Sexueller Missbrauch durch Vertrauenspersonen

Wenn Kinder von Vertrauenspersonen mißbraucht werden

Alle verantwortungsvollen Eltern warnen ihre Kinder vor dem "bösen, fremden Mann". Doch laut Statistiken ist der sexuelle Missbrauch von Kindern durch Fremde vergleichsweise selten. Viel häufiger kommt es zu Übergriffen im näheren Umfeld, in der Familie, in der Schule oder im Sportverein. Einen absoluten Schutz vor derartigen Situationen gibt es leider nicht. Eltern sollten aber darauf achten, ihre Kinder zu Offenheit zu erziehen. Nicht verschüchterte und verängstige Kinder, sondern selbstbewusste und offene Kinder sind am besten vor sexuellem Missbrauch geschützt. Ein klares "Nein, das will ich nicht!" kann in dieser Hinsicht oft eine wirksame Abwehr sein. Wenn ein Kind von Beginn an zu Ehrlichkeit und Offenheit erzogen worden ist, lässt es sich auch durch Drohungen weniger einschüchtern und erzählt seinen Eltern eher, was beim Sport oder im Zeltlager geschehen ist.

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Viele Opfer von sexuellem Missbrauch schweigen aus Angst oder aus Scham. Dieses Verhalten ist besonders in Fällen typisch, in denen der Täter aus dem näheren Umfeld des Opfers stammt. Doch auch in diesen Situationen gibt es Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist, etwas nicht stimmt, Anzeichen, die auf sexuellen Missbrauch hindeuten können. Wenn ein Kind plötzliche Verhaltensänderungen zeigt, zum Beispiel plötzlich nicht mehr zum Musikunterricht oder zum Tennistraining gehen möchte, können dies Anzeichen sein. Aber auch wenn Ihr Kind plötzlich unter Weinkrämpfen leidet, nicht mehr einschlafen kann, starke Stimmungsschwankungen hat oder bei leichten Berührungen zusammenzuckt, kann das ein Hinweis auf sexuellen Missbrauch sein. Auch der völlige Rückzug in sich selbst, das Desinteresse an Tätigkeiten, die vorher zu den Lieblingsbeschäftigungen zählten, Wutausbrüche und Essstörungen bei Kindern können ein Alarmsignal sein, ebenso wie der Konsum von Alkohol durch Kinder und wenn Kinder Drogen nehmen. All diese Verhaltensweisen können ein Hinweis auf sexuelle Belästigung sein, können aber auch andere Probleme zum Ausdruck bringen. Vor allem wenn mehrere dieser Verhaltensweisen plötzlich und gemeinsam auftreten, ist Anlass zur Sorge geboten. Sehr sichere Anzeichen für einen sexuellen Missbrauch sind körperlicher Natur. Wenn Ihr Kind körperliche Verletzungen, wie blaue Flecken oder Bisswunden aufweist, wenn es unter vaginalem Ausfluss oder chronischer Blasenentzündung leidet, wenn es Verletzungen oder Entzündungen im vaginalen, analen oder oralem aufweist oder unter ansteckenden Geschlechtskrankheiten leidet, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen und ihm Ihren Verdacht äußern. Der Arzt kann Ihre Bedenken dann bei der Untersuchung berücksichtigen und Ihren Verdacht gegebenenfalls bestätigen oder widerlegen.

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Ein Kind weint
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Foto: © Jane

Wenn Sie als Eltern einen Verdacht hegen, dass Ihr Kind sexuell missbraucht wurde, sollten Sie ruhig und besonnen reagieren. Wutentbrannt zum nächsten Fußballtraining oder zur Wohnung des Gitarrenlehrers zu stürmen und den vermeintlichen Täter mit Vorwürfen zu überhäufen, bringt in der Regel nichts. Nur wenige Täter werden sich auf diese Weise zu einem Schuldeingeständnis bewegen lassen. Häufig wird die Situation für Ihr Kind durch einen solchen Auftritt nur noch schlimmer. Und sollte sich der Verdacht schließlich als unbegründet erweisen, haben Sie sich selbst lächerlich gemacht und den vermeintlichen Täter in eine äußerst prekäre Situation gebracht. Bei einem begründeten Verdacht sollten Sie sich an eine Beratungsstelle in der Nähe wenden oder die Polizei aufsuchen. Da die Polizei dazu verpflichtet ist, jede Anzeige zu bearbeiten, wird sie auf jeden Fall tätig werden, daher kann es ratsam sein, solange lediglich ein Verdacht besteht, zunächst die Hilfe einer Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen und erst später zur Polizei zu gehen. Auch das Jugendamt kann Hilfestellungen bieten. Wichtig ist es vor allem, dass Sie Ihrem Kind signalisieren, dass Sie ihm glauben und ihm helfen möchten. Signalisieren Sie, dass Sie immer ansprechbar sind, und zeigen Sie Verständnis für die schwierige Situation. Ganz wichtig ist es auch, dass Sie Ihrem Kind zur Seite stehen, wenn Behördengänge fällig werden. Wenn Aussagen bei der Polizei oder beim Jugendamt notwendig werden oder eine Gerichtsverhandlung ansteht, unterstützen Sie Ihr Kind und versichern Sie ihm, dass Sie ihm glauben und keine Zweifel an ihm haben.

Direkte Hilfe für Kinder und Jugendliche

Kinder und Jugendliche, die sexuell missbraucht wurden, sich aber keiner Vertrauensperson öffnen können oder möchten, haben die Möglichkeit, sich an die "Nummer gegen Kummer" zu wenden. Unter Tel. 0800/ 111 0 333 stehen montags bis samstags von 14:00 Uhr - 20:00 Uhr erfahrene Berater des Kinderschutzbundes als Ansprechpartner zur Verfügung.
Auch der Kinder- und Jugendnotdienst bietet Hilfe. Unter Tel. 0800-4786111 ist rund um die Uhr ein Ansprechpartner erreichbar.

In unserem Verzeichnis finden Sie auch einige Kinderpsychologen und Familienberatungsstellen, die Ihnen weiterhelfen können.

[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!]
Stand: 24.01.2024

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