Diphtherie - Eine Kinderkrankheit

Impfpass mit Eintragung der Impfung gegen Diphtherie
Diphtherie tritt heute dank Impfungen kaum noch auf
Foto: © M.Rosenwirth

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Steckbrief Diphtherie

Diphtherie ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, welche nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene ereilen kann. Der Erreger Corynebacterium diphtheriae, ein toxinbildendes Bakterium, gelangt über eine Tröpfcheninfektion in den Blutkreislauf. Das Toxin (Gift) breitet sich aus und wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, so können schwere Schädigungen und sogar der Tod die Folge sein. Dank verbesserter hygienischer Verhältnisse und der vorbeugenden Schutzimpfung kennen viele Menschen die Diphtherie nur noch als Bezeichnung im Impfpass. In den Entwicklungsländern sieht die Lage allerdings anders aus. Dort sterben jährlich noch immer viele Kinder und Erwachsene an der Diphtherie und den Folgen dieser Erkrankung.

Symptome der Diphtherie

Die gefürchtete Infektionskrankheit zeigt sich meist als Rachendiphtherie. In den Entwicklungsländern dagegen tritt häufig die Wunddiphtherie oder die Hautdiphtherie auf - schuld daran sind die schlechten hygienischen Verhältnisse.

Eine Rachendiphtherie beginnt etwa zwei bis vier Tage nach der Ansteckung mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Der Hals schmerzt, das Schlucken macht Probleme und das Fieberthermometer zeigt an, dass die Körpertemperatur leicht bis mäßig erhöht ist. (Fiebermessen bei Kindern) Der gesamte Nasen-Rachen-Raum ist zunächst entzündet und die Schleimhäute zeigen einen grau-weißen Belag, welcher sich nach ein paar Tagen ins bräunliche wandelt. Dieser Belag ähnelt einem Häutchen und wird deshalb von Medizinern auch als "Pseudomembran" bezeichnet. Viele Patienten denken bei diesen Symptomen zuerst an eine einfache Halsentzündung oder an eine Angina und verzögern so die unbedingt notwendige medizinische Behandlung mit Antibiotika und einem Gegengift (Antitoxin). Der typische süßliche Mundgeruch der Diphtherie-Patienten rührt übrigens von diesem Belag der Schleimhäute her. Die Toxine des Bakteriums zerstören jedoch nicht nur die infizierten Regionen, sondern breiten sich auch auf andere Organe im Körper aus. Sie zerstören die Zellmembran und schädigen die Zelle. In Folge dessen kann es unter anderem zu Herzmuskelentzündungen, Lähmungserscheinungen und Nierenversagen kommen.

Schneller Therapiebeginn ist entscheidend

Die Toxine des Bakteriums breiten sich über das Blut im ganzen Körper aus und schädigen auch andere Organe. Daher ist es so wichtig, die Symptome einer Diphtherie rechtzeitig zu erkennen und im Fall der Fälle sowie bei Unsicherheiten umgehend einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann mittels eines Abstriches und der anschließenden Laboruntersuchung die Infektionskrankheit feststellen. Doch ein erfahrener Mediziner erkennt bereits an dem süßlichen Mundgeruch, den geschwollenen Lymphknoten und der Art der Beläge im Rachenraum, dass er einen Diphtherie-Patienten vor sich hat. Um keine Zeit zu verlieren, wird der Arzt schnell reagieren und sofort mit der Therapie beginnen. Der Patient erhält ein Antibiotikum, welches die Erreger abtöten soll. Gleichzeitig erfolgt die Gabe eines Gegengiftes, mit dem Ziel, dass dieses die Bakterientoxine bindet und somit unschädlich macht. Diese Aufgabe kann es jedoch nur übernehmen, wenn das Toxin noch nicht an die Zellen angedockt hat. Ist es dazu bereits zu spät, so ist eine Schädigung der Organe meist nicht mehr zu verhindern. Hier wird deutlich, wie wichtig ein schneller Therapiebeginn ist.

Vorbeugende Schutzimpfung gegen Diphtherie

Die Schutzimpfung gegen Diphtherie hat entscheidend dazu beigetragen, diese akute Infektionskrankheit immer weiter zurückzudrängen. Wichtig ist eine frühzeitige Impfung, um von Anfang an einen wirksamen Schutz zu erhalten. Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) bekommen Säuglinge bereits mit zwei Monaten die erste Impfdosis injiziert. Im dritten und im vierten Monat folgen weitere Impfungen gegen Diphtherie. Die Grundimmunisierung ist abgeschlossen, wenn das Kind mit 11 bis 14 Monaten die letzte Dosis erhält. Doch damit ist natürlich noch kein lebenslanger Schutz erreicht. Auffrischungsimpfungen sollten laut Impfplan zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr und zwischen dem 9. bis 17. Lebensjahr erfolgen. Danach ist eine Auffrischung aller 10 Jahre notwendig. Diphtherie wird übrigens fast immer zusammen mit anderen Impfstoffen (meist als 5-fach-Impfung mit Tetanus, Polio, Keuchhusten und Hib) verabreicht, so dass die Kleinen nicht gegen jede Krankheit einzeln einen Piks aushalten müssen. Übersicht der Impfungen bei Kindern

Geschichte der Diphtherie

1826 führte P. F. Bretonneau den Begriff in den medizinischen Sprachgebrauch ein. Ständig wurde nach Auslösern der Diphtherie gesucht und im Jahre 1884 identifizierte Friedrich Löffler den Erreger im Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin. 1888 erbrachten Èmile Roux und Alexandre Yersin den Toxinnachweis. 1890 entdeckten Emil Adolf von Behring und Shibasaburo Kitasato das Antitoxin im Blut kranker Tiere. Behring forschte weiter auf diesem Gebiet und erhielt 1901 den Nobelpreis für Medizin. Im Jahre 1913 gelang es Behring dann eine Toxin-Antitoxinmischung für die Immunisierung herzustellen. Dank dieser Therapie konnte die Kindersterblichkeit um die Hälfte reduziert werden, was Behring den Ehrentitel "Retter der Kinder" einbrachte.

Diphtherie ist keine Erkrankung, die man auf die leichte Schulter nehmen darf. Nur eine vollständige Grundimmunisierung und regelmäßige Auffrischungsimpfungen können einen Schutz vor dem gefährlichen Erreger der Diphtherie gewährleisten. Sobald die sogenannte Durchimpfungsrate unter einen bestimmten Wert sinkt, kann es wieder zu einem Ausbruch der Diphtherie kommen.
Text: K. L. / Stand: 14.05.2022

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