Schielen bei Kindern - Strabismus

Ein Mädchen beim Augenarzt
Beim Verdacht, dass Ihr Kind schielt, sollten Sie einen
Termin beim Augenarzt machen - Foto: © CandyBox Images

Wenn Kinder schielen

Verharmlosend als Silberblick bezeichnet, ist das Schielen bei Kindern mehr als nur ein kleiner Schönheitsfehler. Während Eltern Neugeborener Kinder in den ersten Lebensmonaten das ungefährliche Schielen ihres Babys gern als niedlich empfinden dürfen, müssen sich Eltern von Säuglingen ab einem halben Jahr ernsthaft mit dem Thema Schielen befassen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt empfiehlt sich sicherheitshalber der Gang zum Augenarzt, denn bleibende lebenslange Schäden könnten bei einer Verharmlosung die Folge sein.

Schon bei Verdacht handeln

Nicht immer ist Schielen auf den ersten Blick offensichtlich erkennbar. Haben Eltern oder Erzieher eines Kindes jedoch nur den geringsten Verdacht, das Kind könne diese Sehstörung haben, ist der Gang zum Mediziner unausweichlich. Spätestens bei der regulären U-Untersuchung wird der Kinderarzt auf das Schielen hinweisen. Nur ein Arzt kann auch ein Rotationsschielen oder gar einen Mikrostrabismus erkennen, bei dem der Schielwinkel schlecht erkennbar ist, da er unter 5 Grad liegt.

Schielen erkennen

Bei einem schielenden Kind arbeiten die jeweiligen Augenmuskeln ungleichmäßig, die Augen werden fehlerhaft koordiniert. Von den sonst parallel stehenden Pupillen weichen eine oder sogar beide ab, dies kann sowohl nach oben oder unten, innen oder außen geschehen. Besonders deutlich zeigt sich dies, wenn ein Gegenstand vor den Augen des Kindes vor und zurück bewegt wird. Aber auch ungeschickte Bewegungen, Kopfschmerzen, Augenkneifen oder das regelmäßige Schließen eines Auges gehören zu den Symptomen. Kinder mit dieser Sehstörung haben in der Regel Probleme beim räumlichen Sehen.

Unbehandeltes Schielen hat ernste Folgen

Normalerweise sieht jedes Auge einzeln und schickt dieses Bild an das Gehirn. Dieses vereint die beiden Bilder zu einem. Bei einem schielenden Kind kommen jedoch unterschiedliche Bilder an. Das Gehirn des Kindes versucht nun, dies zu korrigieren und zu beheben, indem es eines quasi "ausblendet". Die Folge: ein Auge wird geschwächt. Bleibt dies bis zum sechsten Lebensjahr unbehandelt, so kann eine lebenslange einseitige Sehschwäche - eine Amblyopie - entstehen. Sie ist ab dem achten Lebensjahr irreparabel und bleibt lebenslang.

Verschiedene Typen des Strabismus

Mediziner unterscheiden zahlreiche Typen des Schielens. Sie haben vielseitige Ursachen. Bei Kleinkindern tritt beispielsweise häufig das so genannte Begleitschielen auf (Strabismus concomitans). Egal welche Augenbewegung das Kind macht, der Winkel der Fehlstellung bleibt gleich, dadurch kann das Kind nicht räumlich sehen. Meist ist das schielende Auge von einer schwächeren Sehstärke betroffen. Ursachen neben einem unbehandelten Sehstärkenfehlers, zum Beispiel Weitsichtigkeit, können aber auch eine vererbte Fehlstellung der Pupillen oder Geburtsfehler sein. Eine andere Form des Strabismus ist das Latente Schielen, die Heterophorie, welche beispielsweise nach einer Gehirnerschütterung oder starken Ermüdung auftreten kann. Ursache ist in diesem Fall eine Gleichgewichtsstörung der Augenmuskeln. Das Lähmungsschielen hingegen hat seine Ursache wie der Name bereits verrät in der Lähmung eines oder mehrerer Augenmuskeln, die betroffenen Kinder sehen oft Doppelbilder.

Nach der Diagnose die Therapie

Konnte der Arzt die Ursache des Schielens ermitteln, wird er in einzelnen Stufen den Strabismus behandeln. Bei einer Weitsichtigkeit des Kindes, wird beispielsweise eine Brille angepasst. Liegt hingegen eine einseitige Sehschwäche vor, muss diese zunächst behoben bzw. behandelt werden. Ist zum Beispiel die Netzhauterkrankung geheilt, so gilt es, die Entwicklung des schielenden Auges zu beobachten. Oft legt sich das Schielen dann wieder. Ist diese Behandlung leider nicht erfolgreich, wird der Augenarzt eine Okklusionsbehandlung anstreben. Um einer einseitigen Schwachsichtigkeit vorzubeugen, wird das Auge gezwungen, auch mit dem "kranken" Auge zu sehen. Um dafür zu trainieren und die Sehstärke wieder zu verbessern, wird dafür abwechselnd eines der beiden Augen zugeklebt, was jedoch über Jahre andauern kann und die absolute Disziplin des Kindes bzw. der Eltern fordert. Nur selten wird eine Operation notwendig, um das Schielen zu korrigieren.

Im Zweifelsfall sollten Eltern niemals den Gang zum Augenarzt scheuen und alle U-Untersuchungen beim Kinderarzt wahrnehmen. Denn eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann lebenslangen Schäden vorbeugen.
Text: C. D. / Stand: 14.05.2022

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