Fast Food für Kinder: was und wie viel ist in Ordnung?
Text: A. W. (Ernährungsberaterin) / Letzte Aktualisierung: 22.03.2024
Wer Kinder nach ihrem Lieblingsessen fragt, erhält nicht selten Fast-Food-Gerichte als Antwort. Pizza, Burger, Pommes und Nuggets ziehen dabei nicht nur die Jüngsten in ihren Bann. Und das nicht nur, weil es so herrlich unkompliziert ist. Doch Fast Food eilt ein ungesunder Ruf voraus und viele fragen sich, ob es überhaupt auf den Speiseplan gehört. Der Überblick zeigt: in Maßen ist auch der schnelle Snack völlig okay.
Fast Food, was ist das eigentlich?
Übersetzt bedeutet Fast Food nichts anderes als "schnelles Essen". Hintergrund ist die Tatsache, dass viele Schnellrestaurants binnen kürzester Zeit ganze Mahlzeiten servieren. Dabei haben sich Gerichte wie Burger, Pizza, Döner, Pommes und vieles mehr als besonders beliebt etabliert.
Ernährungsphysiologisch lässt sich Fast Food kaum pauschal einschätzen. Die Unterschiede nämlich können riesig sein, wie etwa der Vergleich eines Veggie-Döners mit einem kleinen Eimer Fried Chicken zeigt. Schon aus diesem Grund wäre es falsch, Fast Food pauschal zu verteufeln und es in jeder Form von Speiseplänen zu streichen.
Burger und Co. sind nicht grundlos beliebt
Was viele Fast-Food-Gerichte eint, ist das Vorhandensein von Fett, Salz und Kohlenhydraten. Bei manchen Gerichten kommen gegebenenfalls auch erwähnenswerte Mengen raffinierten Zuckers hinzu.
Auf den Menschen wirken Fett und Kohlenhydrate dabei anscheinend ganz besonders attraktiv und können sogar dazu animieren, über das Sättigungsgefühl hinaus zu essen. Deutliche Hinweise hierauf haben Wissenschaftler an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Untersuchungen an Ratten entdeckt. Sie fanden heraus, dass ein Verhältnis von 50 Prozent Kohlenhydraten zu 35 Prozent Fett zum Naschen animiert. Die FAU schreibt dazu:
"Kohlenhydrate liefern schnell Energie, Fett ist für die langfristige Versorgung geeignet. Die Forscher vermuten, dass die 50:35-Mischung für den Körper am effektivsten ist und er dementsprechend im Laufe der Evolution darauf getrimmt wurde, solche Nahrungsmittel zu bevorzugen." [ 1 ]
Sehr wahrscheinlich ist es also, dass sich die menschliche Vorliebe für bestimmte Fast-Food-Gerichte sogar evolutionär erklären lässt. Das jedoch bedeutet nicht, dass Menschen jeden Alters der Lust auf Burger und Pizza ungezügelt nachgehen sollten.
Warum kann Fast Food ungesund sein?
Zunächst sei gesagt: es gibt keine per se ungesunden Lebensmittel. Nicht auf den Speiseplan gehört lediglich,
- wogegen Allergien oder diagnostizierte Unverträglichkeiten bestehen
- was verdorben ist
- von Rückrufen betroffene Lebensmittel
- und was in bestimmten Lebensphasen nicht empfehlenswert ist (z.B. verschluckbare Nüsse im Kleinkindalter oder Rohmilchprodukte in der Schwangerschaft)
Ungesund wird es erst dann, wenn es im Speiseplan ein deutliches Überangebot von Fast Food gibt, Kinder viel Zucker, gesättigte Fettsäuren und einfache Kohlenhydrate zu sich nehmen. Riskant ist das nicht nur, weil es Fast Food bisweilen an wichtigen Mikronährstoffen mangelt. Auch kann die hohe Kaloriendichte der schnellen Snacks dazu führen, dass ein Kalorienüberschuss und damit langfristig Übergewicht entsteht.
Ein Fast-Food-Verbot ist weder zielführend noch realistisch
Eltern, die sich nicht sicher sind, wie viel Fast-Food in Ordnung ist oder ob sie es überhaupt erlauben sollten, sind verständlicherweise oft verunsichert. Gerade in sozialen Medien verbreiten vermeintliche Experten unbegründete Angst vor bestimmten Inhaltsstoffen oder Lebensmitteln wie Gluten, Zucker und Öl. Eltern, die bei der Ernährung ihrer Kinder nichts falsch machen möchten, beeinflusst das stark und führt nicht selten zu einer viel zu restriktiven Ernährungsweise.
Verbote im Bereich der allgemeinen Ernährung jedoch sind nicht empfehlenswert. Das gilt vor allem, wenn Eltern ihren Kindern eine angstbesetzte Haltung gegenüber bestimmten Gerichten vermitteln. Langfristig könnte dies die Ausbildung eines gesunden Verhältnisses zu Ernährung sogar behindern und Essstörungen wie Orthorexie begünstigen.
Darüber hinaus lösen sich viele Verbote spätestens im Jugendalter in Wohlgefallen auf - und können im Schlimmstfall sogar zu echten Konfliktherden werden. Jugendliche, die jedoch schon früh gelernt haben, worauf im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung geachtet werden sollte, sind auch im Thema Fast-Food meist besser gerüstet.
Die beste Lösung: bewusster Genuss
Empfehlenswert ist es, wenn die ganze Familie eine entspannte Haltung einnimmt und Fast-Food in Maßen genießt. Auch Gespräche darüber zu führen, warum etwa Cheeseburger und Pommes nur manchmal auf dem Speiseplan stehen, können einen wichtigen Beitrag zur Ernährungsbildung der Jüngsten leisten.
In Fast-Food-Restaurants selbst lassen sich bisweilen auch gesündere Kombinationen zusammenstellen. Zum Hamburger gäbe es dann etwa Apfelschnitze statt Pommes und Wasser statt Limonade. Doch auch das sollte in Absprache erfolgen. Selbst ein volles Menü mit Limonade, Pommes und Burger hat in einem sonst gesunden Lebensstil ab und zu mal Platz.
Zu bewusstem Genuss gehört dabei auch ein Blick auf das, was rund um die Fast-Food-Mahlzeit geschieht. Im Thema Gesundheit und Prävention wichtig ist es dabei, dass Ernährungsempfehlungen wie die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung möglichst oft eingehalten werden und zusätzlich viel Bewegung in den Alltag integriert wird. Dies beugt einseitiger Ernährung, dauerhaftem Kalorienüberschuss und Bewegungsmangel vor.
Fast Food zuhause gesund neuinterpretieren
Gespräche über Fast Food könnten Eltern auch zum Anlass nehmen, die Familienküche aufzupeppen und dabei auf gesunde Zutaten zu achten. Ist das Lieblingsessen der Kinder beispielsweise Pizza, wäre Teig mit Vollkornmehl und abwechslungsreiches Gemüse als Belag vielleicht eine spannende Option. Bei Burgern könnten Vollkornbrötchen als Bun das Weißbrot ersetzen und mit einem selbstgemachten Patty aus Kidneybohnen kombiniert werden. Weitere Ideen für Fast Food zuhause sind etwa
- gefüllte Wraps mit viel Gemüse und Joghurtsauce
- selbstgeschnittene Pommes aus Kartoffeln oder Süßkartoffeln
- Dönertaschen aus Vollkornteig mit selbst angebratenen Geflügelstreifen
Fazit: Nicht streichen, sondern integrieren
Die gute Nachricht für alle Fast-Food-Fans ist, dass ein Verbot wissenschaftlich gesehen nicht notwendig ist, um dennoch gesund zu leben. Interessant ist hier vielleicht auch die berühmte 80:20-Regel, die besagt, dass Ernährung zu 80 Prozent gesund sowie vollwertig sein sollte und zu 20 Prozent Raum für Snacks und weniger vollwertige Dinge bereithalten darf. Letztlich könnte das sogar zu einem entspannteren Umgang mit Ernährung und mehr Spaß an gesunden Entscheidungen führen.
Quellenangabe bzw. weiterführende Informationen für Eltern:
- [ 1 ] Eine Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg über das optimale Mischungsverhältnis von Kohlenhydraten und Fett:
https://www.fau.de/2015/05/news/essen-bis-die-chipstuete-leer-ist/ - Eine Studie zur Häufigkeit und den Auswirkungen von Junk-Food-Werbung in den Medien:
https://www.cyberghostvpn.com/de_DE/privacyhub/junk-food-marketing-what-are-kids-being-fed/
Eltern erfahren hier auch wie sie ihre Kinder vor zu viel Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen können. - Gesundes Fast Food? Einige leckere Alternativen zu den Klassikern stellt die AOK auf ihrer Webseite vor:
https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/so-bereiten-sie-fast-food-gesund-zu/
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