Der autoritative Erziehungsstil - Klare Regeln und Respekt vor dem Kind

Text: H. J. (Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin), Lesedauer: ca. 4 - 5 Minuten / Letzte Aktualisierung: 03.04.2024

Der autoritative Erziehungsstil in einer Familie mit zwei Kindern
Der goldene Mittelweg bei der Kindererziehung: Der autoritative Erziehungsstil - Foto: © contrastwerkstatt - stock.adobe. com

Die meisten Eltern fragen sich, wie sie ihr Kind am besten zu einem glücklichen und erfolgreichen Menschen erziehen können und möchten daher die besten Erziehungsmethoden oder Erziehungsstile anwenden. Ein Allgemeinrezept gibt es leider nicht, denn Erziehung hängt von vielen Faktoren ab und die Fachliteratur kennt inzwischen zahlreiche Methoden und Erziehungsstile. Einer davon ist der autoritative Erziehungsstil, bei dem es sich zwar um ein theoretisches Konzept handelt, von dem aber viele Elemente zielführend in den Alltag übertragen werden können.

Autoritativer Erziehungsstil - was ist das?

Der Sozialphilosoph Max Horkheimer bezeichnete das Verhalten von Menschen, eine Autorität von anderen einzufordern, 1936 in seinem Essay "Autorität und Familie" als autoritativ. Der Begriff des autoritativen Erziehungsstils wurde allerdings erst später durch die amerikanische Psychologin Diana Baumrind geprägt, die von "authorative parenting" spricht. Baumrind untersuchte ab der 1960er Jahre die Auswirkungen von Erziehungsstilen auf die Entwicklung von Kindern und siedelte den autoritativen Erziehungsstil zwischen dem autoritären und dem permissiven Erziehungsstil an. Während die autoritäre Erziehung den Kindern kaum Freiraum lässt, sind permissiv erziehende Eltern zu nachgiebig und überlassen das Kind bei Entscheidungen zu sehr sich selbst.

Ein autoritativer Erziehungsstil wird von vielen Psychologen und Soziologen als gesunder Mittelweg zwischen einem autoritären und einem permissiven Erziehungsstil angesehen. Als theoretischer Begriff wird er bis heute in den Fachmedien teilweise kontrovers diskutiert, zumal Forscher bei Untersuchungen in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Außerdem sagt der Begriff weder etwas über die Wahl der Erziehungsmittel noch über die Methoden aus. Vereinfacht kann man davon ausgehen, dass Eltern und Erzieher bei einem autoritativen Erziehungsstil zwar die Richtung vorgeben und Grenzen setzen, aber ihren Kindern ausreichend Handlungsspielraum und Eigenverantwortung einräumen.

Der autoritative Erziehungsstil in der Familie

Abgrenzend vom demokratischen Erziehungsstil legen autoritative Eltern Regeln und Normen fest und setzen flexible Grenzen. Diese werden mit den Kindern klar kommuniziert und im Unterschied zur autoritären Erziehung haben die Kinder einen eigenen Handlungsspielraum. Wie groß dieser ist, hängt vor allem vom Alter des Kindes ab. Schulkindern kann durchaus mehr Spielraum eingeräumt werden, als Kleinkindern, die noch vor vielen Gefahren beschützt werden müssen. Eltern sind ständig gefordert, die Grenzsetzung zu hinterfragen. Statt Verbote auszusprechen, ist es besser, wenn dem Kind Freiheiten eingeräumt werden, damit dieses die Welt entdecken und begreifen kann. Der Entwicklung eines Kleinkindes ist es beispielsweise zuträglicher, wenn Räume kleinkindsicher gemacht werden, als wenn das Kind ständig durch Verbote gegängelt wird.

Der autoritative Erziehungsstil ist flexibel und durch Zuwendung und Aufmerksamkeit der Eltern gegenüber ihren Kindern geprägt. Eltern, die ihre Kinder autoritativ erziehen, fördern diese, ohne dass sie überfordert werden. Obwohl ein Erziehungsstil keine Erziehungsmethoden vorgibt, lässt sich feststellen, dass autoritative Eltern in westlichen Ländern viel mit Lob und mit Wertevermittlung arbeiten. Während autoritäre Eltern zum Beispiel bei schlechten Schulzensuren Druck auf ihr Kind ausüben würden, legen autoritative Eltern Wert darauf, den Kindern die Wichtigkeit und den Sinn guter schulischen Leistungen zu erklären.

Mutter und Tochter albern rum - Autoritativer Erziehungsstil
Die Umsetzung des autoritativen Erziehungsstils im Familienalltag ist unkompliziert. - Foto: © JenkoAtaman - stock.adobe. com

Umsetzung des autoritativen Erziehungsstils im Alltag

Der autoritative Erziehungsstil lässt sich einfach in die Praxis umsetzen, wenn Eltern auf bestimmte Grundsätze achten. Insbesondere gilt:

  • Stellen Sie klare Regeln auf, die für das Kind einleuchtend und überschaubar sind und erklären Sie diese.
  • Hinterfragen Sie die aufgestellten Regeln regelmäßig hinsichtlich veränderter Umstände und Bedingungen.
  • Achten Sie konsequent auf die Einhaltung der Regeln und erläutern Sie mit dem Kind, welche Folgen ein Regelverstoß hat. (Beispiel: Verletzungsgefahr, Verlust von Dingen, Folgen für andere Menschen ...)
  • Setzen Sie Lob statt Bestrafungen ein.
  • Begegnen Sie dem Kind mit Liebe, Achtung und Respekt und berücksichtigen Sie dessen Meinung und Wünsche.
  • Leiten Sie Ihr Kind an und geben Sie ihm Sicherheit.
  • Räumen Sie dem Kind ausreichend Entscheidungsfreiheit ein, um es nicht in der Entwicklung zu behindern, sondern die Selbständigkeit zu fördern. (Beispiel: Kind entscheidet [mit] was es anziehen möchte)

Auswirkungen eines autoritativen Erziehungsstils

Ein autoritativer Erziehungsstil soll das eigenverantwortliche Handeln von Kindern fördern. Er gilt als günstig für die psychosoziale Entwicklung. Psychologen und Soziologen gehen davon aus, dass autoritativ erzogene Kinder ein hohes Selbstwertgefühl, eine große Selbständigkeit und gute soziale Kompetenzen entwickeln können. Außerdem gelten sie als teamfähig und können sich in vorhandene gesellschaftliche Strukturen einordnen. Sie sind kompromissbereit und in der Lage, die Meinung anderer zu akzeptieren. Verschiedenen Untersuchungen nach, zeigen im autoritativen Erziehungsstil erzogene Kinder zudem geringere Neigungen zu psychischen Störungen und Verhaltensproblemen sowie zum Missbrauch von Drogen.

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