Freiwilligendienst - Was ist das und für wen lohnt es sich?
Text: O. K. (Online-Redakteur) / Letzte Aktualisierung: 19.04.2025

Einmal über den Tellerrand hinausschauen und den eigenen Horizont erweitern, die eigenen Kompetenzen stärken und sich dabei für das Gemeinwohl engagieren oder einfach die Zeit zwischen Schule und Ausbildung/Studium auf sinnvolle Weise überbrücken - all das ist mit einem Freiwilligendienst (FD) im In- oder Ausland möglich. Gerade (aber nicht nur) für junge Leute bietet dieser eine gute Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln und wertvolle Erfahrungen bei gemeinnützigen Tätigkeiten zu sammeln. Welche das sein können, was man dabei verdient und wie man von der Auszeit profitiert, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist ein Freiwilligendienst?
Ein Freiwilligendienst ist eine freiwillige, ehrenamtliche Tätigkeit, die über einen zeitlich befristeten Zeitraum in einem klar strukturierten Rahmen ausgeführt wird. Dauer, Art und Ort der Tätigkeit können sich unterscheiden. So kann der Dienst einige Wochen oder auch ein Jahr lang (oft sogar länger) dauern und in unterschiedlichen Einrichtungen im In- und Ausland absolviert werden. Es gibt verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Voraussetzungen. Auch welche Aufgaben der Freiwilligendienst beinhaltet, ist von Einrichtung zu Einrichtung verschieden, im Fokus stehen jedoch immer gemeinnützige Aufgaben, die einem kulturellen, ökologischen oder sozialen Zweck dienen.
Welche Arten von Tätigkeiten bietet ein Freiwilligendienst?
Ein Freiwilligendienst umfasst eine Vielzahl von Tätigkeiten, die je nach Organisation, Einrichtung und Einsatzbereich variieren können. Typische Einsatzbereiche und Tätigkeiten finden sich in folgenden Bereichen und Beispiel-Einrichtungen:
- Sozialer Bereich (z. B. Kindergarten, Schule, andere Bildungseinrichtungen, Krankenhaus, Beratungsstellen, Pflegeheim für Senioren oder Menschen mit Behinderungen, Einrichtungen für Obdachlose oder andere sozial Benachteiligte, Hospiz)
- Umwelt- und Naturschutz (z. B. Naturschutzprojekte, Tier- und Artenschutzprogramme, Umweltbildung und Aufklärung / Öffentlichkeitsarbeit)
- Entwicklungszusammenarbeit (z. B. Infrastrukturprojekte, Bildungs- und Gesundheitsförderung)
- Kultureller Bereich (z. B. Theater, Museum, kulturelle Austauschprogramme)
Was verdient man im Freiwilligendienst?
Der Freiwilligendienst ist in der Regel ein Vollzeitdienst, bei dem Sie üblicherweise 5 Tage pro Woche 8 Stunden täglich beschäftig sind. Da es sich hierbei um eine Art Ehrenamt handelt, erhalten Sie hierfür nicht wie in einem normalen Beruf ein Gehalt, sondern ein Taschengeld. Wie hoch dieses ausfällt, kann je nach Einrichtung variieren. Viele Einrichtungen stellen den Freiwilligen darüber hinaus auch eine kostenlose Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung.
Tipp:
Wer einen Freiwilligendienst vor dem Abschluss des 25. Lebensjahres absolviert, hat weiterhin Anspruch auf die Fortzahlung des Kindergeldes.
Weitere Infos zum Kindergeld für volljährige Kinder
Wie profitieren junge Leute von einem Freiwilligendienst?
Ein Freiwilligendienst bietet eine ganze Reihe von Vorteilen, von denen junge Leute sowohl in persönlicher als auch in beruflicher Hinsicht profitieren können. Sie können beispielsweise in bestimmte Berufe hineinschnuppern und den Arbeitsalltag durch aktive Mitarbeit nicht nur kennenlernen, sondern auch selbst erleben. Diese Erfahrungen sind wertvoll und können dabei helfen, die eigenen Stärken und Interessen besser kennenzulernen und auf diese Weise die persönlichen beruflichen Ziele weiter zu konkretisieren. Damit eignet sich der Freiwilligendienst besonders für alle, die nach ihrem Schulabschluss noch nicht genau wissen, welche Ausbildung oder welches Studium sie gerne absolvieren möchten.
Der Freiwilligendienst hilft außerdem dabei, selbstständiger zu werden und den eigenen persönlichen und beruflichen Horizont zu erweitern. Dabei tun Sie gleichzeitig etwas Gutes, übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und stärken Ihre sozialen Kompetenzen. Hierzu stehen Ihnen verschiedene Freiwilligendienste im In- und Ausland zur Verfügung.

Freiwilligendienst im Inland
Zu den beliebtesten Freiwilligendiensten im Inland gehören das "Freiwillige Soziale Jahr" (FSJ), das "Freiwillige Ökologische Jahr" (FÖJ) und der Bundesfreiwilligendienst (BFD):
- Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) können Personen zwischen 15 und 27 Jahren in sozialen Einrichtungen absolvieren. Typische Einsatzbereiche sind beispielsweise Krankenhäuser, Seniorenheime oder auch Kindergärten. Das FSJ dauert in der Regel 12 Monate, kann auf Wunsch aber auch verkürzt (mindestens 6 Monate) oder verlängert (auf bis zu 18 Monate, in Ausnahmefällen auch 24 Monate) verlängert werden. - Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
Genau wie das FSJ richtet sich auch das FÖJ an Personen im Alter von 15 bis 27 Jahren. Die Freiwilligen haben hier jedoch einen anderen Arbeitsschwerpunkt. So absolvieren sie ihren Dienst in ökologischen Einrichtungen wie zum Beispiel in Nationalparks oder in Umwelt- und Naturschutzprojekten. Das FÖJ dauert üblicherweise 12 Monate, kann aber ebenfalls auf bis zu 18 (in Ausnahmefällen auch 24) Monate verlängert werden. - Bundesfreiwilligendienst (BFD)
Eine Besonderheit stellt der sogenannte Bundesfreiwilligendienst (BFD) dar. Er wurde 2011 als Nachfolger des Zivildienstes ins Leben gerufen, um sozialen Einrichtungen zu helfen, für die Zivildienstleistende eine wichtige Säule ihres Personals waren. Der BFD kann anders als das FSJ und FÖJ von Freiwilligen aller Altersgruppen und auf Wunsch mehrmals absolviert werden. Einzige Voraussetzung: Sie müssen die Schulpflicht erfüllt haben. Der BFD dauert in der Regel 12 Monate, es ist aber auch möglich, die Dauer auf 6 Monate zu verkürzen oder auf 18 (maximal 24) Monate zu verlängern. Der BFD kann in vielen sozialen, ökologischen und kulturellen Einrichtungen und auch im Zivil- und Katastrophenschutz absolviert werden.
Freiwilligendienst im Ausland
Im Ausland ist ebenfalls ein Freiwilligendienst möglich. Mit einem Dienst im Ausland können Sie - neben den bereits genannten Vorteilen - neue Länder, Kulturen und Lebensweisen kennenlernen und Ihre Sprachkenntnisse verbessern oder erweitern. Auch hier gibt es diverse Programme wie den Europäischen Freiwilligendienst und das Programm weltwärts.
- Europäisches Solidaritätskorps (ESK)
Mit dem Europäischen Solidaritätskorps bietet die Europäische Union ein Förderprogramm für einen Freiwilligendienst in einem EU-Land oder (benachbarten) Partnerland der EU. Hier können junge Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren in verschiedenste Bereiche der gemeinnützigen Arbeit tätig werden. Die Tätigkeiten sind breit gefächert und reichen vom Einsatz in Umweltschutzprojekten über Projekte in der Flüchtlingshilfe bis hin zur Arbeit in Katastrophengebieten (z. B. bei Erdbeben oder Fluten). Die Dauer des Freiwilligendienstes variiert je nach Projekt und Einsatzbereich zwischen 2 und 12 Monaten. - Freiwilligendienst weltwärts
Wer außerhalb der Europäischen Union einen Freiwilligendienst absolvieren möchte, findet in dem Programm weltwärts viele Möglichkeiten zum gemeinnützigen Engagement in den Ländern des Globalen Südens. An dem Programm beteiligen sich zahlreiche Organisationen in Osteuropa, Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien. Einen Großteil der Kosten trägt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die übrigen Kosten die jeweilige Entsendeorganisation. Angeboten wird das geförderte Programm für Personen im Alter von 18 bis 28 Jahren, die sich in den Bereichen Kinder- und Jugendförderung, Bildung, Gesundheit, Klima, Umwelt- und Artenschutz, Sport, Kultur, Landwirtschaft, Gleichberechtigung und Menschenrecht engagieren möchten. In der Regel dauert eine Teilnahme 12 Monate, manchmal ist auch eine kürzere (mindestens 6 Monate) oder längere Teilnahme (bis zu 24 Monaten) möglich.

Wie bereitet man sich auf einen Freiwilligendienst vor?
Die Entscheidung für einen Freiwilligendienst sollte gut überlegt und vorbereitet sein. Das Wichtigste bei der Vorbereitung ist, einen passenden Freiwilligendienst auszuwählen. Dabei hilft es, sich über die eigenen Motivationen und Ziele bewusst zu werden. Warum möchten Sie einen Freiwilligendienst leisten? Möchten Sie bestimmte Fähigkeiten oder Kompetenzen erwerben, sich beruflich (neu) orientieren oder allgemein etwas Gemeinnütziges tun? Bevorzugen Sie dabei soziale, ökologische, kulturelle oder andere Einsatzbereiche?
Möchten Sie den Freiwilligendienst im Inland oder im Ausland absolvieren? Falls Sie einen Auslandsdienst erwägen, welche Länder oder Regionen interessieren Sie hierfür besonders? Berücksichtigen Sie bei der Auswahl nicht nur Ihre kulturellen Interessen, sondern auch die klimatischen und politischen Bedingungen im jeweiligen Land sowie Sprachkenntnisse, die Sie vor Ort benötigen, um sich problemlos zu verständigen. Idealerweise hat man zuvor bereits an einem Schüleraustausch zum Sprachen lernen teilgenommen.
Informieren Sie sich über verschiedene Programme, die entsprechende Freiwilligendienste im Inland (FSJ, FÖJ, BFD) oder Ausland (ESK, weltwärts) anbieten. Wichtig sind hier neben dem Einsatzort und -bereich die Startzeiten und Bewerbungsfristen, die oft mehrere Monate vor Beginn der Einsatzzeit enden. Bedenken Sie auch finanzielle Fragen wie die Höhe des Taschengelds und die Kostenübernahme für Anreise, Unterkunft, Verpflegung, etc.
Zur Vorbereitung auf den Freiwilligendienst bieten viele Programme bestimmte Seminare an, zu deren Teilnahme die Freiwilligen grundsätzlich verpflichtet sind. Sie helfen Ihnen dabei, sich auf die sozialen, organisatorischen und möglicherweise kulturellen Herausforderungen am Einsatzort vorzubereiten. Für den Freiwilligendienst im Ausland sollten Sie sich darüber hinaus über notwendige Impfungen und Gesundheitsvorkehrungen beraten lassen und sich über Visa- und Einreisebestimmungen informieren.
Während man den Freiwilligendienst absolviert, sollte man dennoch die Vorbereitung auf das Studium nicht schleifen lassen.
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
- Wissensenswertes über den Freiwilligendienst für junge Leute im Ausland erfährt man auf der Webseite von weltwärts: https://www.weltwaerts.de/de/ Weltwärts ist ein Gemeinschaftswerk des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Zivilgesellschaft.
- Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) informiert über seine Arbeit: https://www.bmz.de/de