Handyvertrag ohne Handy - Wann sinnvoll?
Text: O. K. (Online Redakteur) / Letzte Aktualisierung: 16.12.2024
Bundles aus Handy und Vertrag erscheinen oft verlockend. Vor allem, wenn das neuste iPhone oder Samsung Galaxy darin enthalten ist. Das teure Smartphone wird in diesem Fall über die monatlichen Mobilfunkgebühren finanziert. Viele Verbraucher empfinden das als bequem, da sie sich um nichts weiter kümmern müssen und immer das aktuellste Gerät in den Händen halten. Wirklich lohnend sind die Bundles allerdings meist nur für einen: den Mobilfunkanbieter. Die clevere Alternative ist oft ein Handyvertrag ohne Handy. Hier nutzen Sie Ihr bestehendes Gerät weiter oder schaffen sich ein günstiges Handy an und zahlen nur für die Tarifnutzung. Wie das geht und worauf Sie dabei achten sollten, erfahren Sie hier.
Handy mit Vertrag: Teure Bundles lohnen sich nur selten
Handy und Vertrag im Paket erhalten und dafür einen monatlichen Fixbetrag bezahlen. Für viele Leute klingt das bequem. Die Bundles haben jedoch oft einen Haken: Die monatlichen Kosten sind hoch, weil damit nicht nur der Mobilfunktarif, sondern auch das Smartphone finanziert wird. Gerade bei Premium-Modellen wie dem Apple iPhone oder Samsung Galaxy S kann das schnell teuer werden. Dazu kommt die lange Vertragsbindung von meist 24 oder (neuerdings sogar) 24+12 Monaten. Diese lässt kaum Spielraum, falls sich Ihre Bedürfnisse bezüglich Ihres Mobilfunktarifs oder auch Ihre finanzielle Situation mal ändern sollten.
Tarif-Bundles mit günstigen Smartphones anderer Hersteller oder kürzeren Laufzeiten sind hingegen auf dem Markt rar gesät. Sie sind für die Anbieter schlichtweg nicht lohnenswert und ziehen nicht die Kunden an, die sich die Unternehmen wünschen. Bundles haben aber noch einen weiteren Nachteil, vor allem, wenn Sie ein durchschnittlicher Handynutzer sind. Die technischen Sprünge zwischen den Gerätegenerationen von Apple, Samsung & Google sind nämlich längst nicht mehr so groß, dass sich ein Wechsel alle zwei Jahre lohnen würde. Unterschiede wie einige Megapixel mehr Kameraauflösung oder neue KI-Features sind eher für Power-User interessant, nicht aber für die alltägliche Nutzung.
Lesetipp: Medienerziehung für Kinder - So lernen Kinder den Umgang mit Handy, Internet und Co.
Handyvertrag ohne Handy: Die flexible Alternative zum Bundle
Wenn Sie flexibel sein möchten und nicht unbedingt das neuste Smartphone brauchen, ist ein Handyvertrag ohne Handy eine sinnvolle Lösung. Im Gegensatz zum Bundle zahlen sie hier wirklich nur für den Tarif, was sich meist in deutlich niedrigeren Gebühren bemerkbar macht. Außerdem können Sie sich für einen Vertrag mit kurzer Laufzeit (z. B. einen Monat) entscheiden, bleiben so flexibler und können bei Bedarf jederzeit den Anbieter wechseln.
Hinzu kommt, dass Sie Ihr aktuelles Handy problemlos weiternutzen können. Damit sparen Sie nicht nur Geld, sondern tun auch gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes. Sie sind aber auch frei darin, sich jederzeit ein anderes Gerät zu kaufen. Bei einem Handyvertrag ohne Handy gibt es keine Gerätebindung. Sie können die SIM-Karte also jederzeit aus dem einen Gerät herausnehmen und in ein anderes Handy stecken. Last but not least ist ein Vertrag ohne vermeintlich subventioniertes Smartphone deutlich transparenter, da in den Preisen keine versteckten Gebühren oder Preiserhöhungen zur Gerätefinanzierung enthalten sind.
Klingt doch alles gut, oder hat die vertragliche Freiheit etwa auch Nachteile? Tatsächlich gibt es da einige Dinge, die Sie bei Ihrer Entscheidung für oder gegen einen Handyvertrag mit bzw. ohne Smartphone bedenken sollten.
Mögliche Nachteile eines Handyvertrags ohne Handy
Ob iPhone 16 oder Galaxy S25 - in den Bundles von z.B. O2 und der Telekom sind Smartphones und Tarife meist genau aufeinander abgestimmt, damit Sie auch wirklich jedes Feature des Vertrags ausnutzen können. Konkret ist das zum Beispiel bei 5G der Fall. Ältere Smartphones sind möglicherweise nicht kompatibel mit dem schnellen Mobilfunkstandard. Ist das bei Ihrem aktuellen Handy auch der Fall, können Sie das 5G in einem Handyvertrag ohne Handy eventuell gar nicht nutzen und müssen stattdessen langsamer mobil surfen.
Ein weiterer möglicher Nachteil bei einem Vertrag ohne Handy ist der nicht vorhandene Austausch- oder Reparaturservice. Bundles enthalten diese Services oft, damit Sie bei einem Defekt schnell und unkompliziert ein neues Gerät enthalten oder ihr bestehendes reparieren lassen können. Wenn Sie Ihr eigenes Smartphone nutzen, müssen Sie im Falle eines defekten Akkus oder einem gebrochenen Displayglas selbst für Ersatz bzw. eine fachmännische Reparatur sorgen, was zusätzliche Kosten bedeutet.
Haben Sie bei Vertragsabschluss noch gar kein eigenes Smartphone, müssen Sie dieses zunächst anschaffen. Im Gegensatz zum Bundle, bei dem Sie das Handy in monatlichen Raten abstottern, müssen Sie den Gerätepreis in der Regel auf einen Schlag bezahlen. Es sei denn, Sie kaufen das Handy auf Raten, was es unter dem Strich aber deutlich teurer macht.
Handyvertrag ohne Handy: Vor- und Nachteile auf einen Blick
Vorteile:
- Flexible Vertragsgestaltung mit kurzer Laufzeit
- Transparente Kostengestaltung ohne versteckte Gebühren
- Einfache Wechselmöglichkeit, da keine lange Vertragsbindung
- Günstige monatliche Gebühren durch Wegfall der Handyfinanzierung
- Gut für die Umwelt, da nicht alle zwei Jahre ein neues Gerät gekauft wird
Nachteile:
- Kein Reparatur- und Gerätetauchservice enthalten
- Neues Smartphone muss auf einen Schlag bezahlt oder finanziert werden
- Ältere Geräte möglicherweise nicht mit allen Features kompatibel (z. B. 5G)
Handyvertrag ohne Handy abschließen: Darauf müssen Sie achten
Haben Sie sich dazu entschieden, einen Mobilfunkvertrag ohne parallel mitfinanziertes Handy abzuschließen, können Sie sich völlig frei auf dem Markt umsehen. Aufgrund des riesigen Angebots an Anbietern, Tarifen und hinzubuchbaren Extras kann das jedoch recht schnell überfordernd sein. Wir haben für Sie die wichtigsten Punkte zusammengefasst, auf die Sie bei der Wahl eines Handyvertrags ohne Handy achten sollten.
Welcher Mobilfunkanbieter?
In Deutschland gibt es zahlreiche Mobilfunkanbieter. Neben großen bekannten Anbietern finden sich auch viele eher unbekannte Anbieter. Hier lohnt es sich die Preise genau zu vergleichen. Überlegen Sie was Ihnen wichtig ist. Ein guter Preis, eine gute Netzabdeckung auch in ländlichen Gebieten, ein großes Datenvolumen etc.?
Übrigens: Genau genommen gibt es derzeit nur drei Netzbetreiber in Deutschland. Diese fungieren als Provider und bieten anderen Anbietern ihre Netze zur Nutzung an.
Prepaid oder klassischer Vertrag?
Bei einem Tarif ohne Handy können Sie zwischen den Varianten Prepaid und Vertrag wählen. Klassische Verträge haben immer eine gewisse Laufzeit (z. B. 1 Monat, 12 Monate oder 24 Monate) und enthalten bestimmte Leistungen, die Ihnen für die Dauer zugesichert werden (z. B. Inklusiv-Datenvolumen, Telefon-Flat in alle Netze, etc.). Die Gebühren für die genutzten Minuten bzw. das Datenvolumen werden monatlich von Ihrem Konto eingezogen. Bei Prepaid ist das Angebot ähnlich, allerdings zahlen Sie hier einen Fixbetrag für die monatliche Nutzung im Voraus und es gibt es keine Vertragsbindung. Sie können die (e)Sim-Karte also jederzeit stilllegen und so die Geschäftsbeziehung zu dem Mobilfunkanbieter beenden.
Tipp:
Durch die volle Kostenkontrolle bieten sich Prepaid-Tarife vor allem für Gelegenheitsnutzer, aber auch Kinder und Jugendliche an. Eine Nutzung über das im Tarif enthaltene Datenvolumen oder die Inklusiv-Minuten hinaus ist nämlich nicht möglich. Lesen Sie auch: Handys für Kinder - Was beachten?
Telefon- und SMS-Flat oder Minutenabrechnung?
Die Flatrate für mobile Telefonie und SMS in alle Netze ist heute absoluter Standard und für einen Handyvertrag ohne Handy auch dringend empfehlenswert. Auf diese Weise müssen Sie beim Telefonieren nicht auf die Uhr gucken und erleben am Ende des Monats auch keine teure Überraschung. Tarife mit Inklusivminuten oder einer Minutenabrechnung gibt es zwar immer noch, diese lohnen sich aber wirklich nur für Ausnahmefälle, wie z. B. Notfallhandys, mit denen Sie nur erreichbar sein möchten, jedoch nur selten bis nie selbst telefonieren.
Kleines Datenpaket oder XXL-Datenvolumen?
Wenn Sie unterwegs mit dem Smartphone im Internet surfen, brauchen Sie einen Vertrag bzw. Tarif mit passendem Datenvolumen. Checken Sie nur ab und zu Ihre E-Mails oder lesen Sie online Nachrichten, sollten 3 bis 8 GB ausreichen. Schauen Sie häufig Videos (z. B. auf TikTok, YouTube, etc.) oder laden Sie größere Dateien aus dem Netz, sind Verträge mit 15 bis 30 GB optimal. Gamen Sie darüber hinaus auch mobil oder nutzen das Handy-Internet auch daheim als DSL-/Glasfaser-Ersatz, sind 30 bis 50 GB eine gute Lösung. Mittlerweile gibt es auch unlimitierte Verträge, die jedoch auch deutlich mehr kosten. Die Möglichkeit viel mit dem Handy zu erledigen kann schnell zur Handysucht führen. Erfahren Sie bei uns wie man diese erkennt und bekämpfen kann.
Achten Sie bei der Wahl eines Tarifs auch auf die Datengeschwindigkeit. Diese ist nämlich nicht überall gleich. Viele günstige Anbieter bieten nur einen Speed von maximal 50 MBit/s. Für die alltägliche Nutzung kann das ausreichen. Wenn Sie jedoch große Dateien runterladen, Videos streamen oder online spielen möchten, kann es schnell knapp werden. In diesem Fall sind Handytarife ohne Handy mit 100 MBit/s oder sogar 300 MBit/s die bessere Wahl.
Achtung:
Bei der Nutzung des mobilen Internets im Rahmen des EU-Roamings steht Ihnen im Ausland oft kein unlimitiertes Datenvolumen zur Verfügung. Hier begrenzen viele Anbieter das Datenvolumen. Werfen Sie deshalb vor der Nutzung im Ausland einen Blick in die Vertragsdetails.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. informiert auf: https://www.verbraucherzentrale.nrw/handyvertrag umfassend über Verbraucherrechte beim Abschluss eines Handyvertrags.
- Über die verschiedenen Arten von Handytarifen können Sie sich auf der Webseite von O2 informieren: https://www.o2online.de/tarife/handyvertrag-ohne-handy/
- Die Bundesnetzagentur gibt wertvolle Tipps zum Anbieterwechsel und der Rufnummermitnahme: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Vportal/TK/InternetTelefon/Wechsel/start.html