Gute Mutter trotz Flaschenkost

Text: A. B. (Medienwissenschaftlerin / Journalistin, Mutter) / Letzte Aktualisierung: 04.01.2023

Mutter füttert ihr Baby mit der Flasche
Gute Mutter trotz Flaschenkost - Foto: © Robert Kneschke

In diesem Artikel erfahren Sie wie man trotz Flaschenkost eine gute Mutter sein kann.

Jenseits des Still-Zwangs: Eine gute Mutter sein trotz Flaschenkost

Während es noch in den 1970er Jahren fast schon als Statussymbol galt, sich Kunstmilch leisten zu können und die Flaschennahrung Mütter, die ihre Kinder mitten in die Frauenbewegung hineingeboren hatten, unabhängiger machte, ist Stillen heute schon lange wieder "in". Dass Stillen in fast allen Fällen das Beste für das Kind ist, ist natürlich unbestritten. Doch ist das tatsächlich ein Grund dafür, Frauen, die die Flasche geben, gleich pauschal als Rabenmutter abzustempeln? Müssen sich alle, die sich nicht dem vielerorts vorherrschenden gesellschaftlichen Stillzwang beugen, schuldig und als Versagerin fühlen, weil ihr Körper nicht das tut, was Mutter Natur für ihn vorgesehen hat? Kaum ein anderes Thema wird in Babykursen oder Krabbelgruppen unter Müttern im Erziehungsjahr dermaßen ideologisch diskutiert, wie dieses. Komplett einschüchtern lassen sollte man sich als "Flaschenmama" von herablassenden Blicken oder abschätzigen Hebammen deswegen aber nicht. Denn man kann eine gute Mutter sein - trotz Flasche.
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Selten läuft es so "wie von selbst"

Ein gutes Argument dafür: Lieber eine glückliche Flaschen-Mama als eine unglückliche Still-Mama. Wer das Stillen als Verkörperung der Mutterliebe schlechthin hochstilisiert und das Flaschenfüttern als herzlosen, egozentrischen Akt abkanzelt, ignoriert bei all der Schwarz-Weiß-Malerei die riesige Grauzone, die dazwischenliegt. Denn Fakt ist auch: Stillen ist nicht immer einfach. Es ist sogar eher selten so, dass es läuft "wie von selbst". Es gibt hundert gute Gründe, um zu stillen und hundert gute Gründe, um nicht zu stillen. Für die Flasche sprechen unter anderem auch: Man weiß immer genau, wie viel das Kind getrunken hat, der Partner kann in die "Mahlzeiten" besser miteinbezogen werden, untergewichtige Kinder nehmen schneller zu und es gibt keine Brustentzündungen oder Schmerzen beim Anlegen. Wenn es also trotz wochenlanger schmerzhafter Mühsal nicht so recht klappt, das Kind auch trotz Milchpumpe nie ruhig wird, dann kann es eine legitime Lösung sein, die Pre-Milch anzurühren und ohne übertriebene Schuldgefühle zu sagen: Ich habe es versucht und es hat nicht funktioniert. Zentral ist es die selbstbestimmte Entscheidung der Frau. Denn ihr gutes Gewissen ist ebenfalls wichtig für die Entwicklung des Babys.

Bevor man das Stillen komplett aufgibt

Doch bevor man das Stillen komplett aufgibt, sollte man einiges zumindest in Erwägung ziehen. Bei Stillproblemen sollten Sie zunächst immer mit ihrer Hebamme sprechen. Sie kennt sich auch mit dem Stillen aus und kann Tipps geben. Es gibt auch Stillberaterinnen, die sich gerne ihrer Probleme annehmen und mit Ihnen nach individuellen Lösungen suchen. Auch kann es manchmal sinnvoll sein eine Stillpause zu machen. Sollte auch das alles nicht helfen, lassen Sie sich von ihrem Kinderarzt oder ihrer Hebamme beraten was bei der Flaschenkost zu beachten ist.
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Innige Bindung herstellen ist auch mit Flasche möglich

Oft heißt es, dass Mütter, die ihren Kindern die Flasche statt der Brust geben, nicht so eine intensive Beziehung zu ihrem Baby aufbauen können. Dieses Argument ist nicht unbedingt immer gerechtfertigt. Eine Mutter kann ebenso eine enge Bindung herstellen, wenn darauf geachtet wird, dass möglichst nur Mutter und Vater die Flasche geben - und nicht etwa gleich von Anfang an die halbe Verwandtschaft, die gerade zu Besuch da ist. Eine wichtige Rolle spielt auch, dass man sich voll und ganz aufs Füttern konzentriert und nicht nebenher telefoniert oder laut fernsieht. Übrigens: Gleiches gilt übrigens auch fürs Stillen. Wichtig ist einfach die Nähe und die Zeit, die Sie für Ihr Kind haben. Genießen Sie diese Zeit einfach gemeinsam.
[Bitte beachten Sie: Unsere Artikel können nicht den Rat eines Arztes ersetzen. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte immer an einen Arzt Ihres Vertrauens!]

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