene Allergien zu erkennen, um Babys und Kleinkindern die richtige Behandlung zu garantieren. Teilweise lässt sich der Entstehung sogar vorbeugen.

Allergien in jungen Jahren: Ursachen sind vielfältig

Wie groß das Allergie-Risiko des eigenen Kindes ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Interessant aber ist, dass vor allem die erbliche Komponente eine bedeutende Rolle spielt. Kinder, bei denen nur ein Elternteil Allergiker ist, erkranken zu zwanzig bis vierzig Prozent an einer Allergie. Sind sowohl Vater als auch Mutter Allergiker, steigt das Risiko auf sechzig bis achtzig Prozent, sofern beide an der gleichen Allergie leiden.

Da sich die Genetik nicht beeinflussen lässt, sollten Babys mit erhöhtem Allergierisiko in einem besonders schonenden Umfeld aufwachsen.
Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen, der Entstehung einer Allergie beim Baby vorzubeugen. Hierzu gehören:

  • spezielle und vor allem gesunde Ernährung
  • der Verzicht auf neue Haustiere (insbesondere Katzen)
  • die Verwendung hypoallergener Wasch- und Putzmittel
  • der Kauf schadstofffreier Babybekleidung
  • sparsamer Umgang mit Desinfektionsmitteln / Duftstoffen (Fragen Sie dazu jetzt in der Corona Pandemie Ihren Arzt!)
  • und langes Stillen. ( Tipps zum Langzeitstillen von einer Stillberaterin)

All das ist jedoch keine Garantie dafür, dass das Kind im Laufe der kommenden Jahre nicht doch eine Allergie entwickelt. Eltern sollten daher grundsätzlich wachsam bleiben und bei Verdacht auf allergische Reaktionen mit ihrem behandelnden Kinderarzt oder einem Allergologen sprechen.

Was passiert bei einer Allergie?

Eine Allergie entsteht nicht sofort. Der erste Kontakt mit dem Allergen, das später Reaktionen auslöst, bleibt in den meisten Fällen völlig symptomlos. Das liegt daran, dass das Immunsystem beim Erstkontakt zunächst Antikörper bildet. Mediziner sprechen von einer Sensibilisierung des Organismus. Auch über Monate hinweg kann ein Allergen unbemerkt bleiben, da die Sensibilisierung nicht immer schnell voranschreitet.

Kommt es dann später zu einer Reaktion, schütten die Körperzellen verschiedene Entzündungsstoffe aus. Das Immunsystem sorgt dann für verschiedene Symptome, die unterschiedliche Körperstellen betreffen. Häufig zu beobachten sind Reaktionen

  • der Schleimhäute (u.a. Rötungen oder Anschwellen)
  • der Haut (u.a. Ausschlag oder Juckreiz)
  • der Atemwege (u.a. Atemnot oder Husten)
  • des Magen-Darm Traktes (u.a. Durchfall oder Schmerzen)
  • und der Augen (u.a. Reizungen oder starkes Tränen)
  • Im Zweifel immer einen Arzt aufsuchen! Im Notfall 112 wählen!

Dabei ist es nicht immer leicht, die konkrete Ursache für eine allergische Reaktion zu finden. Manchmal nämlich zeigen sich die Symptome recht unpezifisch und lassen sich nicht mit einem Auslöser verknüpfen. Das ist beispielsweise bei der atopischen Dermatitis, auch Nerodermitis genannt, häufig der Fall. Babys leiden häufig an dieser Hauterkrankung, bei der das allergische Potenzial noch nicht hinreichend erforscht wurde.

Zu Allergien, an denen Babys und Kleinkinder leiden können, gehören:

Lebensmittelallergien
Hier reagiert das Immunsystem des Kindes auf bestimmte Eiweißstoffe in der täglichen Nahrung. Sowohl Magen-Darm als auch Haut und Schleimhäute können betroffen sein, weswegen die Symptomatik sehr vielfältig ausfällt. In besonders heftigen Fällen kann eine Lebensmittelallergie zu einem anaphylaktischen Schock führen, der umgehend mit Notfallmedikamenten behandelt werden muss. Ein Großteil der allergischen Babys und Kleinkinder reagiert auf Grundnahrungsmittel wie zum Beispiel:

  • Kuhmilch
  • Eier
  • Fisch
  • Nüsse
  • Weizen anderes Getreide
  • Obst / Gemüse

Der Verdacht auf eine Lebensmittelallergie erhärtet sich bei Babys, wenn diese Gedeihstörungen, Appetitlosigkeit sowie weitere Allergiesymptome zeigen und sich beim Füttern wehren oder stark weinen. Wichtig! Es gibt nicht nur Lebensmittelallergien, sondern auch sogenannte Pseudoallergien. Hier kommt es zu allergischen Symptomen, die jedoch nicht vom Immunsystem ausgelöst werden. Die Sensibilisierungsphase entfällt häufig.

Kontaktallergien
Kontaktallergien zeigen sich, wenn die Haut des Kindes mit einem Allergen in Berührung kommt. Mögliche Symptome sind :

  • Juckreiz
  • die Bildung von Quaddeln
  • die Rötung begrenzter Hautstellen
  • Anschwellen der Haut
  • und Bläschenbildung.

Kontaktallergien können durch verschiedenste Substanzen ausgelöst werden. Besonders bekannt ist in diesem Zusammenhang die Nickelallergie, aber auch auf Inhaltsstoffe von Waschmitteln, Stofftieren oder Wäsche können Betroffene reagieren.

Inhalationsallergien
Inhalationsallergien entstehen, wenn Kinder ein Allergen einatmen. Prominentes Beispiel ist der sogenannte Heuschnupfen, bei dem Allergiker auf Pollen verschiedenster Pflanzen reagieren. Es ist wichtig, einen möglichen Heuschupfen ärztlich diagnostizieren zu lassen, da betroffene Kinder ein erhöhtes Risiko für allergisches Asthma aufweisen.

Während der Baby- und Kleinkindzeit ist eine Hyposensibilisierung im Falle von Heuschnupfen noch nicht möglich. Hier bleibt lediglich die Vermeidung des Kontaktes mit den Allergenen und gegebenenfalls die Verabreichung spezieller Antihistaminika, die jedoch stets vom Kinderarzt verschrieben werden müssen.

Weitere Allergien, die sich auch bei Babys und Kleinkindern zeigen können, sind z.B. Allergien gegen:

  • Insektengift
  • Sonnenlicht
  • Medikamente
  • und Tierhaar

Neurodermitis: Ein Sonderfall

Die atopische Dermatitis gibt Hautärzten und Allergologen auch heute noch viele Rätsel auf. Eine allergische Komponente ist bei der Entstehung der Erkrankung durchaus denkbar, es gibt jedoch weitere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten. Vor allem erbliche Veranlagung ist ein Punkt, der Babys und Kinder zu Neurodermitikern machen kann.
Das Risiko für die Entstehung einer Neurodermitis steigt möglicherweise durch :

  • den Kontakt mit Allergenen
  • psychische Faktoren
  • Infekte
  • sowie Umwelteinflüsse

Bei Babys zeigt sich Neurodermitis häufig zunächst in Form von Milchschorf. Später gesellen sich dann Juckreiz, Rötungen und schuppige Hautareale hinzu. Durch häufiges Kratzen steigt außerdem auch das Risiko für Infektionen der Haut. Weitere Informationen zum Thema Neurodermitis beim Baby

Neurodermitis und Ernährung: Das hängt zusammen

Wissenschaftler haben inzwischen herausgefunden, dass längeres Stillen vorbeugend gegen Neurodermitis helfen kann. Babys sollten daher mindestens bis zum fünften Lebensmonat ausschließlich mit Muttermilch versorgt werden. Erst im Anschluss ist eine behutsame Einführung von Beikost ratsam.

Auch wurde festgestellt, dass Lebensmittelallergien und Neurodermitis in Verbindung miteinander stehen können. Liegt ein Verdacht hierauf vor, sollten Eltern den Arzt konsultieren und ein Ernährungstagebuch führen. Weitere Tests beim Allergologen sind ebenfalls wichtig, um die Diagnose zu stellen. Ist sicher, dass eine Lebensmittelallergie Auslöser ist, sollten diese Nahrungsmittel unbedingt gemieden werden. Dann kann es sogar sein, dass sich die Allergie in den kommenden Jahren wieder gibt.

Was Ernährung bei Neurodermitis im Allgemeinen - also auch ohne nachgewiesene Lebensmittelallergie - betrifft, empfiehlt sich der Fokus auf eine vollwertige Kost mit allergenarmen Nahrungsmitteln. Ernährungsberatung kann helfen, wenn das Kind auf mehrere Lebensmittel mit Neurodermitisschüben reagiert.

Ein Baby und ein Kleinkind im Bett
Erfahren Sie hier wie Sie Allergien vorbeugen können: - Foto: © JenkoAtaman - stock.adobe. com

Allergien bei Babys und Kleinkindern vorbeugen: Das können Eltern tun

Ein Baby oder Kleinkind mit erhöhtem Risiko für Allergien sollten Eltern zusätzlich schützen. Die folgenden Empfehlungen eignen sich teilweise auch für Kinder ohne Allergierisiko, hier allerdings müssen Kosten und Nutzen berücksichtigt werden. Der Kinderarzt ist stets der richtige Ansprechpartner.

Gesunde Ernährung

Die Ernährung nimmt eine Schlüsselrolle bei der Vorbeugung von Allergien ein. Muttermilch während der ersten vier Lebensmonate ist die beste Möglichkeit. Können Mütter nicht stillen, sollten sie ihrem Baby sogenannte HA-Nahrung geben, die hydrolysierte Milchproteine enthalten und daher ein geringeres Allergiepotenzial mit sich bringen. Bei einer nachgewiesenen Kuhmilchallergie sind spezielle Nahrungen das A und O, um Symptome zu vermeiden.

Nach dem Stillen - jedoch frühestens ab dem fünften Monat - kann dann schrittweise Beikost eingeführt werden. Hier ist es wichtig, langsam vorzugehen und monatlich nur einzelne Lebensmittel zu geben. So lassen sich Reaktionen leichter erkennen und eine Überforderung wird vermieden.

Es empfiehlt sich auch, Breie aus Bio-Lebensmitteln selbst zuzubereiten, da sich deren Herkunft und Zusammensetzung besser nachvollziehen lässt. Bekommt das Kind noch vor seinem ersten Geburtstag regelmäßig Fisch, kann dies Allergien möglicherweise vorbeugen. Beikostberater können helfen, einen Plan für die nächsten Monate zusammenzustellen.

Ist die behutsame Beikosteinführung fortgeschritten und isst das Kleinkind am Familientisch mit, sollte der Fokus weiterhin auf einer vollwertigen, abwechslungsreichen Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse sowie Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten liegen, die alle wichtigen Nährstoffe liefert. Der konkrete Verzicht auf Lebensmittel, die als besonders risikoreich in Bezug auf Allergien gelten, ist nur in Ausnahmefällen und unter Rücksprache zu empfehlen. Weitere Tipps und Informationen zur Baby Ernährung

Umfeld

Bestimmte Substanzen, mit denen Babys und Kleinkinder in Kontakt geraten können, bergen das Risiko, Allergien auszulösen oder zu begünstigen. Daher gilt es, alle Kinder vor

  • Zigarettenrauch
  • Lösungsmitteln
  • chemischen Zusatzstoffen in Textilien und Möbeln
  • sowie Abgasen

zu schützen. Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft sind gesund und stärken das Immunsystem und beugt auch anderen Babykrankheiten und Kinderkrankheiten vor. vor! So können Sie den Waldspaziergang mit Kindern gestalten.

Babys und Kleinkinder sollten keinesfalls in einer übertrieben hygienischen Umgebung aufwachsen, da dies das Allergierisiko steigern könnte. Besser ist es, das Immunsystem zu trainieren, indem die Welt mit all ihren Besonderheiten - also auch Schmutz - unter verantwortungsbewusster Aufsicht erkundet werden darf.
Text: A.W. / Stand: 09.02.2023

[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!]

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