Wutanfall beim Kleinkind - Was tun?

Text: K. L. (Mutter) / Letzte Aktualisierung: 28.10.2023

Wutanfall beim Kleinkind
Wie geht man mit einem Wutanfall beim Kleinkind um? - Foto: © Arsenii - stock.adobe. com

Wutanfälle sind besonders im Alter zwischen 2 und 6 Jahren keine Seltenheit. Kaum ein Tag vergeht, an dem die lieben kleinen ihren Kopf nicht mit Gewalt durchsetzen wollen. Auf der Suche nach dem eigenen "Ich" kämpfen sie gegen Grenzen an und versuchen so, sich immer mehr als eigene Person zu identifizieren. Im Grunde ein sehr wichtiger Prozess - doch nichtsdestotrotz können Wutanfälle ziemlich an den Nerven zerren und neben Ratlosigkeit und Unverständnis auch selbst zu Aggressivität führen. Was können Eltern tun, bei einem Wutanfall beim Kleinkind?

Wutanfall beim Kleinkind zeitlich einplanen

Je nach Alter und Temperament des Kindes sind es meist immer ähnliche Situationen, welche zu Wutanfällen führen. Eltern tun gut daran, solche Wutmomente in ihrer zeitlichen Planung zu berücksichtigen. Wenn Sie wissen, dass Ihr Nachwuchs regelmäßig am Morgen seine kritischen fünf Minuten bekommt, dann stellen Sie einfach den Wecker etwas früher. Wer unter zeitlichem Stress steht, der verliert bei einem Wutanfall viel eher die Nerven. Mit etwas mehr "Luft" können Sie das ganze zumindest etwas gelassener sehen.

Was sollen nur die Nachbarn denken?

Das Kind stampft so wütend auf, dass Sie befürchten, den Mietern unter Ihnen fällt gleich die Decke auf den Kopf? Es schreit und brüllt und Sie haben das Gefühl, dass jeder im Haus Ihr Kind hört? Wohl vielen Eltern geht es so, wenn der Nachwuchs einen Wutanfall hat. Da hilft nur eines: gehen Sie in die Offensive und sprechen Sie die Nachbarn an. Ein paar erklärende Worte zur derzeitigen Situation und Sie werden sehen: die meisten Mitbewohner werden Ihre Lage verstehen! Klar, es gibt auch Nachbarn, welche das Wutgebrüll des Kindes als willkommenen Anlass für einen Streit über Kinderlärm aufgreifen. In so einen Fall können Sie nur versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren und "drüber zu stehen".

Mein Wille oder Dein Wille

Was passiert bei einem Wutanfall? Das Kind bekommt etwas nicht, was es gern möchte oder es empfindet die von Ihnen gestellten "Forderungen" als so ungerechtfertigt, dass es losbrüllt. Nun beginnt das Tauziehen. Wer gewinnt wohl? Muss das Kind nur lang genug schreien, bevor Mama oder Papa nachgeben? Oder merkt es: hier ist eine Grenze, da kann ich tun und lassen was ich will - meine Eltern bleiben standhaft? Egal was Ihr Nachwuchs für ein Theater veranstaltet: bleiben Sie fest und geben Sie nicht nach! Denn wenn Sie es tun, legen Sie so den Grundstein für den nächsten Wutanfall. Lesen Sie auch: Wie Kinder lernen mit Frust umzugehen

Die Nerven behalten

Das Geschrei und Gezeter eines wütenden Kindes geht an die Nerven. An manchen Tagen stehen Sie schon auf und wissen: gleich kommt wieder so eine Situation und somit ein Wutanfall. Planen Sie am besten schon in ruhigeren Zeiten vor. Wie wollen Sie reagieren, wenn der Nachwuchs wieder seine Show abzieht? Langsam bis 10 zählen oder sich erstmal einen Tee kochen? Vielleicht mit der Freundin telefonieren? Für 5 Minuten ins Bad gehen und sich die Stöpsel vom mp-3-Player in die Ohren stecken? Zugegeben: das Wutgebrüll zu ignorieren fällt fast allen Eltern schwer. Aber in der Situation des Wutanfalls ist Ihr Kind für beschwichtigende Worte sowieso nicht zu haben. Da hilft auch kein Geschrei Ihrerseits. Denn egal wie Sie auf Ihr Kind einwirken: es bekommt somit Aufmerksamkeit und genau das ist es, was es möchte. Bevor Ihre eigenen Aggressionen hoch kochen und Sie die Nerven verlieren, sollten Sie am besten das Zimmer verlassen. Lenken Sie sich ab und versuchen Sie, ruhig in den Bauch hinein zu atmen. Langfristig helfen auch Yoga-Übungen oder Autogenes Training recht gut.
Wutanfälle sind sehr anstrengend und belasten nicht selten die ganze Familie. Damit Sie diese Phasen besser überstehen, ist es wichtig, dass Sie gut für sich selbst sorgen. Regelmäßige Auszeiten - und seien sie noch so klein - helfen Ihnen Atem zu holen und neue Kraft zu tanken.

Mädchen hat einen Wutanfall im Supermarkt - Was tun
Wutanfall - Was tun im Supermarkt? - Foto: © AntonioDiaz - stock.adobe. com

Wie kann man mit einem Wutanfall bei Kindern in der Öffentlichkeit umgehen?

"Ich will jetzt das Spielzeugauto!!! Ich WILL es haben!!!! Maaaama!!!" Wütend und völlig aufgelöst steht der 4-jährige Tim in der Spielzeugabteilung des Drogeriemarktes und probt den Aufstand. Seine Stimme schwillt an, Tränen schießen aus seinen Augen und er fuchtelt wild mit den Armen herum. Seine Mama weiß: gleich ist es soweit und er wird sich schreiend auf den Boden werfen. Sie schaut sich vorsichtig um und tatsächlich: die ersten Leute beobachten schon die hier stattfindende Szene.
Lesen Sie dazu: Sollte ich meinem Kind jeden Wunsch erfüllen?

Die Reaktionen der Mitmenschen

Ein Wutanfall in der Öffentlichkeit ist immer unangenehm und verunsichert nicht selten die Eltern des tobenden Kindes. Sie meinen, alle Welt schaut ihnen zu und sie ernten ja tatsächlich verschiedenste Reaktionen aus der Umwelt. Die Einen raten "Das Kind braucht mal eine ordentliche Tracht Prügel" und die Anderen meinen "Das kenne ich auch von unserem Nachwuchs". Prüfende Blicke, verständnisloses Kopfschütteln und nerviges Augen verdrehen - all das müssen Eltern eines wütenden Kindes in solch einer Situation ertragen. Und dabei brauchen sie gerade jetzt alle Nerven für ihren brüllenden Nachwuchs...

Proben und großer Auftritt in der Öffentlichkeit - Im Supermarkt, Kindergarten oder Spielplatz

Eines Vorweg: die Proben für diesen "Auftritt" in der Öffentlichkeit sind bereits zu Hause in den eigenen vier Wänden gelaufen. Dort probiert sich das Kind zuerst aus und "testet" seine Eltern. Wie lange muss ich schreien, um meinen Willen zu bekommen? Wann wird meine Mama weich? Was muss ich veranstalten, um sie rumzukriegen? Mit welchen Methoden kann ich sie beeindrucken? Und dann geht es hinaus auf die große Bühne - im Supermarkt will das Kind die Schokolade, im Spielzeugladen die süße kleine Puppe, an der Imbissbude unbedingt die heißgeliebten Pommes. Was können Eltern tun, um solche unangenehmen Situationen zu meistern?

So können Sie auf einen Wutanfall Ihres Kindes in der Öffentlichkeit reagieren

Die Situation vorher in Gedanken durchspielen
Wut- und Trotzreaktionen des Kindes sind oft vorhersehbar. Es sind meist immer wieder ähnliche Situationen, welche aus dem sonst so lieben Kind einen wahren "Wutbatzen" machen. Das können Sie als Eltern ausnutzen, indem Sie die Situation und mögliche Lösungsstrategien bereits im Vorfeld gedanklich durchgehen. Wie genau möchten Sie reagieren, wenn Ihr Kind einen Wutanfall hat? Was können Sie im Vorfeld vielleicht tun, damit es gar nicht erst so schlimm wird? Und welche Konsequenzen soll das Verhalten des Kindes nach sich ziehen?

Standhaft bleiben bei Wutanfall im Supermarkt, auf dem Spielplatz oder im Kindergarten
Auch wenn es unangenehm ist: bleiben Sie standhaft und lassen Sie sich nicht von dem heftigen Wutgebrüll Ihres Nachwuchses beeindrucken. Wenn Sie festgelegt haben, dass es heute keine Schokolade aus dem Supermarkt gibt, dann gibt es auch keine. Punkt. Aus. Ende. Geben Sie jetzt nach, so weiß Ihr Kind: ich muss nur lange genug schreien und dann bekomme ich meinen Willen! Somit wären die Voraussetzungen mehr als günstig, dass der nächste Wutausbruch in Kürze folgen wird.

Die Situation verlassen
Nicht jeder Tag ist gleich. Manchmal nimmt man als Eltern den Wutanfall des Kindes mit einem Schulterzucken hin und manchmal hält man diesen und die Reaktion der anderen Leute darauf kaum noch aus. Haben Sie so einen Tag erwischt, dann verlassen Sie nach Möglichkeit mit ihrem schreienden Kind die Situation. Es bringt gar nichts, wenn Sie hierbei die Nerven verlieren. Vertagen Sie dann den Einkauf oder brechen Sie das gemütliche Treffen mit der Freundin im Cafe ab.

Konsequenzen vorher besprechen
Sie kennen genau die Situationen, in denen Ihr Nachwuchs seine berühmten Wutanfälle bekommt. Meist ist es der Einkauf, da es hier viele verlockende Dinge gibt, welche das Kind unbedingt haben will. Sprechen Sie vorher mit ihm ab, wie Sie reagieren werden, wenn das Wutgebrüll losgeht. Viele Eltern schnappen sich dann ihr Kind und bringen es unverzüglich zum Auto. Dort wird es in den Kindersitz verfrachtet, angeschnallt und das Auto verschlossen. Atmen Sie tief durch, zählen Sie langsam bis 10 und versuchen Sie an etwas Schönes zu denken. Je nach Alter und Temperament Ihres Kindes können Sie dann den Einkauf allein fortsetzen.
Hinweis: Im Sommer, wenn es heiß ist, wird es im Auto sehr schnell ebenfalls heiß. An solchen Tagen sollten Sie Ihr Kind niemals allein ins Auto setzen! Dann besser den Einkauf abbrechen.

Reagieren Sie unerwartet
Sind Sie spontan und haben genügend Selbstvertrauen? Dann reagieren Sie doch mal völlig unerwartet! Wirft sich Ihr Kind schreiend auf den Boden, so tun Sie es ihm gleich und brüllen mit. Oder analysieren Sie gemeinsam mit den anderen Passanten in der Fußgängerzone das wütende Etwas, was sich nicht mehr in den Kinderwagen befördern lassen möchte. Sie könnten die Leute direkt ansprechen: "Was würden Sie sagen? Der Stimme nach zu urteilen könnte es sich um eine Art Löwe handeln, oder was meinen Sie? Haben Sie so etwas schon mal live gesehen?" Damit schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie lassen die Situation nicht passiv über sich ergehen und Ihr Kind wird ob der ungewohnten Reaktion mit großer Wahrscheinlichkeit mit seinem Gezeter aufhören. Vielleicht müssen Sie ja auch beide lachen!

Ein Wutanfall beim Kleinkind gehört zur gesunden Entwicklung dazu. Die Kleinen entdecken immer mehr ihr eigenes Ich und grenzen sich somit von den Eltern ab. Die Zeit der Wutanfälle ist eine sehr wichtige Phase - und manchmal hilft allein dieser Gedanke, um nicht in dem Strudel aus Wut und Trotz unterzugehen.
Und wie geht man mit der Trotzphase um?

Erziehung