Autismus bei Kindern

Text: K. L. (Mutter eines autistischen Kindes) / Letzte Aktualisierung: 07.12.2022

Autistischer Junge
Wie erkennt man Autismus bei Kindern? - Foto: © iconogenic

Autistische Kinder - kleine Persönlichkeiten mit einer besonderen Wahrnehmung

Im Cafe sitzt eine Mutter mit ihrem 5-jährigen Kind. Der Junge scheint ins Leere zu blicken und reagiert kaum auf die Worte seiner Mama. Er spricht nicht, gibt allenfalls ein paar unverständliche Töne von sich. Rhythmisch klopft er mit seinen Fingern auf den Tisch. Der Junge ist Autist.

Junge mit Autismus
Autistische Kinder nehmen die Welt anders wahr
Foto: © Ella
Szenenwechsel. Ein 10-jähriges Mädchen rennt übermütig über den Schulhof. Unterhält sich mit einer Mitschülerin und beide spielen anschließend zusammen in einer Ecke Karten. Plötzlich steht das Mädchen auf und geht. Anscheinend ohne Grund verlässt sie die Situation. Auch dieses Kind ist autistisch.

Autismus hat viele Gesichter. Wer sich nicht mit diesem Thema auseinandersetzt, der kann es kaum glauben, dass auch Kinder, welche auf den ersten Blick völlig normal wirken, von dieser Behinderung betroffen sein können. Am auffälligsten erscheinen uns die frühkindlichen Autisten, da hier die Erkrankung offensichtlich ist. Diese Kinder sprechen gar nicht oder nur wenige Worte und leben völlig in sich zurückgezogen. Oftmals ist der frühkindliche Autismus mit einer geistigen Behinderung und einer Entwicklungsverzögerung verbunden. Das muss aber nicht der Fall sein. Unter den frühkindlichen Autisten befinden sich auch Kinder, welche hochintelligent sind und beispielsweise schon im Alter von 4 oder 5 Jahren lesen können.
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Wie erkennt man Autismus bei Kindern?

Doch was ist Autismus eigentlich und was können Eltern betroffener Kinder tun, um ihre Sprösslinge zu fördern?
Autismus ist eine tief greifende Entwicklungsstörung, welche nicht heilbar ist. Die betroffenen Menschen sind seelisch behindert und haben im Alltag mit einer Menge Problemen zu kämpfen. Sie verarbeiten Informationen anders als ihre gesunden Altersgenossen und haben zudem eine andere Wahrnehmung als diese. Die Ursachen der autistischen Störung sind noch nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftler gehen von einem genetischen Defekt aus. Auffällig ist jedoch, dass deutlich mehr Jungen als Mädchen betroffen sind. Kinder, die als Baby mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht auf die Welt gekommen sind, leiden statistisch gesehen häufiger an einer Störung aus dem Autismusspektrum als normalgewichtige Säuglinge. Generell wird zwischen dem frühkindlichen Autismus (auch als Kanner-Syndrom bezeichnet) und dem Asperger-Syndrom unterschieden. Asperger-Autisten weisen meist eine deutlich höhere Intelligenz auf und können sich besser im Alltag zurechtfinden als frühkindliche Autisten. Eltern von Kindern mit dem Kanner-Syndrom merken bereits sehr zeitig, dass mit ihren Kindern etwas nicht stimmt. Die ersten Auffälligkeiten zeigen sich hier schon im Alter von 10 bis 12 Monaten. Eltern von Asperger-Autisten dagegen leben die ersten 3 Jahre mit ihrem Nachwuchs völlig normal und bemerken oft keinerlei Besonderheiten, welche Anlass zur Sorge geben könnten. Erst danach weisen der flüchtige oder fehlende Blickkontakt, motorische Störungen und die mangelnde Fähigkeit, sich in jemand anderen hineinzuversetzen auf eine nicht altersgemäße Entwicklung hin.
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Auch wenn Autismus nicht heilbar ist - betroffene Kinder können einige Therapien in Anspruch nehmen, welche sie auf beste Weise fördern. Dazu gehört in erster Linie die Ergotherapie. Besonders die tiergestützte Ergotherapie kann deutliche Erfolge bringen, da sich viele autistische Kinder in Gegenwart von Tieren entspannen und für neue Eindrücke öffnen. Ähnliche Fortschritte kann eine Hippotherapie bringen - nur leider ist das therapeutische Reiten keine Leistung der Krankenkasse und muss aus eigener Tasche gezahlt werden.

Wer stellt die Diagnose Autismus?

Bis es soweit ist, ist es meist ein langer und steiniger Weg. Oftmals werden Eltern nicht ernst genommen und es verstreichen wertvolle Monate, bis endlich der Kinderarzt zum Besuch eines Facharztes rät. Ein Kinder- und Jugendpsychiater wird das Kind untersuchen und einige Tests durchführen. Auch die Eltern sind angehalten, Fragebögen über das Verhalten ihres Kindes auszufüllen. Eventuell wird das Kind an eine Autismus-Ambulanz überwiesen. Dort arbeiten erfahrene Ärzte und Therapeuten, welche sicher beurteilen können, ob eine Störung aus dem Autismusspektrum vorliegt oder nicht.

Bemerken Sie selbst bei Ihrem Kind Auffälliges oder spüren Sie auf irgendeine Art und Weise, dass mit Ihrem Kind etwas nicht stimmt, so bleiben Sie unbedingt am Ball. Auch dann, wenn Kinderarzt, Kindergarten oder Schule meinen, dass doch alles in Ordnung ist. Sie als Eltern kennen Ihr Kind am besten und oftmals sind es die Mütter, welche ganz instinktiv spüren, dass die Entwicklung ihres Kindes einen anderen Weg geht als es üblich ist.

In unserem Verzeichnis finden Sie übrigens auch einige Kinderärzte, die Ihnen sicher weiterhelfen können.

[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!]