Den passenden Studienplatz finden: Wie können Eltern helfen?

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 23.09.2024

Nach dem Abitur einen Studienplatz finden
Nach dem Abitur einen Studienplatz finden - Symbolbild: © Daniel Ernst - stock.adobe. com

Nach dem Abitur möchten viele Jugendliche studieren gehen, um so ihre Chancen auf ihren Traumjob oder eine gut bezahlte Beschäftigung zu erhöhen. Den passenden Studienplatz zu finden ist aber gerade für junge Menschen gar nicht so einfach. Ein Grund dafür ist die große Auswahl an verschiedenen Studienfächern und Universitäten, die einen leicht überfordern kann. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihr Kind mental unterstützen, keinen unnötigen Druck aufbauen und wo es geht, ruhige Gespräche anbieten. Darüber hinaus können Sie als Eltern auch ganz konkrete Hilfestellung leisten, wie unsere folgenden Tipps zeigen. Diese beginnt mit der Entscheidung für ein Studienfach.

Das passende Studienfach

Manche Abiturienten wissen schon frühzeitig genau, dass und was sie studieren möchten. Das hat viele Vorteile, denn eine frühe Orientierung ermöglicht eine bessere Vorbereitung und Planung. Manche Studiengänge sind an bestimmte Zulassungsvoraussetzungen geknüpft und je früher Sie diese kennen, umso mehr Zeit bleibt, diese zu erfüllen. Das gilt zum Beispiel für die Abiturnote ebenso wie für mögliche Eignungstests oder Praktika, die im Vorfeld des Studiums absolviert werden müssen. Auch bei Studiengängen, die an Bewerbungsfristen geknüpft sind oder nur in begrenzter Anzahl vorhanden sind, haben die Personen einen Vorteil, die sich bereits früh entschieden haben. Lesen Sie dazu auch: Vorbereitung auf das Studium

Doch das gelingt längst nicht allen Jugendlichen. Gründe hierfür gibt es viele, zum Beispiel, dass sie sehr unterschiedliche Interessen und unklare Zukunftsvorstellungen haben, durch die große Auswahl an Möglichkeiten überfordert sind oder dass ihnen schlicht Informationen und Berufserfahrung fehlen und sie deshalb Angst vor Fehlentscheidungen haben. Sie können Ihren Kindern bei dieser Entscheidung helfen, indem Sie gemeinsam mögliche berufliche Perspektiven und die Interessen und Stärken Ihres Kindes ausloten.

Zunächst sollte Ihr Kind überlegen, in welchem Bereich es arbeiten möchte, zum Beispiel im sozialen Bereich, der Industrie oder in der Forschung. Nutzen Sie hierzu folgende Fragen:

  • Welche Fähigkeiten / Stärken hast du?
  • Welche Fächer haben dir in der Schule gefallen?
  • Für welche Themen interessierst du dich auch in deiner Freizeit?
  • Bist du ein kreativer Mensch oder eher gut im analytischen Denken?
  • Ist dir der Umgang mit Menschen wichtig oder arbeitest du gerne mit Technik?
Recherchieren Sie hierzu verschiedene Berufe, die zu den Interessen und Stärken passen und vergleichen Sie gemeinsam die Jobaussichten und was Ihnen bzw. Ihrem Kind wichtig ist (z. B. Einstiegsgehälter, hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt). Hier kann auch eine Beratung beim zuständigen Arbeitsamt sinnvoll sein. [1]

Dabei ist es wichtig, die eigenen Leistungen realistisch einzuschätzen. Um einen Einblick zu bekommen, was Ihr Kind erwartet, können Sie sich die Studienpläne eines bestimmten Studienfachs bei den Universitäten ansehen. Diese können je nach Universität sehr unterschiedlich sein, deshalb lohnt es sich, bei verschiedenen Universitäten nachzusehen - auch das kann ein Argument für das Studium an einer bestimmten Uni sein.

Die Wahl der Universität

Hat sich Ihr Kind für ein Studienfach entschieden, stellt sich die Frage, an welcher Universität es studieren möchte. Diese Frage zu beantworten, ist nicht weniger schwierig, aber auch hier können Sie als Eltern Ihr Kind unterstützen und einige Impulse geben. Folgende Überlegungen sind für die Entscheidung für eine bestimmte Universität wichtig:

Möchtest du in der Nähe deines Zuhauses bleiben oder ist dir die Entfernung egal? Oder möchtest du sogar bevorzugt ins Ausland gehen und dort neue Möglichkeiten nutzen? Dann überlege, ob du lieber in einer großen Stadt oder an einer kleineren Hochschule studieren möchtest. In Großstädten gibt es oft mehr kulturelle Angebote und andere Freizeitmöglichkeiten, dafür sind hier aber auch die Lebenshaltungskosten höher.

Neben der Stadt sollte natürlich auch (oder in erster Linie) die Universität selbst eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für den Studienort spielen. Informieren Sie sich am besten über den Ruf der Universität (speziell für den ausgewählten Studiengang), zum Beispiel mithilfe von offiziellen Hochschulrankings, der Ausstattung und den Angeboten der Hochschule und Erfahrungsberichten von anderen Studenten.

Achtung:
Einige Studiengänge sind an bestimmte Zugangsvoraussetzungen geknüpft, wie den Numerus Clausus (NC), also eine bestimmte Abiturnote. Falls die Abiturnote Ihres Kindes nicht ausreicht, bieten manche Universitäten auch eine Reihe von alternativen Zugangsmöglichkeiten an, wie Auswahlverfahren, Eignungstests oder Wartesemester. Um die jeweilige Frist nicht zu verpassen, ist es wichtig, sich frühzeitig zu informieren. Das gilt auch für die normale Bewerbung bzw. Einschreibung.

Bewerbung bei der Universität
Einige Studiengänge erfrodern eine Bewerbung bei der Universität - Symbolbild: © Racle Fotodesign - stock.adobe. com

Die Bewerbung

Studiengänge, die keine Zulassungsbeschränkung haben, erfordern keine Bewerbung. Das trifft auf knapp die Hälfte der Studiengänge zu. Hier kann sich Ihr Kind einfach (z. B. online) bei der Universität einschreiben, wobei auch hier Fristen zu beachten sind. Für Studiengänge mit Zulassungsbeschränkung muss sich Ihr Kind bewerben. Je nach Studienfach gibt es hierfür verschiedene Verfahren:

  • Bundesweite Bewerbung (online): Für manche Studiengänge wie Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie ist eine Online-Bewerbung über das Portal Hochschulstart notwendig [2]
  • Örtliche Bewerbung (online): Manche Hochschulen nutzen ebenfalls die Möglichkeit der Online-Bewerbung über das Portal Hochschulstart für Ihre Studenten.
  • Örtliche Bewerbung (direkt bei der Hochschule): Die meisten Hochschulen bieten die direkte Bewerbung an.

Unabhängig von der Art des Bewerbungsverfahrens ist es wichtig, die folgenden drei Punkte zu beachten. Hierbei können Sie als Eltern Ihr Kind unterstützen:

1. Halten Sie die Bewerbungsfristen ein
In den meisten Fällen endet die Bewerbungsfrist für den Studienbeginn zum Wintersemester am 31. Mai (für Personen, die ihr Abitur schon länger gemacht haben) oder am 15. Juli (für frischgebackene Abiturienten). Für das Sommersemester sollten die Bewerbungen bis spätestens zum 15. Januar bei der Hochschule eingetroffen sein.

2. Achten Sie auf die Vollständigkeit der Bewerbungsunterlagen
Grundsätzlich kann jede Hochschule selbst entscheiden, welche Unterlagen sie in einer Bewerbung wünscht. In der Regel gehört hierzu aber mindestens das ausgefüllte Antragsformular für die Bewerbung auf einen Studienplatz in dem gewünschten Studienfach und die beglaubigte Kopie der Hochschulreife (Abiturzeugnis oder vergleichbares Zeugnis). Das Antragsformular können Sie in der Regel auf der Homepage der Hochschule downloaden, ausfüllen und an die Uni senden.

Bei manchen Studiengängen sind noch zusätzliche Nachweise, zum Beispiel über bereits absolvierte Praktika oder Leistungsnachweise (z. B. für Sport, Kunst, Musik) erforderlich. Einige Hochschulen verlangen für bestimmte Studiengänge auch einen Lebenslauf und/oder ein Motivationsschreiben, aus dem hervorgehen soll, warum sich der Bewerber genau für diesen Studiengang und diese Uni entschieden hat.

3. Schreiben Sie sich nach erfolgreicher Bewerbung an der Universität ein
Nach erfolgreicher Bewerbung erhält Ihr Kind einen Zulassungsbescheid, der es für das Studium an der Universität berechtigt. Hierfür muss es sich allerdings noch einschreiben (immatrikulieren). Dazu werden in der Regel noch weitere Unterlagen wie der Krankenversicherungsnachweis, der Personalausweis, ein Passfoto und die Zahlungsbestätigung des Semesterbeitrags benötigt.

Bei Ablehnung den Studienplatz einklagen?
Bei einer Ablehnung kann man versuchen, den Studienplatz einzulagen - Symbolbild: © MQ-Illustrations - stock.adobe. com

Was tun bei Ablehnung?

Leider ist nicht jede Bewerbung auf einen Studienplatz erfolgreich. Kommt ein Ablehnungsbescheid, ist die Enttäuschung zunächst groß, doch auch dann sollten Sie die Hoffnung nicht endgültig aufgeben, sondern Ihrem Kind Trost und Mut zusprechen. Denn auch nach einer Ablehnung gibt es noch Chancen auf den Studienplatz.

Zum einen gibt es oft ein Nachrückverfahren. Durch Bewerber, die ihre Zulassung nicht annehmen, werden später wieder Plätze frei. Entsprechende Hinweise stehen in der Regel im Ablehnungsbescheid oder können bei der Universität selbst erfragt werden. Viele Hochschulen setzen die abgelehnten Bewerber auf Wunsch auf eine Warteliste. Um zu erfahren, wie groß die Chancen sind, dass Ihr Kind doch noch einen Studienplatz bekommt, können Sie gemeinsam den Platz auf der Liste erfragen.

Manche Universitäten nutzen ein Losverfahren, um noch freie Studienplätze zu besetzen. Zwar sind die Chancen hier relativ gering, aber vorhanden. Allerdings müssen auch hier Fristen eingehalten werden, die ebenfalls bei der jeweiligen Uni zu erfragen sind.

Studienplatz einklagen

Eine andere Möglichkeit, trotz Ablehnungsbescheid einen Studienplatz zu bekommen, ist, Klage einzureichen. Dazu muss zunächst (innerhalb der vorgegebenen Frist) Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid der Uni eingereicht werden. In der Regel lehnt die Uni diesen ab. In diesem Fall können Sie eine sogenannte Kapazitätsklage einreichen.

Die Klage beruht auf der Annahme, dass die Universität trotz Ablehnung noch über freie Kapazitäten verfügt und Ihrem Kind einen Studienplatz anbieten könnte, worauf es in diesem Fall einen Anspruch hätte. Die Universität muss dann nachweisen, dass sie ihre Kapazitäten voll ausgeschöpft hat. Gelingt dieser Nachweis nicht, hat die Klage Erfolg. Hierbei sind jedoch einige wichtige Formalien wie Fristen einzuhalten. Deshalb sollten Sie hierfür unbedingt einen spezialisierten Rechtsanwalt einschalten, der über das nötige Know-how und Erfahrung mit Studienplatzklagen verfügt. Er kann Sie beraten, wie die Erfolgsaussichten einer Klage sind und wie Sie am besten vorgehen. [3]

Quellenangaben und weiterführende Informationen:
  • [1] Studieren oder erstmal eine Berufsausbildung? Die Bundesagentur für Arbeit informiert auf ihrer Webseite und bietet auch persönliche Beratung an.
    https://www.arbeitsagentur.de/k/berufsberatung-jugendliche
  • [3] Auf der Webseite https://www.heinze-studienplatzklage.de/ informieren spezialisierte Rechtsanwälte über die Möglichkeiten einen Studienplatz einzuklagen. Sie nformieren über den rechtliche Rahmen der Studienplatzklage und über mögliche Strategien.
  • [2] Sehr viele hilfreiche Infos zum Thema Studieren gibt es auf der Service-Plattform https://hochschulstart.de/. Außerdem werden hier im Auftrag der Bundesländer zentral die Studienplätze für die bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengänge Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie vergeben.

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