Diagnose Diabetes - Wie geht es nun weiter?
Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 28.02.2025

"Sie haben Diabetes" - diese Diagnose bekommen jedes Jahr rund eine halbe Million Deutsche von ihrem Arzt zu hören. Meist ohne Vorwarnung im Rahmen des regelmäßigen Routine-Check-Ups. Unabhängig vom Typ ist die Diagnose "Zucker" immer ein großer Schreck, von dem Sie sich als Betroffener oder Angehöriger aber keinesfalls entmutigen lassen sollten. Mit einem guten Diabetesmanagement, das unter anderem Anpassungen des Lebensstils, eine medikamentöse Therapie und regelmäßige Blutzuckerkontrollen umfasst, können viele an Diabetes Erkrankte ein weitestgehend normales und aktives Leben führen. Wichtige Tipps für die erste Zeit nach der Diagnose und darüber hinaus finden Sie in diesem Diabetes-Ratgeber.
Diabetes mellitus: Was ist das eigentlich genau?
Diabetes mellitus steht für eine Reihe von Stoffwechselerkrankungen, die sich unter anderem durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel bemerkbar machen. Dies geschieht je nach Diabetes-Typ entweder, weil die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) nicht ausreichend blutzuckersenkendes Insulin produziert oder aber der Körper das vorhandene Insulin nicht richtig verwerten kann (Insulinresistenz). [ 3 ]
Diabetes Typ 2
In den meisten Fällen (weit über 90 Prozent) liegt ein Diabetes vom Typ 2 vor, der allgemein auch als "Altersdiabetes" bekannt ist, da er vor allem bei Erwachsenen in fortgeschrittenem Alter auftritt. Typ-2-Diabetes entsteht durch eine Insulinresistenz, bei der die Körperzellen immer weniger empfindlich auf das ausgeschüttete Insulin reagieren und der Blutzucker so nicht mehr auf ein normales Niveau absinken kann. Die Resistenz entwickelt sich über Jahre und verursacht erst relativ spät Symptome.
Diabetes Typ 1
Deutlich seltener (etwa 5 Prozent der Fälle) ist Diabetes Typ 1. Betroffen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche, selten auch Erwachsene. Die Ursache für Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunreaktion, durch die das eigene Immunsystem die für die Insulinproduktion zuständigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse attackiert und zerstört, sodass der Körper auf von außen zugeführtes Insulin angewiesen ist. [ 1 ]
Gestationsdiabetes
Eine Sonderform ist der Gestationsdiabetes oder auch Schwangerschaftsdiabetes, der Schätzungen zufolge etwa 5 von 100 Schwangeren betrifft und in der Regel nach der Geburt wieder verschwindet. Studien zeigen jedoch, dass Frauen, die während ihrer Schwangerschaft einen erhöhten Blutzucker hatten, im späteren Leben auch häufiger an einem Diabetes mellitus Typ 2 erkranken.
Diabetestherapie: Wie sieht die Behandlung aus?
Das hängt davon ab, welcher Diabetes-Typ bei Ihnen diagnostiziert wurde. Da die Ursachen für die Zuckererkrankungen verschieden sind (fehlende Insulinproduktion bei Typ-1-Diabetes und Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes) unterscheiden sich auch die Therapien deutlich voneinander. Im Folgenden finden Sie einen Überblick.

Behandlung von Diabetes Typ 2
Bei einem Diabetes Typ 2 oder einer Gestationsdiabetes wird Ihr Arzt versuchen, die erhöhten Blutzuckerwerte durch Veränderungen an Ihrem Lebensstil in den Griff zu bekommen. Häufig lassen sich mit einer Ernährungsumstellung, mehr Bewegung im Alltag und einigen Kilos weniger gute Ergebnisse erzielen und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder zumindest um einige Jahre hinauszögern.
Lässt sich Ihr Blutzucker allein durch Lebensstilveränderungen nicht senken, ist es möglich, dass Ihr Arzt Ihnen zusätzlich ein Medikament wie "Metformin" verschreibt. Der darin enthaltene Wirkstoffe hilft den Blutzuckerspiegel zu senken und auf einem gesunden Niveau zu halten. Schreitet Ihr Diabetes trotzdem weiter voran, müssen Sie Ihrem Körper von außen (meist mit einem Pen-Injektor) Insulin zuführen.
Ihr wichtigster Begleiter bei Diabetes Typ 2 ist das Blutzuckermessgerät. Mit den kompakten Geräten können Sie in Sekundenschnelle Ihren Blutzuckerwert ermitteln und so die Wirksamkeit Ihrer aktuellen Behandlung überprüfen.
Tipp: Da Sie für viele Medikamente in der Apotheke etwas dazuzahlen müssen, kann es für Sie sehr teuer werden. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach einer Zuzahlungsbefreiuung.
Behandlung von Diabetes Typ 1
Bei einem Typ-1-Diabetes lässt sich allein durch eine Ernährungsumstellung oder mehr Bewegung nur wenig ausrichten, da der Körper aufgrund der Schädigung an der Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin produziert. Das wichtigste Mittel bei der Diabetes-Typ-1-Behandlung ist deshalb die Insulintherapie.
Heute werden dazu oft automatische Systeme (AID oder auch Closed-Loop-Systeme) genutzt, die zusammen mit einem permanenten Blutzuckermonitoring am Bauch oder Oberarm rund um die Uhr eine optimale Insulinzufuhr sicherstellen und das ständige Messen und Spritzen von Hand überflüssig machen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung und Sport können die Behandlung sinnvoll ergänzen.
Gut zu wissen:
Ein wichtiger Pfeiler bei der Therapie ist eine Diabetes-Schulung, die sowohl Typ-1- als auch Typ-2-Diabetiker in Anspruch nehmen können. Dabei lernen Sie den richtigen Umgang mit Ihrer Zuckererkrankung. Sie erfahren, wie Sie sich in einem Notfall wie einer Unterzuckerung richtig verhalten oder richtig Blutzucker messen und erhalten Tipps zum Alltag mit Diabetes. Studien zeigen, dass Patienten, die eine Schulung in Anspruch nehmen, besser mit ihrem Diabetes zurechtkommen und seltener an psychischen Problemen wie Depressionen leiden.
Komplikationen vorbeugen: Zu welchen Ärzten muss ich?
Als Diabetiker ist Ihr Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöht, da Organe wie die Augen und Nieren sowie die Nerven und Gefäße durch Diabetes Typ 1 oder Typ 2 auf Dauer in Mitleidenschaft gezogen werden können. Umso wichtiger ist es, dass Sie regelmäßig Untersuchungen bei Ihrem Hausarzt und Fachärzten in Anspruch nehmen. So halten Sie Ihr Risiko für ernste Komplikationen auf niedrigem Niveau und können Veränderungen erkennen, bevor sie Ihnen Beschwerden bereiten. Zu Beginn der Therapie wird Ihr Hausarzt Sie je nach Bedarf an Fachärzte überweisen. Um Termine bei einem Podologen oder Augenarzt müssen Sie sich selbst kümmern.
Hausarzt
Für regelmäßige Blutzuckerkontrollen, den Check anderer relevanter Werte oder auch EKGs und Blutdruckmessungen ist und bleibt Ihr Hausarzt zuständig. An ihn können Sie sich wenden, wenn Sie Fragen bezüglich Ihrer Zuckererkrankung haben. Er kümmert sich sowohl um die Einstellung Ihrer Medikamente (sofern Sie noch kein Insulin erhalten, dann wird er Sie zum Diabetologen / Endokrinologen überweisen) als auch um die Koordination zwischen den Ärzten. Je nach Ausprägung Ihres Diabetes sollten Sie alle drei bis sechs Monate zum Check bei Ihrem Hausarzt.
Diabetologe
Der Diabetologe ist der richtige Ansprechpartner für die fachgerechte Behandlung Ihrer Zuckererkrankung, sofern Sie eine Insulintherapie benötigen. Er führt spezielle Stoffwechseluntersuchungen durch, stellt Ihre Medikation ein und überwacht den Therapieerfolg. Er untersucht Sie auch auf typische Folgeerkrankungen wie offene und schlecht heilende Wunden oder Nervenstörungen. In der Regel sollten Sie Ihren Diabetologen mindestens einmal pro Jahr für eine ausführliche Kontrolle aufsuchen.
Augenarzt
Eine ernste Komplikation von Diabetes ist die diabetische Retinopathie. Bei der Augenerkrankung werden die Gefäße in der Netzhaut so stark geschädigt, dass die Sinneszellen absterben. Anfangs verschlechtert sich langsam die Sehkraft, am Ende droht die Erblindung. Durch eine jährliche Untersuchung bei Ihrem Augenarzt lassen sich Veränderungen an Ihrer Netzhaut rechtzeitig erkennen und behandeln, sodass sich erst gar keine ausgeprägte diabetische Retinopathie entwickeln kann.
Podologe
Die Füße bereiten vielen Diabetikern Probleme. Grund dafür ist die oft schlechte Durchblutung und das reduzierte Schmerzgefühl aufgrund der durch den Diabetes angegriffenen Nerven. Dadurch können beim Schneiden der Nägel oder Abtragen der Hornhaut leicht kleinere Verletzungen entstehen. Diese bleiben bei Diabetikern oft unbemerkt und können sich im schlimmsten Fall infizieren und zu Geschwüren entwickeln. Ein Podologe kennt sich mit der diabetischen Fußpflege aus, kann Ihre Füße auf Anzeichen von z. B. Durchblutungsstörungen überprüfen, sie pflegen und so schwerwiegenden Komplikationen bis hin zur Amputation vorbeugen. Nutzen Sie die Möglichkeiten und gehen Sie mindestens zweimal im Jahr zum Podologen.
Tipp:
Ergänzend zu regelmäßigen Besuchen beim Podologen können Sie aktiv etwas für Ihre Fußgesundheit tun. Dazu gehört passende Schuhe zu tragen, die weder drücken noch reiben. Auch die tägliche Fußwäsche mit lauwarmem Wasser und einer milden Seife trägt zu Ihrer Fußgesundheit bei, ebenso wie eine gründliche (aber vorsichtige!) Nagelpflege, um eingewachsenen Nägeln vorzubeugen. Die tägliche Inspektion Ihrer Füße auf Blasen, Rötungen oder Schwellungen sollte ebenfalls zu Ihrer täglichen Routine gehören. So können Sie Stellen, aus denen sich Verletzungen entwickeln könnten, rechtzeitig schützen oder zum Podologen gehen.
Diabetikersocken können helfen
Zusätzlich können Sie sich spezielle Diabetikersocken kaufen. Der Vorteil: Die Socken sind in der Regel nahtlos gearbeitet und können dadurch keine Druckstellen verursachen. Außerdem bestehen die Socken meist aus atmungsaktiven Materialien, was den Feuchtigkeitsaustausch verbessert und die Haut nicht so schnell aufweicht. [ 2 ]

Foto: © Bert Folsom - alle Fotos: stock.adobe. com
Sport und Genuss: Ist beides trotz Diabetes noch möglich?
Es ist ganz normal, dass Sie nach der Diagnose Zucker Sorge haben, dass sich nun auf einen Schlag Ihr gesamtes Leben ändert und Dinge wie Sport oder das leckere Lieblingsessen ab jetzt tabu sind. Die gute Nachricht gleich vorweg: Beides bleibt Ihnen erhalten und kann - mit einigen kleinen Veränderungen - Folgebeschwerden durch Diabetes vorbeugen und Ihr Wohlbefinden insgesamt verbessern.
Sport und Diabetes? Kein Problem, aber...
Körperliche Bewegung wie zügige Spaziergänge, lange Runden mit dem Hund, Radfahren oder auch Schwimmen wirken sich positiv auf die Insulinempfindlichkeit aus und helfen im Fall von Diabetes Typ 2 den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Wichtig ist, dass Sie nicht einfach loslegen und sich auspowern, sondern zunächst mit Ihrem Hausarzt oder Diabetologen über Ihr Sportprogramm sprechen. In jedem Fall werden Sie Blutzuckermessungen durchführen und im Fall von Typ-1-Diabetes Ihre Insulindosis an die Intensität und Dauer der Aktivität anpassen müssen.
Tipp: Vielen fällt es schwer mit dem Sport zu beginnen. Machen Sie doch ein Familienprojekt daraus. Es gibt zahlreiche Sportarten, die Sie als Familie gemeinsam machen können. Weitere Infos dazu finden Sie in unserer Kategorie Familiensport.
Auf Genuss verzichten? Müssen Sie nicht, aber...
Eine herzhafte Currywurst mit Pommes oder auch mal ein deftiger Schweinebraten - auf Genussmomente wie diese müssen Sie mit Diabetes nicht komplett verzichten, solange sie die Ausnahme bleiben. Wichtig ist, dass Sie sich die meiste Zeit - am besten in Abstimmung mit einem Diätberater - ausgewogen ernähren und wann immer möglich kurzkettige Kohlenhydrate und Fette durch hochwertige Proteine ersetzen. Wenn Sie das hinbekommen, ist der Döner oder die Pizza zwischendurch eine verdiente Belohnung. Denken Sie aber unbedingt danach an das Messen Ihres Blutzuckers, wenn Sie sich außer der Reihe mal einen deftigen Snack erlauben.
Gut informiert: Wo erhalte ich mehr Informationen zu Diabetes?
Diabetes ist eine sehr komplexe Erkrankung mit vielen Aspekten, die sich in einem kompakten Ratgeber wie diesem nicht alle ausführlich beleuchten lassen. Entsprechend werden bei Ihnen einige Fragen, vielleicht auch Ängste zurückbleiben. Eine gute Möglichkeit diese zu klären bzw. besser damit zurechtzukommen, bieten Selbsthilfegruppen. Erkundigen Sie sich zum Beispiel bei Ihrer Krankenkasse, Ihrem Hausarzt oder Ihrem Diabetologen nach Adressen und Ansprechpartnern. Eine weitere Anlaufstelle, bei der Sie mehr über Diabetes und den Umgang damit erfahren können, sind bereits oben angesprochene Diabetes-Schulungen. Diese werden häufig von Kliniken, Diabeteszentren und Krankenkassen angeboten. Hier lernen Sie nicht nur viel über Ihre Erkrankung, sondern können auch mit anderen Diabetikern in Kontakt kommen und sich mit diesen austauschen.
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
- [ 1 ] Das Bundesministerium für Gesundheit informiert auf: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/diabetes.html
über Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 und stellt dort hilfreiche Links zum Thema zur Verfüguung. - [ 2 ] Wissenswertes über Diabetikersocken: https://safersox.de/collections/diabetikersocken
Erfahren Sie warum diese speziellen Socken besonders für empfindliche Füße und Menschen mit Durchblutungsstörungen geeignet sind. - [ 3 ] Die Deutsche Diabetes Stiftung informiert ausführlich und kompetent über die Krankheit: https://www.diabetesstiftung.de/diabetes-was-ist-das-eigentlich