Großfamilie - Familie in XXL

Text: H. J. (Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin) / Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Glückliche Großfamilie
Eine Großfamilie mit vier Kindern - Foto: © JenkoAtaman - stock.adobe. com

Erfahren Sie auf den folgenden Seiten welche Probleme eine Großfamilie haben kann, welche Vor- und Nachteile eine Familie in XXL hat und vieles mehr.

Ab wann Großfamilie?

Großfamilien in ihrer klassischen Form gibt es in Deutschland heutzutage kaum noch. Ursprünglich bezeichnete der Begriff die gesamte Familie mit mehreren Generationen. Das heißt also, dass im eigentlichen Sinne zur Großfamilie auch Großeltern, Tanten, Onkel sowie wiederum deren Kinder gehören. Heute wird das Wort Großfamilie jedoch meistens für Familien mit mehreren Kindern gebraucht, sogenannte kinderreiche Familien mit mehr als drei Kindern.

Rückgang der Mehrkindfamilien in den Industrieländern

In fast allen Industrieländern ist die Anzahl von Großfamilien, treffender Mehrkindfamilien, in den letzten 50 Jahren stark zurückgegangen. Das hatte nicht zuletzt mit der Einführung der Anti-Baby-Pille zu tun, die ab der 1970er Jahre eine gezieltere Familienplanung ermöglichte. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch Eltern gibt, die mehrere Kinder haben, obwohl derzeit Familien mit einem oder zwei Kindern überwiegen dürften. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits bekommen viele Eltern die ersten Kinder in einem höheren Lebensalter als heute, sodass kaum noch Zeit für weitere Kinder bleibt, andererseits gilt Kinderreichtum heute als ein hohes Armutsrisiko.

Diese Probleme haben Großfamilien mit vielen Kindern

Viele Kinder machen zwar viel Freude, aber auch viel Arbeit und kosten zudem Geld. Besonders für Frauen erschwert sich die finanzielle Situation. Häufig unterbrechen sie ihre Berufstätigkeit nach der Geburt mehrerer Kinder. Möchten sie später in den Beruf zurückkehren, ist dies oftmals nicht einfach, weil viele Arbeitgeber sich davor scheuen, Mütter mit Kindern einzustellen. In Studien wurde erfragt, warum Eltern keine weiteren Kinder möchten. Am häufigsten wurde die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes genannt, gefolgt von hohen Kosten sowie die Einschränkung der Freizeitinteressen. Viele Familien mit mehreren Kindern fühlen sich durch die Gesellschaft stigmatisiert, weil Kinderreichtum oftmals mit niedriger Bildung und Armut gleichgesetzt wird. Ein Problem für viele Familien mit mehreren Kindern ist zudem die Suche nach einer geeigneten Wohnung. Leider gibt es Vermieter, die ihre Wohnungen lieber an kinderlose Paare vermieten, da ihnen oder den Nachbarn Kinder zu lebhaft sind. Vor allem in Städten sind zudem die Mietpreise in den letzten Jahren stark gestiegen und können oftmals von den Mehrkindfamilien kaum getragen werden.

Die Folgen des Rückgangs der Mehrkindfamilie

Dabei gilt der Rückgang der Mehrkindfamilie als wichtigster Faktor bei dem Rückgang der Geburtenrate in Deutschland. Damit sich wieder mehr Eltern für mehrere Kinder entscheiden, ist daher die Politik gefragt. Wichtige Instrumente wären höhere Zuschüsse durch den Staat, eine gute Kinderbetreuung vom Vorschulalter an sowie flexiblere Arbeitszeiten, sodass Familie und Beruf besser unter einen Hut gebracht werden können.

Die Großfamilie als Chance

Betrachtet man den ursprünglichen Sinn des Begriffs Großfamilie stellt sich diese durchaus als Chance im Zusammenleben dar. Leben mehrere Generationen in einem Haushalt, können sich diese gegenseitig unterstützen. Großeltern helfen bei der Betreuung von kleinen Kindern und werden im Gegenzug von ihren Kindern unterstützt, je älter und hilfsbedürftiger sie werden. Hinzu kommt, dass Krankheiten durch die Einsamkeit im Alter vermindert werden. Dennoch wird sich nicht jede Familie für diese Art des Zusammenlebens entscheiden, denn manchmal gehen die Interessen der unterschiedlichen Generationen zu stark auseinander.
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Patchworkfamilien - Eine neue Form der Großfamilien

Eine neue Art der Großfamilie ist die sogenannte Patchworkfamilie, bei der neue Partnerschaften eingegangen werden und beide Partner Kinder aus vorherigen Beziehungen mitbringen. Nicht immer geht es hierbei ohne Konflikte ab, denn es müssen gemeinsame Erziehungsregeln gefunden werden und es kann Probleme mit den ehemaligen Partner geben.

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