Sexueller Missbrauch in der Familie

Vom Stiefvater mißbraucht
Sexueller Mißbrauch durch den Onkel kommt immer wieder vor - Foto: © pojoslaw

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Mißbrauch in der Familie erkennen

Sexueller Missbrauch in der Familie ist nur selten ein einmaliges Vorkommnis. Häufig handelt es sich um ein Problem, von dem nicht nur ein kleiner Teil der Familie betroffen ist, sondern die ganze Familie. Nach außen hin wirken diese Familien ganz normal. Auffällig ist allerdings, dass sie sich in den meisten Fällen gegenüber der Außenwelt abschotten. Die Kinder dürfen keine Freunde mit nach Hause bringen etc.

In vielen dieser Fälle fühlen sich die einzelnen Familienmitglieder nicht in der Lage aus diesem System auszubrechen. Sie fürchten, die Familie zu zerbrechen und scheuen sich daher, sich mit ihren Problemen an eine Vertrauensperson zu wenden. Vor allem Kinder haben es in einer solchen Situation schwer, da sie sich nicht an ihre Eltern wenden können. Erzieher und Lehrer, aber auch Kinderärzte sind hier besonders gefordert.

Neben diesen extremen Fällen gibt es aber auch Missbrauch in der Familie oder im Freundes- und Bekanntenkreis der sich anders darstellt. Ein Onkel, ein Cousin, ein Nachbar oder auch die Tante kann zum Täter werden. Bei gelegentlichen Besuchen oder bei längeren Aufenthalten der Kinder im Haushalt der Verwandten oder Bekannten kann es ebenfalls zum Missbrauch kommen.

Mißbrauch durch Verwandte - Verdachtsfälle

Die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die sich einem Erwachsenen anvertrauen und dabei ein so sensibles Thema wie den sexuellen Missbrauch ansprechen, nur in den seltensten Fällen lügen. Vor allem jüngere Kinder sind in der Regel gar nicht in der Lage sich derartige Vorkommnisse auszudenken. Schenken Sie einem Kind, das mit derartigen Aussagen an Sie herantritt Glauben und bleiben Sie ruhig. Wichtig ist, dass Sie sich nicht zu überstürzten Reaktionen verleiten lassen. Verständlicherweise möchten Sie der Situation sofort ein Ende setzen, den Onkel oder den Nachbarn direkt zur Rede stellen. Von diesem Vorgehen ist dringend abzuraten. Denn in den meisten Fällen hat dies zur Folge, dass das Opfer in der Folge verstärkter Gewalt ausgesetzt wird. Ein Eingriff sollte nach Möglichkeit immer nur mit Hilfe von Fachkräften, zum Beispiel dem Jugendamt oder der Polizei durchgeführt werden.

Wichtige Signale für sexuellen Missbrauch

Nicht jedes Kind kann offen mit dem Thema Missbrauch umgehen. Oft ist es den Kindern peinlich über das Erlebte zu sprechen, nicht selten wird vom Täter, der in diesem Fall aus dem engsten Umfeld stammt, Druck ausgeübt, nicht über das Erlebte zu sprechen - "Das ist unser Geheimnis!" bzw. "Die Mama wird ganz böse auf Dich sein, wenn Du ihr so etwas erzählst." Wie können Sie als Elternteil oder Lehrer dennoch erkennen, dass ein Missbrauchsfall vorliegt? Es gibt einige Verhaltensauffälligkeiten, die darauf hindeuten können, dass ein Junge oder Mädchen missbraucht worden ist.

  • Ein Kind, das sonst offen und lebensfroh war, zieht sich auf einmal zurück und ist vollkommen verschlossen.
  • Plötzliches aggressives Verhalten
  • Die Verwendung einer auffällig sexuell geprägten Sprache
  • Das Nachspielen erlebter Situationen oder das Malen dieser Situationen
  • Die Vermeidung von Orten, Situationen oder Personen
  • Vermehrte abfällige Bemerkungen über eine bestimmte Person
All diese Verhaltensweisen können ein Hinweis auf Missbrauch sein. Fallen Ihnen ein oder mehrere dieser Verhaltensweisen auf, sollten Sie genauer hinschauen. Gibt es neben Verhaltensaufälligkeiten auch körperliche Anzeichen, wie blaue Flecken, Kopfschmerzen, ständige Übelkeit, Geschlechtskrankheiten oder Appetitlosigkeit?
Wenn ein Missbrauchsfall bekannt geworden ist, ist es wichtig, dem Kind gegenüber offen und verständnisvoll zu reagieren. Lassen Sie das Kind von seinen Erfahrungen erzählen, unterbrechen Sie nicht, auch wenn Sie selbst schockiert sein sollten.

Die Täter können auch der Onkel oder Stiefvater sein

Mißbrauch durch den Stiefvater
Mißbrauch durch den Stiefvater - Wie erkennt man ihn?
Foto: © Viktor Kuryan

Auf den ersten Blick erscheinen die meisten Täter als völlig normale Menschen. Sie führen ein ganz gewöhnliches Leben und fallen nach Außen kaum auf. Die meisten Täter sind männlich, laut Statistiken sind 90% der Täter Männer und 10% Frauen, wobei es vermutlich einen höheren Anteil weiblicher Täter gibt, die aber nie angezeigt werden.
Der Missbrauch durch Frauen unterliegt einem noch größeren Tabu als der durch männliche Täter. Dieser Umstand ist nicht hinzunehmen. Wer den Verdacht hat, dass ein Missbrauch in der Familie vorliegt, ganz gleich ob durch ein männliches oder weibliches Familienmitglied, sollte eingreifen und sich nicht scheuen, dem Verdacht nachzugehen.

Wie kann ich mein Kind schützen?

Ein wichtiger Schritt, um Ihr Kind zu schützen, ist eine umfassende Aufklärung und eine damit verbundene Erziehung. Zum einen sollte Ihr Kind altersgerecht sexuell aufgeklärt werden und zum anderen sollten ihm bestimmte Grenzen gezeigt werden. Es sollte lernen, selbst Grenzen zu setzen und "Nein" zu sagen. Verhaltensregeln sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Prävention, zum Beispiel der Grundsatz nicht mit fremden Menschen mitzugehen, nicht einfach in das Auto einer fremden Person einzusteigen etc. Kinder, die in Familien aufwachsen, in denen offen über Probleme und Ängste gesprochen wird, haben es zudem leichter, sich zu öffnen. So kann über eine bedrückende Erfahrung gesprochen werden, ohne dass das Kind Angst haben muss, sich zu schämen. Allerdings werden all diese Dinge erschwert, wenn ein Missbrauch durch den Vater oder ein anderes Familienmitglied vorliegt. Daher ist es umso wichtiger, dass alle Familienmitglieder sensibel reagieren. Hören Sie zu und gehen Sie einem entsprechenden Verdacht nach, ganz gleich wie sehr es sie selbst schmerzt! Wenn der geliebte Mann oder die geliebte Frau das eigene Kind missbraucht, muss das Wohl des Kindes immer über den eigenen Gefühlen stehen! Sie müssen sich außerdem darüber klar werden, dass sich auch Ihr Leben verändern kann oder sogar muss. Vor allem bei Missbrauchsfällen im engeren Familienkreis ist eine Veränderung des Lebensumfeldes zumindest für einen gewissen Zeitraum unumgänglich.

Wo gibt es Hilfe?

Hilfe bei sexuellem Missbrauch gibt es inzwischen an vielen Stellen. Hier einige Adressen, an die Sie sich jederzeit wenden können:

  • Hotline für Opfer sexuellen Missbrauchs: Telefon: 0800 120 1000
  • Auch das Jugendamt in Ihrer Nähe bietet Ihnen Beratung und Hilfe.
  • Selbstverständlich können Sie sich auch an die Polizei wenden.
  • Das örtliche Frauen- oder Mädchenhaus kann ebenfalls eine Anlaufstelle sein.
  • Familienberatungsstellen
In unserem Verzeichnis finden Sie auch einige Kinderpsychologen, die Ihnen weiterhelfen können.

[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!
Text: D. S. / Stand: 24.01.2024]

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