Laissez faire Erziehungsstil

Text: H. J. (Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin) / Letzte Aktualisierung: 03.04.2024

Laissez faire Erziehungsstil
Laissez faire Erziehungsstil: Wenn Kinder alles dürfen...- Symbolbild: © Iurii Sokolov - stock.adobe.com

Laissez-faire - Ein Erziehungsstil ohne zielgerichtete Erziehungsmaßnahmen

Der Begriff Laissez-faire kommt aus dem Französischen und bedeutet in etwa: Lass es machen oder laufen. In der Pädagogik wurde er erstmalig durch den Sozialpsychologen Kurt Tsadek Lewin verwendet, der damit einen Erziehungsstil bezeichnete, bei dem Kinder hauptsächlich sich selbst überlassen bleiben und zielgerichtete Maßnahmen zur Erziehung unterbleiben.

Was ist der Laissez faire Erziehungsstil?

Der Laissez faire Erziehungsstil sollte nicht mit der antiautoritären Erziehung verwechselt werden, der eine spezifische Erziehungspsychologie zu Grunde liegt, bei der die Eltern möglichst wenig oder gar keine Autorität ausüben. Eltern, die ihre Kinder Laissez faire erziehen, verzichten hingegen nicht auf ihre Autorität, sondern verhalten sich mehr oder weniger passiv und neutral. Das bedeutet, dass sie kaum Erwartungen an das Kind hinsichtlich seines Verhaltens stellen beziehungsweise Regeln des Zusammenlebens nicht konsequent einfordern. (Darum sind Regeln für Kinder sinnvoll) Einfach gesagt: Die Eltern lassen ihre Kinder einfach alles machen, ohne fördernd und erziehend einzugreifen. Der Laissez-faire Erziehungsstil ist nicht auf einzelne gesellschaftliche Gruppen begrenzt, sondern kann bei Menschen mit hohem Einkommen und guter Bildung genauso vorkommen, wie bei Eltern mit geringer Bildung und wenig Geld.

Gründe und die Auswirkungen des Laissez faire Erziehungsstils auf Kinder

Gründe für den Laissez faire Erziehungsstil können zum Beispiel eine falsch verstandene Liberalität, Harmoniesucht, fehlende Konfliktfähigkeit, mangelndes Interesse oder Zeitprobleme sein. (So können Sie Zeitmanagement lernen) Manche Eltern und Erzieher nennen als Grund auch, dass die Kinder bei ihrer Entwicklung einen möglichst großen Freiraum erhalten und durch Imitation des Verhaltens der Eltern lernen sollen.

Was sind die Folgen des Laissez-faire-Erziehungsstil?
Es besteht bei diesem Erziehungsstil allerdings die Gefahr der Vernachlässigung des Kindes. Verhaltensauffälligkeiten werden nicht erkannt, das Kind erlernt keine sozialen Werte und Normen. Im schlimmsten Fall entwickelt es sich dadurch zum Außenseiter mit gestörtem Sozialverhalten oder leidet unter Bindungsschwierigkeiten. Häufig werden die Eltern durch die Kinder auch nicht mehr als moralische Instanz betrachtet.

Der Laissez-faire Erziehungsstil in den Augen von Pädagogen und Erziehungswissenschaftlern

Viele Erzieher, Lehrer und Erziehungswissenschaftler stehen der Laissez faire Erziehung sehr skeptisch gegenüber und bemängeln die fehlende Verantwortung der Eltern für ihre Kinder, die auch im späteren Leben noch zu Orientierungslosigkeit führen kann. Neuesten Erkenntnissen nach soll sogar eine Überbehütung weniger schädlich für Kinder sein, als die Laissez faire Methode.

So schreibt Peter Keller im April 2019 folgendes in der Weltwoche über den Laissez-faire Erziehungsstil.
"Kinder von stark Einfluss nehmenden Eltern haben im Gegensatz zu Kindern von Laissez-faire Eltern größeren schulischen Erfolg, sind gesünder und haben mehr Selbstvertrauen." (Weltwoche Nr. 14 vom 04.04.2019, Seite 47).

Die Appenzeller Zeitung hingegen statuierte:
"Mario Andreotti stellt klar, dass die "laissez faire, laissez aller"-Methode ebenso gescheitert ist wie der Gehorsamsdrill früherer Epochen. Vielmehr beinhaltet Erziehung die Vermittlung von Werten und soll dem Kind den Weg bahnen zu einem verantwortungsbewussten Erwachsenen, der seinen Platz in Familie, Beruf und Gemeinschaft einnimmt, der nach Kräften beiträgt zu einem von gegenseitiger Achtung, Rücksicht und Hilfsbereitschaft getragenen Zusammenleben." (Zitat: Appenzeller Zeitung vom 10.11.17, Seite 13)

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