Dispokredit erklärt: Alles, was Sie zum Überziehungskredit wissen müssen

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 19.04.2025

Was ist ein Dispokredit
Die Familienfinanzen im Blick behalten - Foto: © magele-picture

Ob Autoreparatur, defekte Waschmaschine oder hohe Nebenkostennachzahlung: Ein Dispokredit kann Ihnen bei finanziellen Engpässen eine schnelle und unkomplizierte Lösung bieten. Er ermöglicht es Ihnen, Ihr Girokonto bis zu einem mit der Bank vereinbarten Betrag zu überziehen und so auch bei unvorhergesehenen Ausgaben flexibel und zahlungsfähig zu bleiben. Doch so praktisch er auch ist, der Dispokredit birgt auch Risiken - vor allem durch hohe Zinsen und Gebühren. In unserem Ratgeber erklären wir Ihnen, wann ein Dispo sinnvoll ist und wie Sie ihn optimal einsetzen, ohne dabei in die Schuldenfalle zu geraten. Darüber hinaus stellen wir Ihnen Alternativen zum Dispokredit vor, die in bestimmten Situationen eine deutlich kostengünstigere Lösung darstellen.

Übersicht:

  • Dispokredit: Was ist das?
  • Wie erhalte ich einen Dispokredit?
  • Welche Kosten fallen für einen Dispokredit an?
  • In welchen Situationen lohnt sich ein Überziehungskredit?
  • Schuldenfalle Dispokredit: So schnell schnappt sie zu
  • Pro- und Contra für die Nutzung eines Dispokredits
  • Alternativen zum Dispokredit

Dispokredit: Was ist das?

Ein Dispokredit (häufig auch Überziehungskredit genannt) ist ein flexibler Finanzrahmen, den Banken ihren Kunden auf dem Girokonto gewähren. Meist ist der Dispo als finanzieller Puffer gedacht, der es Ihnen ermöglicht, Ihr Konto bei Bedarf bis zu einem vertraglich vereinbarten Limit zu überziehen. Reicht das Guthaben auf Ihrem Konto zum Beispiel gerade nicht aus, um eine Tierarztrechnung, die Stromnachzahlung oder eine wichtige Reparatur am Familienauto zu bezahlen, können Sie den unkompliziert Dispokredit in Anspruch nehmen.

Die Höhe des Dispokredits hängt von verschiedenen Faktoren wie dem monatlichen Geldeingang auf Ihrem Konto ab. Auf dieser Basis legt die Bank ein individuelles Limit fest, das Ihnen als finanzieller Rahmen ohne zusätzliche Genehmigung zur Verfügung steht. Diese bequeme und unkomplizierte Verfügbarkeit macht den Dispokredit so beliebt, dass ihn etwa jeder dritte Kontoinhaber in Deutschland besitzt und häufig auch nutzt. Allerdings ist dieser Service der Bank nicht kostenlos. Bei Nutzung des Dispokredits fallen auf den überzogenen Betrag Zinsen an, die meist deutlich höher sind als bei anderen Kreditarten. Deshalb sollte der Dispokredit nur für kurzfristige Überbrückungen genutzt werden. Wenn Sie regelmäßig auf den Dispokredit angewiesen sind, sind Alternativen wie ein Rahmen- oder Ratenkredit oft die bessere Wahl. Mehr dazu finden Sie unter dem Punkt Alternativen zum Dispokredit.

Wie erhalte ich einen Dispokredit?

Einen Dispokredit können Sie meist formlos bei Ihrer Bank beantragen. Am besten kontaktieren Sie dazu Ihren Berater und bitten Ihnen um Einräumung der Kreditlinie. Bei Online-Banken lässt sich der Überziehungskredit meist mit wenigen Klicks im Online-Banking beantragen. Die Voraussetzungen, um einen Dispokredit zu erhalten, sind überall gleich:

  • Sie sind volljährig (mindestens 18 alt).
  • Sie besitzen ein Girokonto bei der Bank.
  • Sie haben einen festen Wohnsitz in Deutschland.
  • Sie verfügen über regelmäßige monatliche Einkünfte.
  • Sie haben keine negativen Einträge in der Schufa.

Welche Art von Einkünften (z. B. Gehalt, Rente, Einkünfte aus Selbstständigkeit) Sie haben, spielt in der Regel keine Rolle. Entscheidend ist, dass sie regelmäßig eingehen und der Bank signalisieren, dass Sie den eingeräumten Dispokredit zurückzahlen können.

Wie viel Dispokredit erhalte ich von meiner Bank?

Bis zu welchem Betrag Sie Ihr Konto mit Genehmigung der Bank überziehen können, hängt vor allem von den Geldeingängen und Ihrer persönlichen Bonität ab. In der Regel gewähren Banken einen Dispo in zwei- bis dreifacher Höhe der monatlichen Zahlungseingänge. Haben Sie zum Beispiel eine Rente oder einen Lohn- bzw. Gehaltseingang von monatlich 2.500 Euro netto, könnte Ihr Überziehungsrahmen zwischen 5.000 und 7.500 Euro liegen. Bei sehr guter Bonität lässt sich der Dispokredit oft flexibel gestalten.

Gut zu wissen:
Ist der Dispokredit einmal eingeräumt, müssen Sie Ihn nicht jeden Monat neu beantragen. Er gilt so lange, bis Sie oder die Bank ihn kündigen. Letzteres kann ohne Angabe von Gründen geschehen. Meist sind die Gründe Arbeitslosigkeit und damit ausbleibende Geldeingänge oder auch eine dauerhafte Nutzung des kompletten Disporahmens.

Welche Kosten fallen für einen Dispokredit an?

Banken verdienen sehr gut mit dem Dispokredit, und zwar umso mehr, je mehr und länger Sie ihn in Anspruch nehmen. Die Dispozinsen gehören zu den höchsten Zinsen der Banken überhaupt und steigen seit Jahren stetig an. Im jüngsten Vergleich der Stiftung Warentest lag der durchschnittliche Dispo-Zins bei über 12 Prozent (Stand: Mai 2024) und damit fast 1 Prozent höher als noch im Jahr zuvor (Mai 2023) und deutlich höher als ein herkömmlicher Ratenkredit. Für Verbraucherschützer wie die Verbraucherzentrale Hamburg stehen solche Zinssätze in keinem angemessenen Verhältnis zur Leistung. Insbesondere weil immer mehr Menschen den Dispokredit aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten häufiger in Anspruch nehmen müssen, können Dispokredite schnell zur Kosten- und Schuldenfalle werden.

Aber: Zumindest in Sachen Transparenz gibt es gute Nachrichten. Alle Banken sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Dispozinssatz online zu veröffentlichen. Das ermöglicht es Ihnen, die Preise Ihrer Bank ganz einfach einzusehen und sie so mit anderen Banken zu vergleichen. Und das ist dringend zu empfehlen, denn die Preisunterschiede sind groß: Die günstigsten Zinssätze liegen bei unter 4 Prozent, die höchsten bei über 17 Prozent. Diese Differenz macht sich schnell auf dem Kontoauszug bemerkbar, vor allem wenn Sie den Dispokredit länger in Anspruch nehmen und Zinseszinsen zahlen müssen. Dispozinsen werden übrigens immer quartalsweise abgerechnet und direkt vom Konto abgezogen.

Ein Dispokredit ist teuer
Den Dispokredit Rahmen kann man mit seiner Bank aushandeln - Foto: © megakunstfoto

In welchen Situationen lohnt sich ein Überziehungskredit?

Das Nutzen eines Überziehungskredits lohnt sich meist dann, wenn Sie sehr kurzfristig zusätzlichen finanziellen Spielraum benötigen und nicht auf den nächsten Gehaltseingang warten können. Da es beim Dispokredit keine Zweckbindung gibt, können Sie das Geld frei verwenden und anschließend flexibel ohne feste Raten zurückzahlen. Sinnvoll kann die Nutzung des Überziehungsrahmen zum Beispiel in den folgenden Situationen sein:

  • Dringende Reparaturen im Haushalt: Wenn ein wichtiges Haushaltsgerät wie die Heizung, die Spülmaschine oder Trockner streikt, können Sie es durch Nutzen des Dispos direkt reparieren lassen oder ersetzen.
  • Medizinische Notfälle im Urlaub: Benötigen Sie im Ausland medizinische Hilfe oder Medikamente, die nicht durch die EU-Krankenversicherung abgedeckt sind, kann Ihnen der Dispokredit eine schnelle Finanzierung ermöglichen.
  • Fällige Rechnungen: Durch Nutzen Ihres Disporahmens können Sie fällige Zahlungen für Handwerker oder andere Dienstleister leisten und so Mahngebühren und im schlimmsten Fall sogar einen Schufa-Eintrag vermeiden.

Auch in vielen anderen Notsituationen, wie z. B. der Beauftragung eines Schlüsseldienstes, weil Sie sich versehentlich ausgeschlossen haben, kann Ihnen der Verfügungsrahmen auf dem Konto schnell finanzielle Hilfe bieten. Was Sie jedoch unbedingt vermeiden sollten, ist den Dispokredit für aufschiebbare Ausgaben zu nutzen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • die Buchung von Ausflügen und Urlaubsreisen,
  • der Kauf von teurer Elektronik, Schmuck oder Kleidung,
  • größere Renovierungen am Haus bzw. in der Wohnung und
  • die Finanzierung von Hobbys (z. B. Kauf von Sportausrüstung).

Für diese vermeidbaren oder zumindest aufschiebbaren Ausgaben sind andere Finanzierungsmöglichkeiten (z. B. Ratenkredit) meist die bessere und günstigere Lösung. Leider ist die Verlockung oft so groß, dass viele Menschen den Dispo dennoch nutzen, um Konsumschulden zu machen. Nicht selten ist das der Einstieg in eine Schuldenspirale.

Schuldenfalle Dispokredit: So schnell schnappt sie zu

Laut aktuellen Statistiken sind mehr als 10 Prozent der Volljährigen in Deutschland mit ihrem Konto permanent im Minus. Die meisten davon sogar mit mehr als 2.000 Euro. Die häufigste Ursache ist ein falsches Konsumverhalten wie zu hohe monatliche Ausgaben für z. B. Handy und Streaming sowie Ratenzahlungen für Elektronik, Kleidung oder Urlaub. Wer nicht aufpasst und den Dispo nicht nur im Notfall in Anspruch nimmt, landet schnell in der Schuldenfalle. Sobald der in Anspruch genommene Überziehungskredit nämlich einmal den monatlichen Geldeingang übersteigt, wird es schwer bis unmöglich, von selbst wieder aus dem Minus zu kommen. Ein Beispiel: Sie haben ein Gehalt von 3.000 Euro, private Kosten von 1.500 Euro und einen Dispokredit von 4.500 Euro, den Sie bis 4.000 Euro ausnutzen. Beim nächsten Geldeingang stehen Sie so nach Abzug aller Kosten noch mit 2.500 Euro im Minus. Nun kommt der Faktor Zinsen hinzu: Bei 12 Prozent Überziehungszinsen kommen pro Monat 25 Euro an Zinsen obendrauf. Gleichen Sie den Betrag nicht zeitnah aus, steigen die Zinsen und die fällige Gesamtsumme Monat für Monat weiter an. Um aus dieser Schuldfalle herauszukommen, müssen Sie entweder zusätzliche Einnahmen generieren oder Ihre Ausgaben stark einschränken. Das ist jedoch nicht immer möglich, sodass oft eine Umschuldung über einen Ratenkredit die sinnvollste und schnellste Lösung ist.
Lesen Sie auch: Wieviel Kredit kann ich mir leisten?

Tipp:
Wenn Sie schon seit mehreren Monaten im Dispo festhängen und keine Möglichkeit sehen, in absehbarer Zeit wieder ins Plus zu kommen, sollten Sie sich vertrauensvoll an Ihre Bank wenden. Oft lässt sich bei einem offenen Gespräch eine gute Lösung finden.

Pro- und Contra für die Nutzung eines Dispokredits

Es gibt mehrere Argumente, die jeweils für und gegen die Nutzung eines Dispokredits sprechen. Im Folgenden haben wir noch einmal die wichtigsten Vor- und Nachteile des Überziehungskredits für Sie zusammengefasst. Am Ende müssen Sie selbst abwägen, ob Sie die bequeme Möglichkeit zur Kontoüberziehung nutzen möchten oder eine der unten aufgeführten Alternativen die bessere Lösung für Sie ist.

Vorteile:

  • Schnell verfügbares Geld ohne zusätzlichen Kreditantrag
  • Keine Beschränkung bei der Verwendung des Geldes
  • Keine fixen Raten oder Fristen für die Rückzahlung
  • Dispozinsen fallen nur bei der Inanspruchnahme an
  • Möglichkeit zur Umwandlung in einen Ratenkredit

Nachteile:

  • Im Vergleich zu anderen Krediten sehr hohe Zinsen
  • Zusätzliche Gebühren bei Überziehen des Dispolimits
  • Hohe Gefahr, schleichend immer tiefer ins Minus zu geraten
  • Banken können Dispokredite jederzeit kündigen
Ein Kreditvertrag
Alternativ zum Dispokredit lieber ein günstigen Ratenkredit oder Geld von Freunden borgen - Foto: © Bernd Leitner, alle Bilder stock.adobe. com

Alternativen zum Dispokredit

Angesichts der vergleichsweise hohen Zinssätze, die Banken für Dispokredite verlangen, lohnt es sich, bei vorübergehenden finanziellen Engpässen nach Alternativen zu suchen. Hierzu gehören unter anderem die folgenden Optionen.

Rahmenkredit

Ein Rahmenkredit funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie ein Dispokredit: Die Bank stellt einen Kreditrahmen zur Verfügung, den Sie bei Bedarf in Anspruch nehmen können. Dieser Kreditrahmen liegt in der Regel zwischen 2.500 bzw. 5.000 Euro und 25.000 Euro. Ähnlich wie bei dem Dispokredit fallen die Zinsen nur auf den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag an. Dieser muss allerdings - anders als der Dispokredit, der durch Geldeingang auf das Konto ausgeglichen wird - in monatlichen Raten zurückgezahlt werden, oft sind aber auch Sondertilgungen möglich. Der Zinssatz für Rahmenkredite ist in der Regel niedriger als bei einem Dispokredit, aber oftmals höher als bei einem Ratenkredit.

Wichtig:
Der Rahmenkredit muss separat beantragt werden und ist nicht an ein Girokonto gekoppelt. Das heißt, Sie müssen bei der jeweiligen Bank kein Girokonto haben, um einen Rahmenkredit zu beantragen. So können Sie sich die Bank mit den besten Konditionen aussuchen.

Ratenkredit

Der Ratenkredit ist der wohl gängigste Kredit und damit auch die häufigste Alternative zum Dispokredit. Bei einem Ratenkredit wird ein bestimmter Betrag zu einem festen Zinssatz geliehen und über einen vereinbarten Zeitraum zurückgezahlt. Die Zinssätze für Ratenkredite sind in der Regel deutlich niedriger als für Dispokredite und die festen Raten mit der vorgegebenen Laufzeit bieten Ihnen Planungssicherheit bei der Rückzahlung. Auch bieten Ratenkredite oft höhere Kreditsummen, können allerdings teilweise auch zweckgebunden sein. Hierauf sollten Sie bei der Kreditsuche achten.

Kreditkarte

Kreditkarten sind eine weitere Möglichkeit zur kurzfristigen Überbrückung finanzieller Engpässe. Anders als ein Dispokredit, der oft nur als Überziehungskredit für ein Girokonto dient, sind Kreditkarten ein weltweit akzeptiertes Zahlungsmittel. Das heißt, sie können auch für Einkäufe und Bargeldabhebungen flexibel genutzt werden. Hierfür können allerdings zusätzliche Kosten in Form von jährlichen Gebühren oder Transaktionskosten anfallen. Während Dispokredite in der Regel ab dem ersten Nutzungstag verzinst werden, erlauben viele Kreditkartenunternehmen eine zinsfreie Zahlungsfrist, die je nach Anbieter und Karte variieren kann, aber in der Regel bei 30 bis 60 Tagen liegt. Die Zinsen für eine Rückzahlung nach Ablauf dieser Frist fallen allerdings oft deutlich höher aus.
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Privatkredit

Ein privater Kredit von Familienmitgliedern oder Freunden kann eine schnelle und kostengünstige Lösung sein. Denn üblicherweise verlangen Freunde oder Verwandte keine oder nur sehr niedrige Zinsen und erlauben eine mehr oder weniger flexible Rückzahlung der Kreditsumme. Allerdings birgt ein Privatkredit immer auch ein gewisses Konfliktpotenzial, das im Ernstfall sogar die Freundschaft oder das verwandtschaftliche Verhältnis belasten kann. Um Missverständnisse und Streit zu vermeiden, ist es deshalb wichtig, bei einem Privatkredit klare Vereinbarungen zu treffen und sich natürlich auch an diese Vereinbarungen zu halten. Dann kann ein Privatkredit eine gute Alternative zum Dispokredit sein, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu decken, kleinere notwendige Anschaffungen oder Reparaturen zu finanzieren. Auch die Unterstützung bei einer beruflichen Weiterbildung oder die Investition in kleine Geschäftsprojekte sind mögliche Anwendungsfälle.

Quellen und weiterführende Informationen für Verbraucher:

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