So fühlen Sie sich nach der Schwangerschaft und Geburt wieder wohl im eigenen Körper

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 13.10.2025

Frau fühlt sich nach der Geburt wieder wohl
So können Sie sich nach der Geburt wieder wohlfühlen - Symbolbild: © JenkoAtaman - stock.adobe. com

Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen sind eine körperliche und emotionale Achterbahnfahrt. Ihr Baby ist Ihr ganzer Stolz und Sie könnten gar nicht glücklicher sein. Gleichzeitig verlangt es nach einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung, bei der kaum Zeit für eine Auszeit oder früher selbstverständliche Dinge bleibt. Obendrein sind Sie chronisch übermüdet und haben hier und da noch Schmerzen von der Schwangerschaft und Geburt.

Und dann ist da noch das auf den Kopf gestellte Körpergefühl. Der Bauch ist noch da, aber plötzlich weich, die gedehnte Haut hängt, die Brüste sind empfindlich und vielleicht fallen Haare aus - von Problemen wie der häufig auftretenden Schwangerschaftsinkontinenz ganz zu schweigen. Irgendwie fühlen Sie sich fremd im eigenen Körper, zweifeln vielleicht an Ihrer Attraktivität, sind energielos und wünschen sich, dass einfach alles wieder wie vorher ist. Das ist ganz normal. Sie brauchen einfach Zeit, um in Ihrem neuen Körper anzukommen und sich wieder wohlfühlen. Mit unserem Ratgeber möchten wir Ihnen auf dem Weg dahin helfen.

Körper, Kopf, Chaos: Was die Geburt alles verändert

Eine Geburt stellt Ihr Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. Da kann Ihre Planung in den 9 Monaten Schwangerschaft noch so gut gewesen sein - sobald Sie Ihr Kind nach der Entbindung in den Händen halten, ist von jetzt auf gleich alles anders. Jetzt sind Sie Mutter mit all der Verantwortung für Ihr Baby, die Sie liebend gerne übernehmen.

Dann sind da aber auch die nicht zu unterschätzenden körperlichen und mentalen Folgen der Schwangerschaft und Geburt. Natürlich haben Sie schon vorher gewusst, dass nicht alles genauso bleibt, wie es vorher war und Ihr Körper und Ihr Kopf aufgrund der Strapazen erst einmal Zeit brauchen. Dennoch sind viele Mütter von den Veränderungen überrascht, wenn sie beim ersten Blick in den Spiegel mit der Realität konfrontiert werden.

Viele haben das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein und ein Stück von sich selbst verloren zu haben, wenn auf einmal der zuvor noch pralle Babybauch weich auf und ab bewegt und sich an Hüften, Bauch und Brüsten Schwangerschaftsstreifen abzeichnen. Auch Haut und Haare haben oft nicht mehr diesen schönen Schwangerschafts-Glow und die Energie ist durch die enormen Strapazen der Geburt und die jetzige Vollzeitbetreuung des Babys ebenfalls an einem absoluten Tiefpunkt angelangt.

All das sorgt für ein großes Gefühlschaos: Auf der einen Seite könnten Sie gerade gar nicht glücklicher sein, auf der anderen Seite fühlen Sie sich in Ihrem Körper fremd und unwohl und würden am liebsten sofort wieder zurück zu Ihrem alten Ich.

Ruhe und Akzeptanz statt "After-Baby-Body"-Wahn

Social Media vermittelt frischgebackenen Müttern oft, dass es nur eiserne Disziplin braucht, um schon wenige Wochen nach der Geburt wieder die Kleidergröße von früher zu haben. Dieser After-Baby-Body-Wahn, den Influencerinnen im Netz für Likes und Shares zelebrieren, ist jedoch absolut unrealistisch und obendrein ungesund.

Ihr Körper hat sich durch die Schwangerschaft und Geburt verändert und braucht einfach Zeit. Die Wunden im Körperinneren müssen langsam verheilen, die Organe wieder an ihre ursprüngliche Stelle zurückwandern und die gedehnten Bänder im Becken müssen sich ebenso wie die auseinandergewichenen Bauchmuskeln wieder zurückbilden. Das braucht eine Weile und lässt sich auch nicht durch ein strenges Sportprogramm beschleunigen. Die ersten Monate als Mutter sind zudem sehr kräftezehrend. Sofort nach der Geburt eine Diät zu beginnen ist deshalb keine gute Idee und kostet Sie nur noch mehr Energie.

Nehmen Sie sich deshalb kein Vorbild an den vermeintlichen Übermüttern von Instagram oder TikTok und entfolgen Sie diesen nach Möglichkeit. Versuchen Sie stattdessen Ihren Körper und die jetzige Situation zu akzeptieren. Nicht für immer, aber zumindest für einige Monate oder die ersten ein, zwei Jahre. Sagen Sie sich, dass es einfach zum Mama sein dazugehört, nicht sofort wieder perfekt wie ein Model auszusehen. Wenn Sie sich mal in Ihrer Familie und Ihrem Freundeskreis umhören, verlangt das auch niemand von Ihnen. Mit Ruhe und Akzeptanz werden Sie sich gleich schon viel wohler fühlen.

Frauen beim Rückbildungskurs
Direkt nach der Geburt ist ein Rückbildungskurs sinnvoll - Foto: © Kzenon - stock.adobe. com

Sanfte Bewegung, Beauty und Mode für mehr Wohlbefinden

Dass Sie sich nach der Geburt Ruhe gönnen und Zeit nehmen sollen, heißt nicht, dass Sie nichts unternehmen dürfen, um sich sofort wieder wohler zu fühlen.

Machen Sie ein sanftes Bewegungsprogramm statt Sport
Schweißtreibende Workouts sind in den ersten Wochen und Monaten tabu. Bei der Bewegung nach der Geburt geht es nicht darum, Kalorien zu verbrennen, sondern vielmehr darum, Ihre Körpermitte zu stabilisieren und die Heilung zu unterstützen.
Höchste Priorität hat der Rückbildungskurs. Hier lernen Sie Übungen, um den geschwächten Beckenboden aufzubauen und die Rektusdiastase zu schließen. Ohne diese Grundlage ist Sport eher kontraproduktiv. Erst wenn die Rückbildung abgeschlossen ist und Ihr Arzt oder Ihre Hebamme Ihnen grünes Licht gibt, können Sie langsam wieder mit Sport anfangen. Da Ihr Körper die Bewegung nicht mehr gewohnt ist, sind zunächst gelenkschonende Sportarten wie postnatales Yoga oder auch Schwimmen ideal.

Nehmen Sie sich Zeit für Pflege und Beauty
Eine ungestörte Dusche, etwas Make-Up auftragen oder auch mal wieder ein schönes Parfum tragen, kann maßgeblich zu Ihrem Wohlbefinden beitragen und dazu führen, dass Sie sich selbst wieder besser spüren. Versuchen Sie sich deshalb die Zeit zu nehmen und bitten Sie ggf. Ihren Partner, Ihnen diese halbe Stunde am Tag freizuschaufeln.

Verzichten Sie nicht auf Mode
Auch wenn Ihre Kleidergröße momentan nicht Ihrem gewünschten Ideal entspricht, müssen Sie nicht nur in Jogginghosen oder weiten XXL-Pullis rumlaufen. Für Mamis mit Kleidergröße 44, 46 oder auch 50 gibt es genauso schöne und modische Kleidung wie für andere, die Problemzonen kaschiert und die Vorzüge zur Geltung bringt. Ideal sind zum Beispiel High-Waist-Leggings, weich fließende Blusen und lange, offene Strickjacken. Tipp: Moderne Umstandsmode ist oft so konzipiert, dass man sie auch nach der Geburt tragen kann.
Eine willkommene Unterstützung kann in der ersten Zeit moderne Shapewear bieten. Sie sieht schick aus, lässt Sie sofort nach dem Anziehen schlanker aussehen und gibt Ihnen im Alltag mehr Halt, da sie den Bauch und Rücken unterstützt. Das kann gerade bei einer Rektusdiastase sehr angenehm sein. Außerdem kann sie helfen, dass Sie vielleicht schon jetzt wieder in das eine oder andere Teil von früher passen.

Shapewear kaschiert Problemstellen
Shapewear kaschiert Problemstellen wie z.B. den Bauch - Foto: © staras - stock.adobe. com

Wenn doch alles zu viel wird: Nehmen Sie Hilfe in Anspruch

Sie müssen keine "Super Mama" sein, die alles aus eigener Kraft schafft. Auch wenn Ihnen einige Mütter in den sozialen Netzen weismachen wollen, dass sie die Geburt, den Haushalt und Sport spielend unter einen Hut bekommen und ganz nebenbei auch noch in Teilzeit arbeiten gehen. Hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus. Und es ist auch gar nicht schlimm, wenn Sie sich als Mutter eingestehen, dass alles zu viel ist und Sie Hilfe brauchen. Ganz im Gegenteil: Das beweist Stärke und zeigt Verantwortungsbewusstsein.

Ihr Partner ist Ihr wichtigster Ansprechpartner
Auch wenn Sie es ihn nicht direkt spüren lassen, erlebt Ihr Partner viele Veränderungen an Ihnen mit, jedoch längst nicht alle. In Sie hineinschauen kann er nicht. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich ihm anvertrauen und offen mit ihm kommunizieren. Bitten Sie ihn ruhig direkt um emotionale Unterstützung. Sagen Sie ihm, dass es Ihnen helfen würde, wenn er Sie zwischendurch spüren lässt, dass er Sie noch attraktiv und begehrenswert findet.

Schaffen Sie auch Verständnis. Dass Ihre Laune rasend schnell umschlagen kann, liegt an den Hormonschwankungen nach der Schwangerschaft und Ihrer Unzufriedenheit mit sich selbst. Sprechen Sie das an und machen Sie Ihrem Partner klar, dass das nichts mit ihm zu tun hat. Zögern Sie auch nicht, ihn um praktische Hilfe zu bitten. Möchten Sie sich mal mit einer Freundin auf einen Kaffee treffen oder wieder mit Sport anfangen, lässt es sich sicherlich einrichten, dass er sich mal ein oder zwei Stunden um das Baby kümmert.

Manchmal brauchen Körper und Seele professionelle Hilfe
Ihr Partner kann schon eine große Stütze sein, bei körperlichen Problemen oder wenn die Seele leidet, kommt aber auch er an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Bestes Beispiel sind typische Beschwerden, die nach einer Schwangerschaft oder Geburt auftreten, wie:

  • Inkontinenz/Harnverlust (häufig beim Niesen oder Lachen)
  • Schmerzen im Intimbereich, an der Kaiserschnittnarbe oder am Rücken
  • eine bleibende Rektusdiastase (Lücke zwischen den Bauchmuskeln)
Erster Ansprechpartner bei all diesen Beschwerden ist Ihr Gynäkologe. Bei Bedarf kann er Sie an einen Spezialisten (z. B. Physiotherapeuten für Beckenbodentraining) überweisen. Für fast alle Probleme gibt es eine Lösung, Sie müssen diese also nicht "aushalten".

Manchmal leidet aber nicht nur der Körper, sondern auch die Seele. Und da sprechen wir nicht von dem ganz normalen "Baby Blues", den wohl jede frischgebackene Mama kennt. In einigen Fällen kann es zu einer postpartalen Depression kommen, die anhaltende und starke Symptome wie Traurigkeit, ein Gefühl von Leere und Hoffnungslosigkeit oder auch Angst, Panik und Gedanken sich selbst oder dem Baby etwas anzutun, verursachen kann. Wenn Sie so etwas an sich bemerken, sollten Sie sich vertrauensvoll an Ihre Hebamme oder Ihren Gynäkologen wenden.

Weiterführende Informationen und Quellenangaben:

Die Geburt: