Bedürfnisorientierte Erziehung: Forscher kritisieren Weg ohne Grenzen

Eine glückliche Familie
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In sozialen Netzwerken diskutieren Eltern heute nicht selten über Kindererziehung. Eine Gruppe vertritt dabei eine möglichst bedürfnisorientierte Philosophie, bei der Kinder kaum Grenzen erfahren. In Familien, die diesem Ansatz folgen, bestimmen nicht selten die Kleinsten über Gewohnheiten und Regeln. Wissenschaftler und Experten aber warnen bereits seit geraumer Zeit vor den negativen Folgen dieser Erziehungsform. Es gibt aber noch viele weitere Erziehungsstile!

Bedürfnisorientiert: Wirklich der richtige Weg?

Bei der bedürfnisorientierten Erziehung geht es vor allem darum, was Kinder wollen. Möchte das Kleinkind nicht am Tisch sitzen, isst die Familie kurzerhand auf dem Boden. Schläft es nur mit Mamas Zeigefinger in der Hand, wird der Mittagsschlaf künftig zur Zwangspause für beide. Wutausbrüche bezeichnen Eltern als Gefühlsstürme. Kinder in solchen Konstellationen ist es kaum möglich, Grenzen zu erfahren und soziales Verhalten zu lernen. Beugen sich Eltern jedem Bedürfnis, laufen Kinder Gefahr, den Blick für andere zu verlieren. Dies kann laut Experten vor allem im späteren Leben zu Problemen führen.

Einfühlungsvermögen? Fehlanzeige!

Forscher an der Universität Bielefeld fanden bereits 2019 heraus, dass es immer mehr Kindern und Jugendlichen an Empathiefähigkeit mangelt. Vor allem Jungen fiel es schwer, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und Mitgefühl zu empfinden. Einige Experten machen auch die bedürfnisorientierte Erziehung verantwortlich für Entwicklungen wie diese.
Eddie Brummelmann, Sozialforscher an der Universität Amsterdam, unterstreicht dies und mahnt zur Vorsicht. Kinder, welche in jungen Jahren nicht gelernt haben, Bedürfnisse und Gefühle anderer zu respektieren, könnten auch später stets Sonderbehandlungen erwarten. Hinzu kommt die Gefahr, dass sich Kinder mit starkem Ich-Fokus und wenig Empathie in sozialen Kontexten wie Schule und Kindergarten schwerer in Gruppen integrieren könnten. Regeln und Grenzen spielen folglich wichtige Rollen in der Kindererziehung. Diese können Eltern auch durchsetzen, ohne dabei den Blick für kindliche Gefühle zu verlieren. Lesen Sie auch: Darum sind Regeln für Kinder sinnvoll