Wie Kinder an Musik heranführen?

Text: H. J. (Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin) / Letzte Aktualisierung: 13.07.2022

Mutter und Tochter beim Musizieren
Durch gemeinsames Musizieren kann man Kinder für Musik begeistern - Symbolbild: © Konstantin Yuganov - stock.adobe.com

In diesem Artikel erklärt eine Pädagogin wie man Kinder an Musik heranführen und in den entsprechenden Altersklassen fördern kann:

Kinder und Musik - Vom ersten Heranführen bis zur optimalen Förderung

Dass die Entwicklung von Kindern durch eine erweiterte Musikerziehung positiv beeinflusst wird, ist nicht erst seit der Langzeitstudie "Musik(erziehung) und ihre Wirkung" bekannt, die zwischen 1992 und 1998 an Berliner Grundschulen durchgeführt worden war. Die Studie wurde vom Musikwissenschaftler und Musikpädagogen Professor Hans Günther Bastian geleitet und sammelte Ergebnisse unter anderem hinsichtlich der sozialen Kompetenz, der Intelligenz, der Konzentration, der Selbstkonzeption und den Schulleistungen im Allgemeinen durch den Einfluss der Musikerziehung. Generell lässt sich sagen, dass Kinder in allen Bereichen besser abschnitten, denen eine erweiterte musikalische Früherziehung zuteil wurde. Das Interesse an der Musik und am Musizieren zu wecken und den Spaß daran zu erhalten, liegt jedoch nicht allein in den Händen von Lehrern oder Erziehern. Auch die Eltern können einen großen Beitrag dazu leisten und mit ihren Kindern gemeinsam die Freude an der Musik entdecken.

Warum das Musizieren die persönliche Entwicklung unterstützt

Das Spielen eines Musikinstrumentes zu erlernen, gehört zu den komplexesten Tätigkeiten, zu denen Menschen fähig sind. Beim Musizieren werden viele Sinne beansprucht und es kommt sowohl auf die Grob- und die Feinmotorik an. Außerdem ist eine hohe Aufmerksamkeit notwendig und man muss bestimmte Entscheidungen in extrem kurzer Zeit treffen können. Wird nach Noten gespielt, müssen zudem viele Informationen gleichzeitig verarbeitet werden, die nicht nur die Melodie, sondern auch das Tempo, die Lautstärke und den Takt betreffen. Das Musizieren in einem Ensemble oder einer Gruppe fördert darüber hinaus die Teamfähigkeit.
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Menschen nehmen Musik bereits im Mutterleib wahr

Was viele werdende Mütter längst vermuten, haben Wissenschaftler der Universität Helsinki etwas genauer untersucht. Im Jahr 2013 veröffentlichten sie eine Studie dazu, welche Informationen Babys bereits im Mutterleib aufnehmen und auch behalten. Dazu hatten sie eine Gruppe schwangerer Frauen ausgewählt, die in den letzten Schwangerschaftsmonaten mehrfach pro Woche bestimmte Melodien von einer CD abspielten. Mithilfe von Hirnstrommessungen direkt nach der Geburt und im vierten Lebensmonat stellten die Wissenschaftler fest, dass die Babys, die diese Musik im Mutterleib gehört hatten, stärker darauf reagierten als Säuglinge einer Kontrollgruppe. Akustische Reize scheinen also das Gehirn eines Menschen schon zu prägen, wenn er noch gar nicht geboren ist. Die finnischen Forscher mutmaßen zudem, dass das frühzeitige Hören von Musik sowohl die spätere Sprachkompetenz als auch das Erinnern und Lernen verbessern kann. Werdende Mütter tun daher sich selbst und ihren Kindern etwas Gutes, wenn sie in der Schwangerschaft Musik hören oder vielleicht sogar selbst musizieren. Mehr über die Sprachentwicklung bei Kindern

Welche Musikinstrumente für Kinder?

Kinder mit verschiedenen Musikinstrumenten
Welche Musikinstrumente für Kinder? - Symbolbild: © Ilike - stock.adobe.com

Diese Instrumente sind für Kinder geeignet:

Nicht jedes Musikinstrument ist leicht zu erlernen. Daher empfehlen Musikpädagogen meist diese Musikinstrumente für Kinder in den verschiedenen Altersklassen:

Musikinstrumente für Babys

  • Trommel
  • Rassel
  • Klangholz
  • Glockenspiel

Musikinstrumente für Kleinkinder

  • Blockflöte
  • Klavier
  • Geige
  • Cello
  • Triangel

Musikinstrumente für Schulkinder

Musikinstrumente für Teenager

  • Oboe
  • Klarinette
  • Saxophon
  • Kontrabass
  • Querflöte

Babys und Kleinkinder lieben Musik

Bereits unsere Großeltern wussten, dass weinende Babys durch das Vorsingen von Liedern beruhigt werden können und fast jeder Erwachsene wird sich an schöne Momente aus seiner Kindheit erinnern, zu denen bestimmte Kinderlieder gehören. Musikpädagogen meinen, dass sich ein Glücksgefühl beim Singen auf das Baby überträgt und dabei hilft, dass Mutter und Kind eine glückliche Einheit bilden. Welche Musik Eltern bevorzugen, soll dabei keine wesentliche Rolle spielen, so lange sie selbst diese Musik mögen und genießen. Werden Lieder häufig wiederholt, singen Kleinkinder bald selbst mit und manche erfinden sogar eigene Liedchen. Auch wenn nicht jedes Kind als Wunderkind geboren wird, erfreuen sich doch auch schon Kleinkinder am Musizieren mit einfachen Instrumenten wie Trommeln, Rasseln oder Klanghölzern. Mit deren Hilfe können Eltern das Taktgefühl ihres Kindes fördern. Eltern sollten allerdings nicht zu ehrgeizig sein und ihre Kinder bereits zu früh zum Erlernen eines Instruments zwingen. Nur der spielerische Umgang mit der Musik wird dazu beitragen, dass die Freude daran nicht frühzeitig erlischt. Eine große Rolle bei der musikalischen Förderung eines Kindes kann die richtige Auswahl der Kinderkrippe oder der Kindertagesstätte spielen. Eltern sollten sich daher bereits bei der Suche nach einer Einrichtung nach deren musikalischen Konzepten erkundigen.

Musik im Vor- und Grundschulalter - So können Eltern das Talent ihres Kindes erkennen und fördern

Kinder, die die Vor- oder die Grundschule besuchen, haben sich meistens schon einige musikalische Grundlagen aneignen können und äußern oftmals selbst den Wunsch, ein Instrument zu erlernen. Eltern erkennen das Musiktalent ihres Kindes zum Beispiel daran, dass dieses ein starkes Interesse an Musik zeigt, sich selbst gern musikalisch ausdrückt und bereits im Vorschulalter über ein großes Repertoire an Liedern verfügt sowie diese sauber intoniert und ausdrucksvoll singen kann. Unter Umständen werden Lehrer die Eltern auf die musikalische Begabung ihres Kindes hinweisen und Tipps dafür haben, wie sich diese fördern lässt. In den meisten Städten gibt es Musikschulen oder privat tätige Musiklehrer, die Instrumenten- oder Gesangsunterricht anbieten. Sinnvoll ist es dann, eine oder mehrere Probestunden zu vereinbaren, in denen auch herausgefunden werden kann, für welches Musikinstrument das Kind besonders begabt ist. Auch hierbei ist jedoch ein falscher Ehrgeiz der Eltern eher hinderlich als von Nutzen. Ein Kind, das beispielsweise das Geigenspiel eher widerwillig erlernt, wird vermutlich nie ein erfolgreicher und glücklicher Geigenvirtuose werden. Eltern müssen nicht unbedingt selbst ein Instrument spielen, um die Musikalität ihres Kindes zu fördern. Es gibt aber viele Möglichkeiten, diese zu unterstützen, wie zum Beispiel:

  • das gemeinsame Singen
  • der Besuch musikalischer Veranstaltungen
  • eine vielfältige Auswahl musikalischer Angebote im Haushalt, wie CDs, Schallplatten oder Online-Angebote
  • das Schaffen von Möglichkeiten zum Üben
  • die Unterstützung der Teilnahme an Wettbewerben, Auftritten oder Festivals
  • die Unterstützung der Mitwirkung an einem Chor, einem Orchester oder einer Band

Mögliche Probleme:
In jedem Fall sollten Eltern aber auch viel Geduld aufbringen, denn gerade zu Beginn des Erlernens eines Instruments werden einige Missklänge sicher nicht ausbleiben. Aber was, wenn sich die Nachbarn dann über Lärmbelästigung durch Musik beschweren? Ab wann ist Hausmusik Lärmbelästigung?

Musikalische Kinder ab der fünften Klasse fördern

Im Alter von elf bis dreizehn Jahren haben sich viele Kinder bereits für ihr Lieblingsinstrument entschieden und manche äußern dann sogar schon den Wunsch, später einen Beruf im Bereich der Musik auszuüben. Eine gute Vorbereitung darauf kann dann der Besuch eines Musikgymnasiums sein, wie zum Beispiel:

  • Carl Philipp Emanuel Bach-Gymnasium in Berlin
  • Sächsisches Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber in Dresden
  • Thomasschule zu Leipzig in Leipzig
  • Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen in Regensburg

In einem Musikgymnasium werden bestimmte musikalische Fächer wie die Gehörbildung, die Musiktheorie sowie Komposition unterrichtet. Die Voraussetzung für die Aufnahme ist es meistens, dass das Kind mindestens ein Instrument spielt, eine überdurchschnittliche Neigung zum Musizieren zeigt und eine Aufnahmeprüfung besteht. Unter Umständen fallen Semestergebühren und Kosten für die Unterbringung in einem Internat an. Besteht die Möglichkeit des Besuchs eines Musikgymasiums nicht, kann die Wahl einer Allgemeinbildenden Schule mit separater Musikklasse eine gute Alternative sein. Hierbei handelt es sich in der Regel um Kooperationen mit Musikschulen. Für besonders begabte Jugendliche gibt es zudem die Möglichkeit, als Jungstudent an Wochenendseminaren einer Musikhochschule teilzunehmen. Auch hier sind eine Aufnahmeprüfung und die Zahlung von Semesterbeiträgen Voraussetzung. Sogenannte Frühförderprogramme werden zum Beispiel von den folgenden Musikhochschulen angeboten:

  • Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH)
  • Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
  • Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
  • Hochschule für Künste Bremen

Wenn Jugendliche musizieren

Die Pubertät bringt für viele Kinder große Veränderungen mit sich und auch das Interesse an der Musik und am Musizieren kann sich in dieser Zeit verändern. Plötzlich macht das Spielen des bisher geliebten Instrumentes keinen Spaß mehr und das regelmäßige Üben wird zur lästigen Pflicht. Der Zwang durch die Eltern hat dann wenig Erfolg, denn nur, wenn gern musiziert wird, werden Erfolge sichtbar sein. In vielen Fällen nehmen die Jugendlichen nach einiger Zeit das Instrument wieder von selbst in die Hand oder erlernen sogar ein neues. Manchmal entdecken Kinder sogar erst in der Zeit der Pubertät ihr Interesse für die Musik und benötigen Unterstützung dabei, ihr neues Hobby ausüben zu können. Diese leisten Eltern zum Beispiel durch den Kauf eines Instruments, dem Bezahlen des Musikunterrichts und der Gewährleistung der Zeit zum Üben.

Musikalische Früherziehung:

Erziehungstipps:

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